Öko-Kontroverse im Alpener Rat Streit über Bienen auf dem Rathausdach

Alpen · Die Grünen stellten sich im Alpener Rat vehement gegen den CDU-Antrag, Rathaus-Honig zu produzieren. Sie sehen darin einen fatalen Vorstoß, die die bedrohte Wildbiene noch mehr zurückdrängt. Es war eine ungewöhnliche Debatte.

 Die Grünen sehen die Honigbiene von der CDU zu sehr ins Licht gestellt und sorgen sich mehr um die Wildbiene.

Die Grünen sehen die Honigbiene von der CDU zu sehr ins Licht gestellt und sorgen sich mehr um die Wildbiene.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Das hatte sich Frederik Paul bei seiner Premiere als neuer Fraktionssprecher der CDU im Alpener Rat sicher ganz anders vorgestellt. Der Antrag seiner Fraktion, auf dem Rathausdach nach Möglichkeit Bienchen anzusiedeln und Rathaus-Honig produzieren zu lassen, ist zwar nicht durchgefallen. Aber er hat für viele völlig überraschend eine heftige politische Kontroverse ausgelöst. Der Widerstand gegen die Pläne der CDU kam von den Grünen. Ausgerechnet.

„Wir lehnen das ab!“, sprach Grünen-Sprecher Peter Nienhaus kategorisch in erstaunte Gesichter. Er hatte sich bestens präpariert, um deutlich zu machen, dass die CDU mit ihrem ökologischen Vorstoß mehr Schaden anrichte, als der Diversität auf die Sprünge zu helfen, wie sie vorgab. Es gehe ihm nicht, wie die Verwaltung signalisiert habe, um die Rettungswege für die Beschäftigten im Rathaus, sondern sein Schützling sei die Wildbiene. Die sei’s nämlich, die vornehmlich den wertvollen Bestäubungsjob erledige, aber leider vom Aussterben bedroht sei.

Das weltweit beklagte Bienensterben meine die Wildbiene, so die Grünen.

Das weltweit beklagte Bienensterben meine die Wildbiene, so die Grünen.

Foto: dpa

Der Daseinszweck der Honigbienen dagegen konzentriere sich, wie der Name sagt, auf die Produktion von Honig. Die gebe es millionenfach auch in Alpen. Und für beide reiche das Futter nicht. Die CDU verschärfe mit ihrer Initiative im Ergebnis den Futterneid und schüre eine fatale Konkurrenz. Wachse die eine, ohnehin verbreitete Art, führe das zwangsläufig zur Verdrängung der Minderheit, deren Lebensraum inzwischen arg knapp bemessen sei. Davon abgesehen, so erläuterte der Naturfreund in seiner leidenschaftlichen Rede, sei das Rathausdach sowieso der falsche Ort für Bienen: „Die brauchen Schatten.“

Die Genossen zeigten sich beeindruckt vom Know-how zu ihrer Rechten. „Eigentlich fanden wird die Idee ganz gut.“ SPD-Sprecher Armin Lövenich hatte bis dahin eher praktische Fragen: „Wer kümmert sich überhaupt verlässlich um die Bienen? Wie hoch ist das Gefahrenpotential? Gibt‘s eine Machbarkeitsstudie?“ Letztlich trieb ihn die Sorge, dass die Prüfung der Ansiedlung der sprichwörtlich fleißigen Kollegen auf dem Dach die viel beschäftigte Rathaus-Belegschaft zusätzlich belaste. „Wir lehnen das ab.“

Auch die Liberalen hatten sich intensiv mit dem möglichen Konflikt zwischen Honig- und Wildbiene befasst. FDP-Sprecher Thomas Hommen referierte namhafte Zeugen, die er bei seiner Internet-Recherche aufgetan hatte. Bilanz: Entscheidend für eine friedliche Co-Existenz beider Spezies sei ausreichend Nahrung. Doch mehr noch ärgerte ihn eine politische Konkurrenzsituation, nämlich dass nach seinem Eindruck CDU-Anträge viel schneller auf die Tagesordnung rücken als Initiativen aus seinem Lager.

„Ach watt schön.“ Matthias Schuszik (Die Partei) hatte Spaß an der munteren Debatte und daran, dass die FDP für Biodiversität in den Ring stieg. Sein Fachbeitrag: Bestäubung sei hauptsächlich das Werk von Fliegen und Wespen. Bürgermeister Thomas Ahls hatte das letzte Wort: „Eine schöne Fortbildung.“ Durchaus ernst gemeint.

(bp)
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