Galopp Markus Münch hat längst umgesattelt

Neuss · Aus dem ehemaligen Fußball-Profi, der Leverkusen vor dem Abstieg bewahrte und mit dem FC Bayern zwei Mal Deutscher Meister wurde, ist ein erfolgreicher Galopptrainer geworden. Morgen in Neuss laufen zwei seiner Pferde.

Der Sport mit den edlen Rennpferden der Rasse Vollblut ist die Leidenschaft vieler Prominenter. In der Regel als Züchter oder Besitzer wie die sehr fachwissende Königin von England. Sie aber lässt am Dienstag keines ihrer Pferde bei den acht Rennen ab 16.55 Uhr auf der Sandpiste der Galopprennbahn am Hessentor laufen.

Wohl aber einer der mittlerweile zahlreichen aktiven oder ehemaligen Fußball-Profis, die an der Szene Gefallen fanden, in der sich Klaus Allofs schon seit der Jugend in Gerresheim mit Leidenschaft tummelt. In Neuss laufen zwei Pferde eines Ex-Profis, der in der Turfszene sogar eine Sonderrolle spielt, denn Markus Münch trainiert seine Pferde selbst. Noch in Frankfurt am Main, doch diesen Ort wird er verlassen müssen, weil ab 2016 auf dem Rennbahngelände das Kompetenz-Zentrum des DFB gebaut wird. Münch gehörte zu den großen Kämpfern gegen diese Entwicklung. Nach aktuellem Stand erfolglos.

Mit einem weit verbreiteten Vorurteil räumt Markus Münch sofort auf: "Ich bin kein Zocker. Das interessiert mich nicht. Mich faszinieren die Rennpferde als Leistungssportler. Ich vergleiche sie oft mit Sportlern im menschlichen Bereich. Die Pferde können aber nicht sprechen." Der aus der Jugend des SV Sandhausen stammende 42-jährige hat 2005 noch für den griechischen Meister Panathinaikos Athen in der Champions League gekickt. Mit dem FC Bayern München wurde er 1994 und 1997 Deutscher Meister. Münch hat am 18. Mai 1996 durch sein spätes Tor zum 1:1 Bayer Leverkusen vor dem Abstieg bewahrt, es traf den 1.FC Kaiserslautern. Das sichert ihm bis heute eine Art Denkmalschutz im Bayer-Umfeld. Markus Münch schweigt in der Regel dazu. Seine ertragreichen Verträge beim 1.FC Köln, FC Genua, Besiktas Istanbul, Borussia Mönchengladbach und in Athen (wo er auch schon die Rennbahn besuchte) ermöglichen ihm heute die völlige Hingabe zu seiner Rennpferde-Leidenschaft. Infiziert wurde er 2001, als er für Mönchengladbach spielte und in der Nähe der Düsseldorfer Rennbahn wohnte: "Damals hat mir der Gastronom Leonidas Arachovits einen 50-Prozent Anteil an dem Pferd Basimah geschenkt. Später habe ich das ganze Pferd übernommen. " Der Ex-Profi mit 164 Bundesligaspielen informierte sich in vielen großen Rennställen und hat sich in der sehr skurrilen Szene des Turfs längst Akzeptanz verschafft. Dafür sorgten in der Saison 2010 neun Siege bei 41 Starts mit acht Pferden.

Auch dadurch ist seine Distanz zum Fußball immer größer geworden. Andere Werte sind höher angesiedelt. Nach einem Sieg seiner Stute Intarsia in Hannover erzählte er gerührt: "Ich habe bei ihr stundenlang das Bein gekühlt und bin stolz, dass es geholfen hat." Auf seiner aktuellen Trainingsliste stehen beachtliche 20 eigene Pferde, mit denen er im Ausland (bevorzugt in Frankreich) in diesem Jahr zwölf und im Inland vier Rennen gewonnen hat. In Neuss laufen der Hengst Danco mit Filip Minarik im vierten und die Stute Peace of Glory mit dem noch etwas endkampfschwachen Nachwuchsreiter Tommaso Scardino im fünften Rennen. Es wird mit Markus Münch auch in Neuss sein wie auf anderen Bahnen: Er redet am liebsten über Rennpferde. Über Fußball nur aus reiner Höflichkeit.

(NGZ)
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