Strömungen und Ebbe-Flut-Effekt Warum der Rhein für Schwimmer so gefährlich ist

Rheinberg · Nach dem tödlichen Badeunfall auf dem Rhein zwischen Rheinberg und Duisburg weisen Fachleute noch einmal auf die Gefahren hin, die selbst in Ufernähe bestehen. Durch vorbeifahrende Schiffe entstehe ein Ebbe-Flut-Effekt und ziehe Menschen aufs Wasser. Wer gerade noch gestanden habe, könne dadurch den Boden unter den Füßen verlieren.

 An der Suche nach den vermissten Jugendlichen am Mittwochabend war auch die Rheinberger Feuerwehr beteiligt.

An der Suche nach den vermissten Jugendlichen am Mittwochabend war auch die Rheinberger Feuerwehr beteiligt.

Foto: Sassan Dastkutah

Der Rhein wird leider immer wieder zum Schauplatz von tödlich endenden Badeunfällen. Eine große Zahl dieser Unfälle wäre aber vermeidbar, sagt die Wasserschutzpolizei Nordrhein-Westfalen. Jedoch würden die Gefahren durch den Rhein immer noch unterschätzt, erklären Florian Krekel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Rhein und Lars Geldermann von der Ortsgruppe Orsoy der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Sie beschreiben, was den Fluss so gefährlich macht.

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Selbst wenn Menschen in Ufernähe schwimmen oder einfach nur im Wasser stehen würden, sei ein herannahendes Schiff für sie ein unkalkulierbares Risiko, erklärt Krekel. „Vorbeifahrende Schiffe sorgen dafür, dass der Wasserspiegel absinkt. Ist das Schiff vorbei, steigt er wieder, Wellen entstehen.“ Je größer die Verdrängung eines Schiffes sei, umso mehr Wasser ziehe es auch weg. Dadurch entstehe eine Sogwirkung. „Es entsteht im Prinzip ein kurzzeitiger und schneller Ebbe-Flut-Effekt, bei dem unglaubliche Kräfte wirken“, sagt Krekel. Für Schwimmer bestehe die Gefahr, weggezogen zu werden. Selbst wer gerade eben noch gestanden habe, könne den Boden unter den Füßen verlieren. „Plötzlich finden Schwimmer sich mitten auf dem Rhein wieder.“ Der Mann, der vor einer Woche im Rhein ertrank, soll nur bis zur Hüfte im Wasser gestanden haben, als das Unglück passierte, berichteten Augenzeugen.

Außerdem habe der Rhein eine Fließgeschwindigkeit von fünf bis sieben Kilometern pro Stunde, erklärt Krekel. „Da kann selbst ein Leistungsschwimmer nicht gegen anschwimmen.“ Durch die Strömung würden die Menschen gegen die Schiffe gedrückt. Diese hätten keine Möglichkeit, rechtzeitig auf Personen im Wasser zu reagieren. Zum einem würden die Schiffsführer die Schwimmer kaum sehen, zum anderen lasse sich ein Schiff nicht einfach anhalten oder um einen Menschen herum manövrieren. Wer dann in die Nähe der Schraube komme, habe kaum noch eine Chance.

Geldermann weist noch auf eine weitere Gefahr hin: „Insbesondere an den Buhnen entstehen starke Strudel. Wer hineingerät, kann unter Wasser gezogen werden“, warnt der DLRGler. Auch Schubleichter, wie sie oft im Doppel- oder Dreierpack neben- und hintereinander in der Höhe von Orsoy Richtung Binsheim ankern, seien Gefahrenquellen. Wer durch die Strömung auf diese Transportschiffe gedrückt werde und zwischen Ankerkette und Schiff oder zwischen die Leichter gerate, werde darunter gedrückt. „Neben den Verletzungsgefahren kann man bei den oft über 100 Meter langen Verbänden auch kaum die Luft so lange anhalten“, sagt Geldermann. Er rät eindringlich davon ab, im Rhein schwimmen zu gehen. Das sei lebensgefährlich. Im Orsoyer Strandbereich sei es sowieso verboten. „Das besagt auch die Badeverordnung Rhein-Kleve.“

(sass)
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