Tennis „Irgendwann geht es an die Existenz“

Neuss · Der Teamchef des TC BW Neuss und Inhaber einer Tennis-Schule über die Folgen der Corona-Krise.

 Von der Corona-Krise gleich doppelt betroffen: Marius Zay.

Von der Corona-Krise gleich doppelt betroffen: Marius Zay.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Als Teamchef des Tennis-Bundesligisten TC Blau-Weiss Neuss und Inhaber (zusammen mit Clinton Thomson) der Tennis-Schule „Tennis – Ewige Liebe“ ist Marius Zay von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und der durch sie bewirkten Kontaktsperre bis vorerst 19. April gleich in doppelter Hinsicht betroffen. Wir sprachen mit dem 37 Jahre alten Ex-Profi über Leben und Arbeiten mit und in der Krise.

Herr Zay, wie geht es Ihnen?

Marius Zay Gesundheitlich ist bei mir und meiner Familie alles in Ordnung, und das ist ja das wichtigste, besonders in dieser Zeit.

Ansonsten dürfte Ihr Leben gehörig in Unordnung geraten sein?

Zay Das geht ja nicht nur mir so. Aber Sie haben Recht, als jemand, der mit Sport seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie bestreitet, ist man von den Auswirkungen der Corona-Krise schon in einer besonderen Weise betroffen.

Wie lange ist Ihre Tennisschule schon geschlossen? Und was bedeutet das für Sie?

Zay Wir sind jetzt am Ende der dritten Woche, in der wir nicht mehr auf den Platz können. Wir haben allen unseren Schülern Trainingspläne mitgegeben, die allerdings allein auf Fitness und nicht auf ein Tennis-spezifisches Training ausgerichtet sind, und stehen über Telefon oder die sozialen Medien in Kontakt mit ihnen. Im Moment kommen wir so noch einigermaßen über die Runden, aber irgendwann geht es an die Existenz. Ich hoffe, dass diese Situation nicht noch Monate andauert.

Die ATP hat alle Turniere bis zum 13. Juli abgesetzt, die Bundesliga die am 5. Juli startende Saison abgesagt. Was stimmt Sie optimistisch, dass Sie Ihre Tennisschule nicht auch so lange geschlossen halten müssen?

Zay Turniere und Training sind unterschiedlich zu bewerten. Bei der Absage der Turniere geht es ja hauptsächlich darum, die Zuschauer vor einer Ausbreitung der Infektion zu schützen. Was das Training angeht, haben wir beim Tennis oder auch beim Golf einen Vorteil gegenüber anderen Sportarten: Wir sind ja keine Kontaktsportart. Wenn ich an der Grundlinie stehe, bin ich fast 24 Meter von meinem Gegner oder Trainingspartner entfernt. Als Coach muss ich meinen Spieler in den Pausen auf der Bank ja auch nicht unbedingt auf den Schoß nehmen. Und auf das Händeschütteln nach einem Match können wir sicherlich eine Zeitlang verzichten.

Könnten Sie sich unter diesen Voraussetzungen „Geisterspiele“ im Tennis vorstellen?

Zay Was die Medenspiele unterhalb von erster und zweiter Bundesliga angeht, wäre das sicherlich möglich. Da geht es ja ohnehin eher um die Spieler als um die Zuschauer. Bei Turnieren oberhalb der Verbandsebene kann ich mir das genauso wenig vorstellen wie in der Tennis-Bundesliga.

Die deshalb ja auch abgesagt wurde. Bis 15. März mussten Sie Ihren Kader dem DTB melden, das heißt, alle Spielerverträge für die jetzt abgesagte Saison sind schon geschlossen. Rechnen Sie mit Regressforderungen seitens der Spieler?

Zay Das kann durchaus passieren. Allerdings werden bei uns die Spieler pro Einsatz bezahlt, es gibt keine Gehälter in dem Sinne, dass ein Spieler nur Geld dafür bekommt, dass wir seinen Namen auf die Meldeliste schreiben dürfen. Ich hoffe, dass wir uns mit allen auf vernünftige Weise einigen können (lacht) – dafür habe ich ja jetzt Zeit.

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