Stadtgeschichte von Rheinberg Die bewegte Geschichte des Annabergs

Rheinberg · Der Rheinberger Heimatkenner Werner Kehrmann hat ein lesenswertes Buch über einen historisch bedeutsamen Teil Rheinbergs geschrieben und veröffentlicht. Es heißt „Annaberg zwischen Mittelalter und Moderne“.

 Werner Kehrmann stellte sein neues Buch zusammen mit seiner Enkelin Sophie in der St.-Anna-Kapelle auf dem Friedhof vor.

Werner Kehrmann stellte sein neues Buch zusammen mit seiner Enkelin Sophie in der St.-Anna-Kapelle auf dem Friedhof vor.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Jetzt ist sein neues Buch fertig, es liegt zum Verkauf bereit. Und für Werner Kehrmann steht fest: „Die Geschichte des Annabergs ist für die Geschichte der Stadt Rheinberg enorm bedeutsam. Kein anderer der heutigen Ortsteile oder Stadtbezirke hat Rheinberg so entscheidend geprägt wie der Großraum Annaberg, und das unabhängig von der Zugehörigkeit einzelner Ortsteile zu verschiedenen Herren“, sagt der 71-Jährige Heimatkenner, der sein Leben lang in Rheinberg gelebt hat. Seit Anfang 2019 hat Kehrmann recherchiert, hat gelesen, hat Zeit in Archiven verbracht und Fakten zusammengetragen. In seinem knapp 100 Seiten dicken Buch „Annaberg zwischen Mittelalter und Moderne“ reihen sich spannende Geschichten und Geschichte aneinander.

Kehrmann erforscht die Stadtgeschichte seit Jahrzehnten, ist ehrenamtlicher Stadtführer und zweiter Vorsitzender des Rheinberger Heimatvereins. „Der Verein sieht es auch als seine Aufgabe an, den Menschen die Stadthistorie näherzubringen. Dadurch entstand die Idee, ein Buch über den Annaberg zu schreiben“, erklärt der Wasserschutzpolizist im Ruhestand, der selbst am Annaberg lebt.

Von Strommoers bei Winterswick bis zum Gelände der Messe Niederrhein erstreckt sich das Annaberg-Gebiet. Die Römerstraße ist eine wichtige Achse. „Aber“, so Kehrmann, „die Römer sind hier nie gewesen. Die Annahme, dass es hier zahlreiche römische Befestigungsanlagen gegeben hat, ist dummes Zeug.“ Das Gebiet hatte allerdings für Kriegstruppen eine herausstechende Funktion. Kehrmann: „Bevor gekämpft wurde, egal ob in Krefeld, Orsoy oder Wallach, haben sich die Truppen am Annaberg versammelt.“ Von 1600 bis zum Zweiten Weltkrieg sei das so gewesen.

Bis heute hat die St.-Anna-Kapelle auf dem Friedhof eine besondere Bedeutung. 1555 erbaut, fanden dort nicht nur die Rheinberger Ratssitzugen statt, auch die Bauern aus dem Umland, etwa aus Veen oder Issum, suchten das kleine Gotteshaus auf, wenn sie ihre Waren auf den Rheinberger Märkten anboten. Auch neue Gesetze seien dort verkündet worden, schreibt der Autor. Die Kapelle steht auf einer Sanddüne. Durch Bodenerosionen, Landwirtschaft oder Kies- und Sandabbau verschwand die landschaftsprägende Hügelkette mit der Zeit weitgehend.

Kehrmann berichtet von alten Gehöften wie Haus Gelinde (heute Haferbruchsee) oder den Berkevoortshof, beschreibt die Annenverehrung, erzählt von Pumpennachbarschaften, Schulen und Straßen. Viele Straßen sind am Annaberg nach Ehrenbürgern benannt, nach Geheimrat von Schmitz oder Johann Josef Kewer. Die Entstehung der Kirchen und Gemeindezentren der beiden christlichen Kirchen behandelt der Rheinberger Autor ebenso umfassend wie die Gewerbeansiedlungen. Von denen ist die Geschichte des Reichel-Textilwerks (heute Messe Niederrhein) vielleicht die spannendste. Ohne sie gäbe es auch die Hochhäuser der Reichelsiedlung nicht, auch sie gehören zum Annaberg.

Kehrmanns Buch ist ohne Zweifel eine spannende Lektüre und eine Bereicherung der Literatur zur Stadtgeschichte. Illustriert ist das Buch mit zahlreichen historischen Fotos, Zeichnungen, Urkunden und Karten. Wer hätte gedacht, dass es so viel über den Annaberg zu erfahren gibt?

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