Kreiskulturzentrum Sinsteden Landwirtschaft damals und heute

Rommerskirchen. · Der letzte Rhenag-Tag im Kreiskulturzentrum Sinsteden bot noch einmal vielfältige Einblicke in eine vielseitige Landwirtschaft. Für einen Rheinischen Tiertag 2019 gibt es noch keinen Sponsor.

„Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von Aufklärung.“ So kurz und prägnant wie Peter Herzogenrath antwortet selten einer, zumal wenn es um Sinn und Zweck einer landwirtschaftlichen Ausstellung geht.

Das sind für den Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach die drängenden Themen: „Förderung der Artenvielfalt, Saatgutmischungen für Blühflächen, die Bienenweide, Honig- und Wildbienen.“ Wie bitte? Ist das für Landwirte denn kein hoffnungslos vermintes Gelände? Nützt es der Branche denn überhaupt, aus der defensiven Deckung herauszukommen und argumentativ keck in die Offensive zu gehen? „Klar doch“, antwortet Peter Herzogenrath lapidar. Kommt er mit den Besuchern ins Gespräch, das er im Übrigen bei jeder Gelegenheit sucht, dann kommt er gut an, fallen seine Worte und Beispiele auf fruchtbaren Boden.

Die Chance wollten er und seine Mitstreiter sich auf dem von Kathrin Wappenschmidt wieder einmal glänzend organisierten „Rhenag Rheinischer Tiertag“ nicht entgehen lassen. Chemischer Pflanzenschutz und (Über-)Düngung, strangulierende Tierhaltung und Monokulturen in dieser in den Köpfen steckenden Überzeichnung taugen nicht zur Kennzeichnung der modernen Landwirtschaft. „Wir wollen die Interessen der Agrarwirtschaft spiegeln“, hält die Leiterin des Kulturzentrums Sinsteden entschieden dagegen.

Sie hat ein ganzes agrarisches Kaleidoskop aufgeboten. Landwirte zum Anfassen, eine Menge sind dabei, ein riesiger Gerätepark in einer Halle, wo die stürmische technische Entwicklung von 1948 bis 1997 Revue passiert. Apropos Monokulturen: „Im Rheinland gibt es sowas nicht“, widerspricht Peter Herzogenrath, „sondern drei bis vier Kulturen wechseln sich über die Jahre ab.“ Das ist im besten Sinn auf den mit extrem hohen Bodenzahlen  ausgestatteten Flächen schonend. Allenfalls der Spargel harrt auf seiner Fläche ein Jahrzehnt lang aus.

Solche Informationen gehören unter die Leute, und wenn jemand geduldig und aufmerksam zuhört, könnte er vielleicht zum Multiplikator werden und von nun überzeugt „pro“ moderne Landwirtschaft eingestellt sein. Tiere ziehen immer Besucher an, auch wenn es in diesem Jahr keine Vorführungen gab. Dafür legten sich Rassehühner, drei Esel und eine Mutterkuh mit Kälbern mächtig ins Zeug. Die Hundeschule „Cankuna“ von Daniel Sprengröder aus Rommerskirchen hatte eine „Fun-Strecke“ für die Vierbeiner eingerichtet beriet Frauchen und Herrchen in allen Hundedingen.

Imker boten ihre Produkte feil, andere Aussteller zeigten ausgestopfte Tiere. Sie sollen einmal im Unterricht demonstrieren, was hierzulande doch noch an Hasen, Kaninchen und Füchsen kreucht und fleucht. Auch wenn ein Ernte-Riesen-Trumm sowie ein Rübenroder glauben zu machen schienen, dass Feldarbeit heute im Vergleich zu früher ein Kinderspiel sei, bleibt es dabei: Landarbeit geht auf die Knochen.

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