Neuss in der 2. Hockey-Bundesliga Matthias Gräber: „Da wird ein bisschen auf Zeit gespielt“

Neuss · Auch der Trainer des Neusser Hockey-Zweitligisten wartet auf die Entscheidung, wie die Saison gewertet wird. Im Interview spricht er darüber, wie es mit seiner Mannschaft nach dem Abbruch der Spielzeit weitergeht.

 HTC-Coach Matthias Gräber wäre mit seiner Mannschaft gerne wieder in die Saison eingestiegen, doch die ist Ende voriger Woche abgebrochen worden.

HTC-Coach Matthias Gräber wäre mit seiner Mannschaft gerne wieder in die Saison eingestiegen, doch die ist Ende voriger Woche abgebrochen worden.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Seit Ende vergangener Woche, kurz vor dem geplanten Neustart am Samstag, wissen die Verantwortlichen und die Spieler des Hockey-Zweitligisten HTC SW Neuss, dass sie trotz langer Vorbereitung in dieser Saison für ein offizielles Punktspiel nicht wieder aufs Feld zurückkehren werden. Die vom Deutschen Hockey-Bund eingesetzte Task-Force-Bundesliga hatte sich entgegen anders abgesprochener Pläne kurzfristig dazu entschieden, die Saison wegen der Corona-bedingten Unwägbarkeiten abzubrechen, weil die Zustimmung der Zweitligavereine zu einer Fortsetzung deutlich gesunken war. In dieser Woche soll noch entschieden werden, wie die Saison gewertet wird. Die Neusser hätten gerne weitergespielt. Über die aktuelle Lage bei den Schwarz-Weißen sprach unsere Redaktion mit Trainer Matthias Gräber.

Herr Gräber, wie haben Ihre Spieler reagiert, als sie von der plötzlichen Absage erfahren haben?

Gräber Wir halten es beim HTC so, dass wir versuchen, alles möglichst transparent zu machen und die Jungs mit ins Boot zu holen. Nach den vielen Wochen mit Zoom-Training, Lauf-Challenges und ab März auch wieder mit Stocktraining war der Abbruch natürlich ein Schlag in den Nacken. In den Tagen zuvor hat zwar schon die Gerüchteküche gebrodelt, doch als daraus Gewissheit wurde, war das schon sehr unglücklich, weil wir alle sehr ehrgeizig sind. Auch wenn man die Entscheidung im Grunde nachvollziehen kann, weil das für uns nur ein Hobby ist und die Gesundheit vorgeht.

Was erwarten Sie denn von der Entscheidung, die in dieser Woche zur Wertung der Saison fallen soll?

Gräber Ich habe den Eindruck, dass da ein bisschen auf Zeit gespielt wird. Denn eigentlich ist die Sache für mich klar. Wir haben Hin- und Rückrunde gespielt und daraus ergeben sich Mannschaften, die die Berechtigung zum Aufstieg haben und die absteigen müssen. Die geplante Aufstiegsrunde war ja nur ein Zusatz, um die Saison zu strecken.

Wieso wollte der HTC denn die Aufstiegsrunde noch unbedingt spielen?

Gräber Unser Führungsspieler Sebastian Draguhn hat den Zeitpunkt für seinen Abschied im Winter bewusst gewählt, weil die Mannschaft sich dann ohne Druck ohne ihn hätte einspielen sollen. Die acht Spiele in der Aufstiegsrunde wären wichtig gewesen, damit unsere extrem junge Mannschaft hätte zusammenfinden können. Zudem wäre es in dieser Konstellation noch gut möglich gewesen, einzelne Positionen zu überprüfen. So wissen wir nicht, wo wir stehen und müssen die Mannschaft nächste Saison ins kalte Wasser schmeißen.

Bleibt die Mannschaft, denn so zusammen?

Gräber Wir haben mit allen gesprochen. Alle wollen mitziehen und helfen, dass wir uns kontinuierlich verbessern. Wenn kommt eher noch jemand dazu, als das jemand geht.

Also Ersatz für den extrem erfahrenen Sebastian Draguhn?

Gräber Grundsätzlich ist es nach wie vor unser Ziel, die Mannschaft zu verjüngen. Und wir haben ja mit Yvo Otto, Abbas Haider, Mario Stümpel und Carsten Merge auch noch eine erfahrene Achse, doch vom Alter her ist der nächste Spieler, der dann kommt, erst 21 Jahre. Es könnte sein, dass da etwas zusätzliche Erfahrung guttun könnte, auch um den ganz Jungen zu helfen.

Wie wird sich denn das Spiel des HTC verändern?

Gräber Ohne Sebastian wird sich unsere Spielweise komplett verändern. Bislang wusste die Gegner ja ziemlich genau, was auf sie zukommt. Eine Mannschaft, die enormen Einsatz zeigt und einen Spieler dabeihat, auf den sich alles konzentriert, der jederzeit geniale Offensivaktionen einleiten kann und so gut wie jede kurze Ecke reinhaut. Ohne ihn sind wir hoffentlich ein wenig unberechenbarer. Die ganze Mannschaft steht künftig mehr in der Verantwortung. Jetzt ist das Team der Star. Alle müssen zeigen, dass sie für Schwarz-Weiß brennen. Das kann ein Vorteil sein, aber auch nach hinten losgehen. Das wird sich zeigen.

Wie soll die Zeit bis zur nächsten Saison überbrückt werden?

Gräber Uns schwebt da ein Art Bundesliga-Pokal vor, den wir mit ein paar anderen Vereinen aus der Region organisieren. So wären wir bis zu den Sommerferien jedes Wochenende beschäftigt und würden unsere Spieler auch regelmäßig zu Gesicht bekommen. Und wir könnten uns mit etwas beschäftigen, wo wir Spaß dran haben. Nächsten Samstag wollen wir übrigens das am Sonntag ausgefallen Testspiel beim DHC Hannover nachholen.

Wie sieht es denn vor dem Hintergrund des Saisonabbruchs mit der Erlaubnis in Sachen Trainings- und Spielbetrieb aus?

Gräber Bislang habe ich nichts davon gehört, dass wir nicht mehr auf unsere Anlage dürfen. Schließlich sind wir ja auch irgendwie schon in der Vorbereitung auf die nächste Saison und brauchen das Training und die Testspiele. Zudem gab es bei uns bislang keinen einzigen Fall eines positiven Corona-Tests. Unser Hygienekonzept funktioniert offenbar sehr gut.

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