Interview mit Birgit Wilms-Regen Gemeinsamkeit hilft in der Krisenzeit

Effeld · Die Gastronomin Birgit Wilms-Regen vom Haus Wilms in Wassenberg-Effeld setzt auf Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen und gemeinsame Konzepte zur Bewältigung der Corona-Krise.

 Brigit Wilms-Regen schaut nach vorne und freut sich nach der Corona-Pause mit neuen Ideen auf ihre Gäste.

Brigit Wilms-Regen schaut nach vorne und freut sich nach der Corona-Pause mit neuen Ideen auf ihre Gäste.

Foto: Laaser, Juergen (jl)

Birgit Wilms-Regen und ihr Mann, der in der Küche das Zepter schwingt, sind Inhaber des Hotel-Restaurants Haus Wilms in Wassenberg-Effeld. Birgit Wilms-Regen gehört zu den leidenschaftlichen Netznetzwerkern ihrer Branche in der Region und ist sicher: Zusammenarbeit und Austausch von Ideen unter Kolleginnen und Kollegen können dabei helfen, die corona-bedingte Krise in der Gastronomie zu überstehen. Ein Gespräch über die aktuellen Herausforderungen und Chancen.

Seit der Wiedereröffnung der Gastronomie nach dem Corona-Lockdown verbreiten Sie mit viel Elan unter anderem mit Facebook-Videos gute Nachrichten. Offenbar sind Sie zufrieden mit dem aktuellen Geschäft und der Kundenresonanz?

Birgit Wilms-Regen Ich bin eine unverbesserliche Optimistin, aber auch Realistin genug, um zu wissen, dass uns nun nicht nur mit einem Fingerschnipp ein ausgebuchtes Haus für die nächsten Monate erwartet. Aber den Kopf in den Sand zu stecken und Pessimismus zu verbreiten, hilft nicht weiter. Wir sind sehr zufrieden, wie es angelaufen ist und sind dankbar für unsere Gäste, die uns das große Vertrauen entgegenbringen, dass wir alles gut machen. Dennoch lässt sich die Realität nicht ausblenden, dass die Gästezahl im Restaurant geringer ausfällt und bei der Hotelbelegung noch viel Luft nach oben ist. Derzeit hilft uns natürlich die Spargelsaison, bei der wir auf besondere Angebote und Aktionen setzen. Aber die geht vorbei und dann heißt es weiter, für den Sommer die Ärmel hochkrempeln. Ausruhen geht nicht.

Ihr Optimismus steht im Kontrast zu vielen besorgten Einschätzungen von Kollegen. DEHOGA-Kreisvorsitzender Wolfgang Wahl etwa sagte gerade erst unserer Zeitung, er sehe für Restaurants und Hotels noch lange kein Licht am Ende des Tunnels. Schwarzmalerei?

Wilms-Regen Die besorgten Einschätzungen sind absolut real. Das ist die Wirklichkeit. Wir sind noch lange nirgendwo angekommen. Das gilt für uns wie sicherlich für alle Kollegen. Aber gemeinsam ist so eine Zeit leichter zu meistern, deshalb sind Kollegennetzwerke und ein guter Austausch jetzt so wichtig. Früher habe ich immer alles alleine gemacht. Seit Jahren besuche ich regelmäßig meine Kollegen, übrigens auch in den nahen Niederlanden, und habe mit vielen schon tolle Projekte gemacht, wir hatten unglaublich Spaß und Erfolg. Wer’s noch nicht gemacht hat, sollte sich jetzt austauschen.

Hoteliers sprechen von einer Stigmatisierung des Kreises als (früherem) „Corona-Hotspot“, was Hotel-Kunden abhalte. Erleben auch Sie solche Vorbehalte?

Wilms-Regen Ja, das ist in den Köpfen der Menschen. Was für uns heißt, dass wir gut informieren und den Gästen vermitteln müssen, dass sie bei uns im Kreis Heinsberg gut aufgehoben sind. Die WfG ist da auch sehr gut unterwegs. Ich bin sicher: Alle Kollegen tun alles dafür, die Auflagen zu erfüllen. Die Unsicherheit der Kunden ist unbegründet.

Sie setzten auf kreative neue Ideen, um der Krise zu begegnen. Was schwebt Ihnen da beispielsweise vor?

Wilms-Regen Neben einem markanten Profil für die Küche – wir setzen etwa hierbei schon seit langem auf Aspekte wie Regionalität und Tierwohl – schätzen Hotelgäste besondere Arrangements und Erlebnisangebote. In unserer Region bieten sich originelle Naturerkundungen im Naturpark Schwalm-Nette und im Meinweg an. Wenn Hoteliers sich persönlich einbringen, kommt das besonders gut an. Wir sollten Gäste viel mehr begleiten und ihnen vermitteln, was wir selbst in unserer Region für besonders interessant oder einzigartig halten, sie etwa mitnehmen zu unseren Lieblingsplätzen im Wald. Wichtig ist aber auch, Menschen mit ins Boot zu nehmen, die sich gut auskennen, Landschaft und Geschichte lebendig erklären können, sportliche Ideen haben oder Entspannungsprogramme und Kreativangebote einbringen. Und da wären wir wieder bei der so wichtigen Zusammenarbeit.

Vor allem wollen Sie solche Ideen mit Kollegen, besonders auch Gastronominnen, teilen oder gemeinsam mit ihnen Konzepte entwickeln. Kürzlich haben Sie dazu eine neue Internetgruppe gebildet. Auch der DEHOGA-Kreisvorsitzende hat eine Initiative zur Zusammenarbeit angeregt.

Wilms-Regen Genau, das sind die Gastro-Friends, denen auch ich angehöre. Es kann nicht genug in diese Richtung geben. Meine im April gegründete Gruppe sehe ich auch nicht als Konkurrenz zu den „Friends“, sondern als Ergänzung, die – nicht nur – aber besonders auch Kolleginnen ansprechen will. Ich habe in den letzten Jahren einige zusätzliche Ausbildungen gemacht. Ich liebe es, mein Wissen zu teilen und habe das auf professionelle Füße gestellt. Ich habe in meinen herausforderndsten Zeiten erfahren dürfen, wie großartig die Zusammenarbeit mit Coaches ist, und das ist das, was ich weitergeben möchte. In meiner Gruppe gibt es regelmäßig Impulse und Anregungen und jeder hat die Möglichkeit, mich alles zu fragen, was ihn/sie bewegt und bekommt darauf Antworten und die Infos, die weiterhelfen. (Kontakt: dialog@birgit-wilms-regen.de)

Welche Tipps haben Sie für Ihre Kolleginnen und Kollegen noch parat?

Wilms-Regen Neben der erwähnten Zusammenarbeit sollten sie viel mehr noch die sozialen Netzwerke für sich nutzen, wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Sinnvoll ist es außerdem, darüber und auch per E-Mail so weit als möglich zu den Gästen persönlich Kontakt zu halten und die Verbindung nach einem Besuch nicht abreißen zu lassen. Ich habe es selbst kaum glauben können, dass Stammgäste während der Schließungsphase bis aus Krefeld zu uns gefahren sind, um sich Essen abzuholen. Sie sagten: „Wir wollen euch jetzt unterstützen.“ Das gibt Auftrieb und zeigt, wie wichtig intensive Kontaktpflege ist.

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