Fechten Weltklasse trifft sich im TSV-Sportcenter

Dormagen · Mit einer Rekordbeteiligung von 308 Fechterinnen und Fechtern startet morgen das 40. Junioren-Weltcupturnier um den "Preis der Chemiestadt Dormagen". Ein Dutzend Lokalmatadore möchte sich in dem Weltklassefeld behaupten.

 Großer Sport, hier gezeigt von der Russin Tatjana Sukhova(r.): Sie gewann vor Jahresfrist das Dormagener Weltcup-Turnier und wurde anschließend Vize-Europameisterin und Mannschaftsweltmeisterin der Junioren.

Großer Sport, hier gezeigt von der Russin Tatjana Sukhova(r.): Sie gewann vor Jahresfrist das Dormagener Weltcup-Turnier und wurde anschließend Vize-Europameisterin und Mannschaftsweltmeisterin der Junioren.

Foto: H. J. Zaunbrecher

Olaf Kawald hat sich den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht: Seit gestern liegt der Fecht-Koordinator des TSV Bayer Dormagen krank im Bett. "Mit Antibiotika bin ich bis Samstag hoffentlich wieder auf dem Damm", sagt der 49-Jährige.

Das wäre so verkehrt nicht. Schließlich steht dann zum 40. Mal der "Preis der Chemiestadt Dormagen"auf dem Programm - und das Junioren-Weltcupturnier im Säbelfechten schreibt zu seiner Jubiläumsauflage erneut Superlative. So sind mit 161 Fechtern und 147 Fechterinnen aus 26 Nationen so viele Teilnehmer gemeldet wie nie, darunter auch eher "exotische" Säbel-Nationen wie Ghana, Kuwait, Singapur, Kolumbien oder Mexiko.

Und am Sonntag wird erstmals ein Mannschafts-Wettbewerb der Juniorinnen ausgetragen, für den 14 Teams gemeldet haben. "Sicher kein Zufall, dass der Weltverband uns für diese Premiere ausgeguckt hat", sagt Kawald nicht ohne Stolz. Schließlich ist der TSV Bayer inzwischen weltweit der einzige Ausrichter, der Junioren und Juniorinnen in einer gemeinsamen Veranstaltung auf die Fechtbahn schickt.

"Das geht natürlich nur, weil die gesamte Abteilung, aber auch viele weitere freiwillige Helfer vom Aufbau am Freitag bis zum Abbau am Sonntag mitarbeiten", sagt Kawald - weshalb es auch nicht ganz so schlimm ist, wenn der "Chef" sich kurz vorher krankmeldet. Selbst die aktuellen Säbel-Weltmeister packen mit an. So werden Nicolas Limbach und Benedikt Wagner am Samstagabend (Beginn 18.30 Uhr) die Finalgefechte fachkundig kommentieren - nur Max Hartung muss passen, weil er als Aktivensprecher des Deutschen Fechterbundes bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Dresden dabei sein muss.

Ansonsten sind nur ein rundes Dutzend Nachwuchsfechterinnen und -fechter von etwaigen Hilfsdiensten befreit: Sie versuchen sich im Feld der Weltklasse-Konkurrenz zu behaupten. Jan Patrick Camus, Eduard Gert, Nick Herbon, Lorenz Kempf, Domenik Koch und Rouven Redwanz bei den Junioren. Lara Koch, Lea Krüger, Judith Kusian, Jennifer Otrzonsek, Katharina Peter, Katrin Roth und Annika Steiger bei den Juniorinnen.

"Natürlich wäre es schön, wenn wir wieder auf dem Podest vertreten wären", sagt Kawald. Das gelang den Lokalmatadoren seit dem dritten Platz von Franz Boghicev 2001 elf Mal, zuletzt vor zwei Jahren durch die inzwischen der Junioren klasse entwachsenen Richard Hübers (2.) und Robin Schrödter (3.). "Das hat nichts mit Lokalpatriotis- mus zu tun, aber mit einem deutschen Fechter im Finale ist einfach mehr Stimmung in der Halle", sagt Benedikt Wagner, der selbst 2009 ganz oben auf dem Siegertreppchen stand und zusammen mit Nicolas Limbach (2003) und Richard Hübers (2010) einer von erst drei Dormagener Siegern in der 39-jährigen Turniergeschichte ist. Bei den Juniorinnen, die erst seit 2006 im TSV-Bayer-Sportcenter um Weltcup-Punkte fechten, gelang allein Lea Scholten als Dritte 2008 der Sprung aufs Podest.

Eine Nachfolgerin für die inzwischen 23-Jährige, die sich recht früh vom Fechtsport verabschiedete, scheint derzeit nicht in Sicht. Judith Kusian (19) schien auf dem besten Wege, doch seit ihrer Knieoperation vor anderthalb Jahren hat die Achte der Kadetten-WM 2012 noch nicht wieder zu alter Stärke zurück gefunden. Ihr und der ein Jahr jüngeren Lea Krüger traut Kawald am ehesten zu, sich zumindest bis in die Runde der besten 32 vor zu kämpfen.

Bei den Junioren ruhen die Hoffnungen des Ausrichters auf einem Trio: Domenik Koch (19), beim Weltcup-Auftakt im bulgarischen Plovdiv auf Rang fünf, beim Preis der Chemiestadt vor zwei Jahren als Neunter nur hauchdünn an der Runde der besten Acht vorbeigeschrammt; Sport-Internatler Rouven Redwanz (19), der im polnischen Sosnowiec schon einmal Dritter bei einem Junioren-Weltcup war, und Eduard Gert. Der 18-Jährige unterstrich seine nationale Vormachtstellung vor drei Wochen mit dem Gewinn des Deutschen Juniorenmeistertitels. "Das Zeug, unter die letzten Acht oder sogar noch weiter zu kommen, haben alles drei", ist Olaf Kawald überzeugt, "angesichts der starken Konkurrenz muss dafür aber alles optimal laufen." Anders als im Vorjahr, als in den beiden Finalrunden Russland, Italien und die Ukraine unter sich waren. Aber auch damit kann Kawald leben: "Wir können schließlich nicht in jedem Jahrgang einen Weltranglisten-Ersten produzieren.

(NGZ)
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