Fechten Eduard Gert tritt in große Fußstapfen
Dormagen · Vor einem Jahr brach sich Eduard Gert den Fuß, am Samstag kämpfte sich der 18-Jährige ins Finale des Dormagener Säbel-Weltcupturniers und musste dem Weltranglistenersten Dmytriy Danilenko nur um einen Punkt geschlagen geben
Manchmal täuschen Gefühle nicht. Als Eduard Gert am Samstagmorgen aufwachte, "da hab' ich mich gut gefühlt und gedacht: Heute geht 'was." Was da gehen sollte, war ein Platz unter den besten Acht beim heimischen Junioren-Weltcupturnier um den 40. Preis der Chemiestadt.
Zwölf anstrengende Stunden später hatte der 18 Jahre alte Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen den bislang größten Erfolg seiner noch jungen Fechtkarriere nach der Bronzemedaille bei den Kadetten-Weltmeisterschaften 2013 hinter sich gebracht: Platz zwei beim größten und stärksten Weltcupturnier seiner Altersklasse, im Finale nur um einen Treffer am Russen Dmitryi Danilenko, dem Führenden in der Junioren-Weltrangliste, gescheitert.
Obwohl er damit seine eigenen Erwartungen übertraf, restlos zufrieden war Eduard Gert nicht: "Wenn du so nah dran bist, willst du auch gewinnen", sagte er nach der Siegerehrung, mit der er das Dutzend an Podestplätzen für die heimischen Säbel-Junioren seit Rang drei durch Franz Boghicev im Jahre 2001 voll machte. Nach einem 5:8-Rückstand zur Pause hatte "Eddi" 11:9 und 14:13 geführt, ehe der russische Linkshänder auf der anderen Seite der Fechtbahn seine ganze Cleverness in die Waagschale warf. "Das war schon ganz hohes Niveau", lobte Mannschafts-Weltmeister Nicolas Limbach, selbst 2003 Sieger und zwei Mal Dritter beim "Preis der Chemiestadt", die jungen Kollegen.
Vilmos Szabo traut Eduard Gert eine ähnliche Karriere zu wie seinem inzwischen 29 Jahre alten Musterschüler, der rechtzeitig zum Heim-Weltcup sein Auslandssemester in Shanghai beendet hatte, um mit seinem Weltmeister-Kollegen Benedikt Wagner gekonnt die Finalgefechte zu kommentieren. "Eddi hat das Zeug dazu, auch vom Kopf her", glaubt der Säbel-Bundestrainer, der im Finale mit zwei, drei Entscheidungen des italienischen Obmannes Domenico Pastore haderte: "Da hätte man auch andersherum entscheiden können und dann hätte Eddi gewonnen ... Aber er ist ja auch in einem Jahr nochbei den Junioren dabei, da kann er das dann nachholen."
Auch Dan Costache ist davon überzeugt, dass Gert, der als Berufswunsch Polizist nennt, seinen Weg auf der Planche gehen wird. Hätte sich sein Schützling, so der gleichfalls in Dormagen heimische Junioren-Bundestrainer, nicht vor Jahresfrist den Fuß gebrochen, wäre er schon weiter: "Ihm fehlt mindestens ein halbes Jahr Training und Turniererfahrung, doch jetzt ist er wenigstens wieder da, wo er schon einmal war." Welches Potenzial in ihm steckt, hatte Eduard Gert schon im Halbfinale angedeutet, als er den Ungarn Mate Bancsics mit 15:5 regelrecht von der Planche fegte. "Eine unfassbare Führung", kommentierte Benedikt Wagner den 8:0-Pausenstand zugunsten seines Vereinskollegen, "das liegt daran, dass Dan ihn perfekt auf seinen Gegner eingestellt hat", bezog Limbach den Heimtrainer in das hohe Lob mit ein.
Costache war auch mit dem "Rest" seiner Schützlinge nicht unzufrieden: Platz elf für den Eislinger Simon Rapp, Rang 21 und 23 für die Dormagener Rouven Redwanz und Nick Herbon, "das geht angesichts der starken Konkurrenz in Ordnung", so der Junioren-Bundestrainer. Domenik Koch, beim Weltcup-Auftakt in Plovdiv Fünfter geworden, hatte er zwar weiter vorne erwartet als auf Rang 36, doch der 19-Jährige scheiterte am Vordringen unter die besten 32 mit 14:15 am Franzosen Thibault Chauchoi, "und da ist dann auch Pech dabei", meinte Costache.
Der zweite Platz von Eduard Gert setzte das I-Tüpfelchen auf einen Weltcup, der sich in den vergangenen Jahren zu einem herausragenden Sportereignis der Region entwickelt hat. "Ziemlich fertig, aber auch ziemlich stolz", bilanzierte René Gieling, womit der stellvertretende Abteilungsleiter aus dem Herzen aller sprach, die an den beiden Turniertagen helfend mit anpackten. "Ohne all' unsere ehrenamtlichen Helfer, zu denen auch viele aktive Fechter gehören, geht das gar nicht", sagte Abteilungschefin Barbara Bräu - und rückte ein wenig beiseite, damit Stefanie Kubissa, die WM-Sechste von 2010, weiter das Hallenfoyer ausfegen konnte.
Dabei galt es gleich doppelt, erschwerte Bedingungen zu meistern. Zum einen lag Fechtkoordinator Olaf Kawald krank im Bett. "Und ohne den läuft hier normalerweise nichts", stellte René Gieling kategorisch fest. Zum anderen "hat unsere Saison schon begonnen, deshalb konnten wir bei der Vorbereitung nicht viel mithelfen", sagte Nicolas Limbach, "irgendwann müssen wir ja auch trainieren." Schließlich steht am Wochenende in New York das zweite Weltcup-Turnier für die Aktiven auf dem Programm. Und da wollen die Dormagener Weltmeister dafür sorgen, dass die Fußstapfen für Eduard Gert und Co. nicht kleiner werden.