Grenzland Zwar-Gruppen fehlt Geld vom Land

Grenzland · Freizeit gemeinsam, aber ohne Vereinsbindung gestalten: Das machen die „Zwischen Arbeit und Ruhestand“-Gruppen möglich. Doch jetzt hat das Land Fördermittel gestrichen; die Kommunen werden sie nicht ersetzen.

 Ob Boule, Fahrrad fahren, Kegeln oder Gesellschaftsspiele: im Zwar-Netzwerk gibt es unterschiedliche Freizeitangebote.

Ob Boule, Fahrrad fahren, Kegeln oder Gesellschaftsspiele: im Zwar-Netzwerk gibt es unterschiedliche Freizeitangebote.

Foto: Zwar Gruppe/Zwar Gruppe Schwalmtal

Müssen die „Zwar“-Gruppen in Schwalmtal und im Kreis Viersen sich auflösen, weil das Land Nordrhein-Westfalen die ‚Zwar’-Zentralstelle in Dortmund nicht mehr finanziell unterstützt? „Nein. Wir profitieren zwar nicht mehr von der Förderung durch Dortmund. Aber das Zwar’-Leben wird dennoch weitergehen““, sagt Werner Nachtigall. Der Waldnieler gehörte im Herbst 2002 zu den Gründungsmitgliedern der Schwalmtaler „Zwar’-Bewegung, die sich in Schwalmtal in die beiden Ortsgruppen Waldniel und Amern aufgespalten hat.

Was bedeutet die Abkürzung „Zwar“? Zwar steht für „Zwischen Arbeit und Ruhestand“. Die Idee ist, dass sich Menschen an der Schwelle in den Ruhestand eine sinnvolle Betätigung suchen; sie sollen nicht in ein Loch fallen mit der Pensionierung. Das Besondere an Zwar: Die Mitglieder gehören keinem festen Verein an, sondern sie treffen sich nach ihren Interessen. Entsprechende. Aktivitäten werden in unterschiedlichen Gruppen gemeinsam entwickelt und geplant.

Der heute 80-jährige Werner Nachtigall aus Schwalmtal-Waldniel ist ein typisches Beispiel, wie segensreich das Modell wirkt. Mit 63 Jahren wurde er von seinem Betrieb im Ruhrgebiet freigestellt und stand damit vor der Frage: Was tun?

Bis heute ist Nachtigall  der Zwar’-Gruppe treu geblieben und hat in Waldniel als Moderator selbst Verantwortung übernommen. Mit Reinhard Hielscher wechselt er sich als Moderator ab bei den Waldnieler Treffen.

„Wir haben hier im Ort bei Zwar’ mehrere Interessensgruppen, darunter drei Fahrradgruppen, zwei Kegel- und eine Spielegruppe“, berichtet der 80-Jährige. Rund 50 rüstige Rentnerinnen und Rentner gehören zu der Gruppe in Waldniel; im Schwalmtaler Orteils Amern gibt es rund 30 Menschen, die unter dem Zwar’-Motto gemeinsam ihre Freizeit verbringen. Zu den Basistreffen, die im Abstand von vier Wochen stattfinden,  kommen regelmäßig mehr als die Hälfte der Mitglieder. „Die Begeisterung ist dank des Engagements der Mitglieder auch nach 17 Jahren noch vorhanden“, sagt Werner Nachtigall. „Allerdings“, so betont der Waldnieler, sei man  mehr denn je auf die Unterstützung der Gemeinde angewiesen.“

Die hatte Werner Bongartz, der zuständige Fachbereichsleiter im Rathaus,  bereits im Fachausschuss für Soziales und Demographie zugesagt. So dürfen die Zwar`ler auch künftig für ihre Basistreffen den Gemeindesaal im Schwalmtaler Rathaus nutzen. Auf ideeller Basis gibt es ebenfalls weitere Hilfen, Gelder aber nicht.

Abgewiesen hat die Gemeinde hingegen die Anfrage aus Dortmund, die Finanzierungslücke, die durch den Ausstieg des Landes Nordrhein-Westfalen entstanden ist, über das Gemeindesäckel zu schließen. „20.000 Euro im Jahr für die ,Zwar’-Zentralstelle sind zuviel, das können wir nicht leisten“, so Werner Bongartz.

Werner Nachtigall weiß von den anderen ,Zwar’-Netzwerken im Kreis Viersen, dass sie die aktuelle Situation ähnlich einschätzen wie die Schwalmtaler: „Es wird überall weitergehen, auch ohne NRW-Finanzspritze.“ Die Dortmund-Unterstützung äußerte sich beispielsweise in einer Starthilfe zu Beginn, als ‚Zwar’ noch in den Kinderschuhen steckte, und außerdem in Seminar-Angeboten.

 Werner Nachtigall (l.) und Reinhold Hielscher (r.) sind die Moderatoren der Zwar-Gruppe Waldniel.

Werner Nachtigall (l.) und Reinhold Hielscher (r.) sind die Moderatoren der Zwar-Gruppe Waldniel.

Foto: Zwar-Gruppe

Insgesamt gibt es im Kreis Viersen zehn Netzwerke unter der Rubrik ,Zwar’, etwa in Niederkrüchten, Brüggen, Nettetal und kempen. Von ihnen weiß  Werner Nachtigall, dass auch dort die Arbeit weitergehen wird. Denn die Verwaltungen stehen weiter hinter dem Netzwerk.

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