Literarischer Sommer in Rommerskirchen Kurzweilige Lesung in Sinsteden

Sinsteden · Die französische Autorin Silvie Schenk war zu Gast beim Literarischen Sommer. Eingerahmt wurde der Auftritt von wunderbarer Saxophon-Musik.

 Sylvie Schenk und Heribert Leuchter boten im Kulturzentrum einen vergnüglichen Abend.

Sylvie Schenk und Heribert Leuchter boten im Kulturzentrum einen vergnüglichen Abend.

Foto: Ales Vega

Wie stellt sich eine lange zurückliegende Affäre heute dar? Silvie Schenk gibt im „Roman d´amour“ die Antwort. Unter der Remise des Sinstedener Kulturzentrums trug sich am Freitag Wundersames zu, denn die Deutsch-Französin Silvie Schenk aus Stolberg las aus ihrem neuen Roman vor. Der wurde von Kathrin Wappenschmidt als ein „dichtes und kluges Buch über die Liebe“ vorgestellt.

Musikalisch kongenial begleitet vom Saxophonisten Heribert Leuchter entspann sich ein fesselndes Wechselspiel. Alles ist in diesem dicht geknüpften und sich sprachlich anspruchsvoll gerierenden Ehebruchbericht miteinander verwoben. Dabei steht im Zentrum des Geschehens eine Affäre von Charlotte Moire, die einst eine Affäre mit einem verheirateten Mann hatte. Zunächst hat sie das Erleben in einen Roman gepackt. Und dann sitzt sie irgendwann einer Journalistin gegenüber, die ausdauernd insistiert, dass die Gesprächspartnerin diese Geschichte doch wohl selbst erlebt habe.

Spannend ist beim Zuhören der Vortrag der zweisprachigen Autorin, faszinierend ihre sensible Wortwahl, die ständig zwischen Klartext und romanhafter Beschwörung schwankt. Im Spiegel sieht die imaginierte 70-Jährige als Hauptfigur „eine welke Narzisse“. „Es ist schwer, eine gefühlte Wahrheit einzufangen“, so bekennt die sich widerstrebend Erinnernde. „Was kann an der Liebe denn falsch sein?“, lässt sie an anderer Stelle das Französische in ihr deutlich herauskommen.

Da macht das Zuhören Spaß, unterhält anspruchsvoll, fordert und setzt niemals die Auseinandersetzung in Liebesdingen dem Voyeurismus aus. Überall weitet sich der Blick auf das Leben zu zweit (oder dritt). „Sobald man liebt, wird der Rest der Welt zur Bühnendekoration.“ In der schrittweise aufdeckenden Dreierbeziehung, denn die Interviewerin lässt nicht locker, fürchtet der Geliebte, für ein Monster gehalten zu werden.

In beinahe jedem Abschnitt des Buchs, von dem einige richtig neugierig machende Sentenzen vorgelesen werden, geht es um das Zuverlässig-Partnerschaftliche in der Ehe. Silvie Schenk beobachtet scharf und schreibt ungeschminkt. „Er hatte in mir die ideale Zuhörerin gefunden“, spricht die Interviewte ins Mikrofon. „Für ihn war es schwierig, seine Frau zu lieben, die so unangenehm geworden war.“ Worauf läuft also das alles hinaus? Ist Liebe zwischen Mann und Frau dauerhaft, kann sie es überhaupt sein? Und wie geht man mit Erinnerung um? Das Ende des Buchs gibt die Antwort.

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