Fechten Training auf dem Dachboden statt Kampf um WM-Medaillen

Dormagen · Die Kadetten-WM der Säbelfechter sollte Valentin Mekas bisheriger Karrierehöhepunkt sein. Stattdessen hält sich der 17-Jährige im elterlichen Haus fit.

 Hält sich auf dem elterlichen Dachboden fit: Valentin Meka.

Hält sich auf dem elterlichen Dachboden fit: Valentin Meka.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Eigentlich sollte Valentin Meka in dieser Woche bei der Kadetten-Weltmeisterschaft in Salt Lake City, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 2002 im US-Bundesstaat Utah, um Edelmetall für Deutschland fechten. Doch die Folgen der Corona-Pandemie beendeten den Traum des 17-Jährigen.

Statt den Abschluss seiner Kadettenzeit mit dem bisher größten Turnier seine Karriere zu krönen, hält sich der Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen sechs Wochen nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei den U17-Europameisterschaften im Dachgeschoss des elterlichen Hauses fit. ist sehr, sehr bitter. Den April 2020 hatte sich der gebürtige Ratinger ganz anders vorgestellt: „Ich hatte mich unfassbar gefreut, gerade da die WM in den USA stattfinden sollte“, sagt Meka. Als er sich im Februar bei den Europameisterschaften das Ticket für die WM sicherte, war keineswegs abzusehen, dass sein großer Traum platzen könnte. Knapp zwei Monate später ist dieser Albtraum jedoch zur traurigen Realität geworden. Für Meka doppelt bitter. Denn die Weltmeisterschaften in den Vereinigten Staaten und die anschließende Deutsche Meisterschaft wären für Meka die letzten Turniere als „Kadett“ gewesen. Ab der kommenden Saison kämpft der Fechter aus dem Dormagener Sportinternat nämlich bei den Junioren.

„Es wäre ein Riesenhöhepunkt zum Abschluss gewesen. Wenn die Turniere nicht nachgeholt werden, sind die Saison und meine Zeit als Kadett schon vorzeitig vorbei“, sagt Meka. Momentan sind die beiden Wettkämpfe nur „verschoben“. Ein neuer Termin steht jedoch noch nicht fest und Meka selbst rechnet nicht damit, dass die Turniere noch stattfinden. Der Deutsche Fechter Bund hat zumindest alle Turniere, Lehrgänge und Reisen bis Ende Juni abgesagt. Eine Neuansetzung der Weltmeisterschaft dürfte daher als äußerst unwahrscheinlich gelten.

Grund zum Trübsal blasen ist das für den Nachwuchsfechter jedoch nicht. Seit zweieinhalb Wochen wohnt Meka wieder zu Hause bei seinen Eltern. Das Sportinternat am Norbert-Gymnasium Knechtsteden und der Bundesstützpunkt der Säbelfechter in Dormagen haben geschlossen. Nur diejenigen, die gar nicht oder nur sehr schwer nach Hause können, wohnen noch dort. Für Meka, der mit 14 Jahren aus Ratingen ins Sportinternat zog, gilt das nicht. Ferien hat der ambitionierte Sportler trotzdem nicht. Von seinen Trainern hat er ausreichend Trainingsprogramme bekommen. Das Athletiktraining kann er weiterhin nahezu uneingeschränkt absolvieren. Das Krafttraining erledigt bei seinen Eltern im Dachgeschoss. „Wir haben zu Hause eine Art Home-Gym unterm Dach. Sich fit zu halten ist also kein Problem“, berichtet Meka. Auch die Schule wird trotz der besonderen Umstände nicht schleifen gelassen. Der Oberstufenschüler des Norbert-Gymnasium erledigt die Arbeitsaufträge der Schule zu Hause und bleibt mit den Lehrern per Online-Kurs in Kontakt.

Den größten Bestandteil seines Lebens kann Meka zurzeit jedoch nicht eins zu eins ersetzen. „Das Fechten fehlt mir schon sehr. Das fühlt sich nicht richtig, sondern so unerfüllt an“, sagt Meka. Noch mehr plagt ihn die Ungewissheit, wofür er trainiert, da die Saison nach der Corona-Krise mit großer Sicherheit vorbei sein wird. Bei der ganzen Unklarheit in der derzeitigen Situation ist sich Meka bei einer Sache jedoch sicher. „Fechten bleibt weiterhin meine Priorität. Ich werde auf jeden Fall weitermachen“, sagt der 16-jährige mit voller Überzeugung und ergänzt: „Ich kann nichts an der Situation ändern. Jetzt gilt es nach vorne zu schauen und sich bestmöglich auf die neue Saison vorzubereiten“. Außerdem ist in der jetzigen Zeit auch nicht alles schlecht. „Meine Eltern freuen sich total, dass alle Kinder wieder im Haus sind. Alle sind wieder zusammen. Es ist wie eine Art Ferien“.

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