Tandem-Tag Der Tandem-Tag legt eine Zwangspause ein

Jutta Zülow hat lange gezögert. Schließlich sagte die Vorsitzende der Tandem-Stiftung Burkhard Zülow das für 9. Mai geplanten integrative Sportfest auf Gut Gnadental dann doch ab. Es soll aber nur eine Zwangspause sein – am 8. Mai 2021 soll es den nächsten Tandem-Tag geben.

 Die Startflagge wird Jutta Zülow in diesem Jahr nicht brauchen, der Tandem-Tag am 9. Mai ist abgesagt.

Die Startflagge wird Jutta Zülow in diesem Jahr nicht brauchen, der Tandem-Tag am 9. Mai ist abgesagt.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Eigentlich ist Jutta Zülow ja nicht abergläubisch. Dass sie ausgerechnet die 13. Auflage des von ihr und ihrem im September 2010 verstorbenen Mann Burkhard Zülow zwei Jahre zuvor ins Leben gerufenen Tandem-Tages absagen muss, trifft die Neusser Unternehmerin deshalb schwer. Während rings um sie herum die Veranstaltungen wegen der Folgen der Corona-Pandemie wie die Dominosteine aus dem Sportkalender fielen, hat die Vorsitzende der Tandem-Stiftung Burkhard Zülow bis Anfang dieser Woche gezögert, diesen Schritt zu vollziehen.

„Wir haben lange überlegt und beraten und haben viele Gespräche geführt,“ sagt Jutta Zülow. Letztlich gab für sie den Ausschlag, „dass wir, selbst wenn bis dahin die Kontaktsperre aufgehoben sein sollte, am 9. Mai nicht so einen Tandem-Tag feiern könnten wie wir es gewohnt sind.“ Ein unbeschwertes Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten, seit der Premiere am 17. Mai 2008 das Markenzeichen des längst zum Familienfest gewordenen integrativen Sportfestes, für das sie alljährlich ihren Firmensitz zur Verfügung stellt, sei „unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nur schwer vorstellbar“, sagt die 68-Jährige.

 Zweieinhalb Jahre vor seinem Tod im September 2010 hatte Burkhard Zülow die Idee zum „Tandem-Tag“ – und war selbst immer mitten drin dabei.

Zweieinhalb Jahre vor seinem Tod im September 2010 hatte Burkhard Zülow die Idee zum „Tandem-Tag“ – und war selbst immer mitten drin dabei.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die schon im Vorfeld von einer Tradition abgewichen war: Weil sich in der letzten April- und ersten Mai-Woche die (Sport-)Termine in bisher nie dagewesener Dichte geballt hätten – der 1. Mai fällt in diesem Jahr auf einen Freitag – hatte sie den Tandem-Tag vom angestammten Termin („immer am ersten Samstag im Mai“) um eine Woche nach hinten auf den 9. Mai verschoben.

 Abstand halten ist beim Tandem-Tag schwierig – und steht auch im Gegensatz zum Motto und den Gedanken hinter dem integrativen Sportfest.

Abstand halten ist beim Tandem-Tag schwierig – und steht auch im Gegensatz zum Motto und den Gedanken hinter dem integrativen Sportfest.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das alles ist jetzt Makulatur. Einen Nachholtermin in diesem Jahr soll es nicht geben. „Wir wissen ja gar nicht, wann sich alles wieder normalisiert,“ sagt Jutta Zülow. Und der Herbst verspricht einen übervollen Terminkalender, falls viele der jetzt abgesagten Veranstaltungen nach den Sommerferien tatsächlich nachgeholt würden. „Da wäre es schwierig, einen passenden Termin zu finden,“ sagt die Stiftungs-Vorsitzende.

Die Absage hat einschneidende Konsequenzen. Nicht nur, „weil für viele unserer Freunde aus den Behinderteneinrichtungen der Tandem-Tag der Höhepunkt des Jahres ist,“ sagt Jutta Zülow. Sondern auch, weil sie mit den Einnahmen aus dem Tandem-Tag einen großen Teil der Arbeit, die die Stiftung ganzjährig in Sachen Integration durch Sport leistet, finanziert. Der Erlös aus dem Verzehr – Würstchen und Getränke spendierte die Hausherrin, das Angebot der reichhaltigen Kuchentheke wurde von vielen fleißigen Helfern gestiftet – fällt in diesem Jahr komplett weg. Den aus dem Verkauf von T-Shirts und anderen Gebrauchsartikeln mit dem Tandem-Logo und vor allem den aus der stets reich bestückten Tombola hofft Jutta Zülow auf digitalem Wege aufzufangen: „Wir werden nach Ostern auf unserer Facebook-Seite Dinge zum Verkauf und zur Versteigerung anbieten,“ kündigt die Stiftungs-Vorsitzende an – schließlich hatte sie als vorausschauende Unternehmerin die meisten Tombola-Preise bereits besorgt. „Ich hoffe, dass sich viele dran beteiligen, denn die Stiftung braucht das Geld,“ sagt Jutta Zülow. Um so mehr, als sich am Tag selbst auch etliche Besucher zu einer Spende „hinreißen“ ließen.

Die Absage des integrativen Sportfestes am 9. Mai soll jedoch keine Zäsur, sondern nur eine Zwangspause darstellen. „Die Tandem-Stiftung wird ihre Arbeit in gewohnter Weise fortsetzen, sobald der Sport- und Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden darf,“ sagt Jutta Zülow. Und sie hat bereits den nächsten Termin ins Auge gefasst: „Ich lade schon jetzt alle zum Tandem-Tag am 8. Mai 2021 auf Gut Gnadental ein.“ Ob dies dann die 13. oder die 14. Auflage sein wird, lässt die Neusser Unternehmerin offen – schließlich ist sie ja nicht abergläubisch.

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