Zeitreise ins Mittelalter Virtuell unterwegs durch Schloss Burg

Solingen · Museen sind Hüter historischer Ereignisse. Dass dies nicht verstaubt und langweilig sein muss, beweist eine App, in der die Besucher von einem virtuellen Museumsführer durch den Rittersaal begleitet werden.

 Die ehemaligen Herrscher sind auf Schloss Burg. Im Vorhof wacht Engelbert auf seinem Pferd, am Eingang zum Rittersaal Graf Adolf II.

Die ehemaligen Herrscher sind auf Schloss Burg. Im Vorhof wacht Engelbert auf seinem Pferd, am Eingang zum Rittersaal Graf Adolf II.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Große Wandgemälde im Rittersaal von Schloss Burg erzählen die Ereignisse über die wohl berühmteste Schlacht des Mittelalters. Die Reise zurück in das 13. Jahrhundert kann aber für Kinder und Jugendliche durchaus schnell ermüdend werden. Aber was ist, wenn plötzlich Graf Adolf V. von Berg – der wichtigste Protagonist der Schlacht von Worringen – mit seinem weißen Pferd mitten drin im Raum steht ? Dreidimensional und in Lebensgröße. Hier trifft Historie auf Hightech.

Ein informativer Rundgang durch die historische Anlage von Schloss Burg funktioniert auch ohne echten Museumsführer. Die virtuelle Computerfigur erzählt den Besuchern mit Hilfe einer App die Geschichte und Hintergründe des Schlachtgeschehens und ermöglicht somit eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Nicht nur der Museumsbesuch soll damit realer gestaltet werden. „Auch aus museumspädagogischer Sicht ist dies ein großer Fortschritt“, erklärt Klaus Hinger, Schatzmeister und Geschäftsführer des Schlossbauvereins. „Da stehen Menschen hilflos vor diesem Bild. Und wer kann die Geschichte besser erklären, als die Hauptfigur selbst.“

Die App „Schloss Burg AR“ lässt sich vor Ort ganz einfach im App-Store über den freien WLAN-Zugang „SchlossBurgOffen“ herunterladen und läuft auf allen IOS- sowie Android-Geräten. Augmented Reality (AR), auch erweiterte Realität genannt, bezeichnet die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Diese visuelle Ergänzung beziehungsweise Überlagerung der Wirklichkeit mit computergenerierten Zusatzinformationen, Texten, Bildern oder anderen virtuellen Objekten kennen viele bereits aus Fußball-Übertragungen, wenn zum Beispiel die Abseitslinie eingeblendet wird.

Redaktionsmitglied Özge Kabukcu probiert die App im Rittersaal von Schloss Burg aus und lässt sich mit Graf Adolf V. fotografieren.

Redaktionsmitglied Özge Kabukcu probiert die App im Rittersaal von Schloss Burg aus und lässt sich mit Graf Adolf V. fotografieren.

Foto: Özge Kabukcu

„Das Besondere an dieser App ist, dass man den Graf an jedem Ort auf der ganzen Welt erscheinen lassen kann“, erklärt Annabelle Hoppe von der Marketing-Abteilung. Denn wer sich beispielsweise die Geschichte von dem Grafen zuhause oder außerhalb Deutschlands erzählen lassen möchte, kann dies ohne weitere Probleme tun. Vorausgesetzt es gibt einen Internetzugang – „und das Smartphone ist nicht“, wie Hinger sagt, „all zu alt“.

Nachdem die App geöffnet wurde kann der Benutzer im Menü zwischen vier Sprachen wählen. Neben Deutsch, kann das Statement von Adolf V. auch in Englisch gehört werden. Zudem gibt es für spanische oder französische Besucher die Version in deren Sprache per Untertitel. Weitere Sprachen sind in Planung.

Im nächsten Schritt stehen zwei Optionen zur Verfügung, in der die Positionierung des Handys gewählt werden muss. Bei der Option „Stelle mich auf Bild“ handelt es sich um Smartphones ohne Bodensensoren. Hierbei muss die Handykamera für die Bilderkennung entweder auf einen fünf Euroschein, einen ein Dollarschein oder die Vorderseite eines Reisepasses gerichtet werden. Nachdem das Handy den Gegenstand erkannt hat, kann die Szene gestartet werden. Bei der zweiten Option „Stelle mich auf Boden“ handelt es sich um Handys mit Bodensensoren, die den Boden als solches erkennen. Wenn sich Graf Adolf platziert hat, kann die Szene gestartet werden. Allerdings sollte der Raum hell sein und über ausreichend Platz verfügen.

Noch berichtet Adolf V. nur über das Gefecht und den Sieg seines Heeres. Doch zukünftig sollen auch weitere Charaktere auftauchen, die über ihre Geschichten erzählen. „Anne von Kleve zum Beispiel“, sagt Klaus Hinger. Sie wuchs auf Schloss Burg auf und war, wenn auch nur für eine kurze Zeit, Königin von England. Darüber hinaus seien weitere Ideen wie Hologramme in der Planungsphase. So könnte beispielsweise der Graf von Berg in der Ahnengalerie erscheinen und seine Erlebnisse schildern.

Um Graf Adolf V. zu zeigen, wie schön es woanders auf der Welt ist, wie Annabelle Hoppe sagt, kann er überallhin mitgenommen werden. Ob im Urlaub oder auf Geschäftsreise, der Graf soll als Botschafter von Schloss Burg fungieren und die Welt bereisen.

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