Dormagen in den 2. Handball-Bundesliga Ein Teamplayer mit starken Nerven

Dormagen · Nach einem durchwachsenen Saisonstart ist Benjamin Richter beim Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen zu einem Erfolgsfaktor geworden. Auch dank seiner großen Flexibilität bekommt er inzwischen mehr Spielminuten.

 Auf Benjamin Richter ist Verlass: Von der Siebenmeterlinie ist der Rückraumspieler des TSV Dormagen eine Bank. Seine Trefferquote liegt bei fast 90 Prozent.

Auf Benjamin Richter ist Verlass: Von der Siebenmeterlinie ist der Rückraumspieler des TSV Dormagen eine Bank. Seine Trefferquote liegt bei fast 90 Prozent.

Foto: Detlev Zenk

Wenn es im Sport darum geht, sich nicht so recht in die Karten schauen zu lassen, wieso es zu einer Trennung zwischen einem Verein und einem Trainer oder Spieler kommt, dann wird gerne die gleichermaßen nichts wie vielsagende Phrase benutzt, dass das in beiderseitigem Einvernehmen geschieht. Wenn das Benjamin Richter über seinen für nach der laufenden Spielzeit schon länger angekündigten Abschied vom Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen sagt, dann legt er aber Wert darauf, dass das den Tatsachen entspricht. „Nach meinem nicht so guten Saisonstart habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, ob es nicht an der Zeit für eine Veränderung ist. Auch weil es Interesse meine Ex-Vereins Longerich gab. Als mir dann der Verein mitgeteilt hat, dass er auf meiner Position anders plant, hat das gepasst. Wir hatten ein gutes Gespräch“, betont Richter.

Es war Anfang Februar, als der Verein die Trennung im Sommer bekanntgab. Dass er sich seitdem kontinuierlich gesteigert hat und zunehmend zu einem wichtigen Faktor für die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic geworden ist, ist für Richter durchaus kein Zufall. „In der Hinrunde war ich irgendwie nicht frei und haben mir zu viele Gedanken gemacht, weil ich nicht so viel gespielt habe. Als dann klar war, dass ich gehe, konnte ich befreit aufspielen“, erinnert sich der 29-Jährige. Natürlich profitierte er auch davon, dass der TSV in der eng getakteten Saison mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen hat. Eigentlich ist er zwar auf seiner Spezialposition Rückraum Mitte als Vertreter von Ian Hüter vorgesehen, doch wegen seiner großen Vielseitigkeit kam er in den vergangenen Wochen im Angriff überall im Rückraum zum Einsatz – und machte seine Sache auch mit wichtigen Toren richtig gut. Zudem übertrug ihm Bilanovic zunehmend Verantwortung als Siebenmeterschütze und lag damit goldrichtig. Weil Richter (fast) immer die Nerven behält, kann er bei 48 verwandelten Siebenmetern eine Quote von 87,27 Prozent vorweisen und rangiert damit im Ligavergleich weit vorne.

„Außer am Kreis und im Tor gibt es keine Position, die ich im Laufe meiner Karriere noch nicht gespielt habe“, sagt Richter mit Blick auf eine Vielseitigkeit. Eine Karriere, die in der Nähe seiner Heimatstadt Detmold bei der TG Lage begann und die zunächst nicht nach Bundesliga-Handball aussah, obwohl entsprechende Gene vorhanden waren. Denn Vater Manfred gehört zu der Mannschaft, die einst mit dem TBV Lemgo in die 1. Liga aufstieg. Nach der Jugendzeit spielte Benjamin Richter zunächst in der Kreisliga, wagte dann aber nach dem Aufstieg in die Bezirksliga den riesigen Sprung zum Drittligisten TSG Altenhagen-Heepen. Als er dann ein Studium an der Sporthochschule in Köln begann, erfolgte der Wechsel zum Longericher SC, mit dem er den Durchmarsch von der Oberliga bis in die 3. Liga schaffte. Und weil er dort Tore wie am Fließband produzierte, geriet er in den Fokus des TSV Bayer Dormagen, wo er dann im Sommer 2018 anheuerte.

Eine Entscheidung, die er nicht bereut. „Der Gang in die 2. Liga hat sich gelohnt, ich bin dem TSV dankbar für diese Chance. Denn ich habe mich sportlich und menschlich weiterentwickelt und gute Freunde gefunden“, erklärt Benjamin Richter. Auch mit der Entwicklung der Mannschaft ist er sehr zufrieden. Nachdem in seiner ersten Saison ganz knapp der Klassenverbleib gelungen war, folgte unter Dusko Bilanovic ein zehnter Rang und nun ist die Mannschaft auf einem guten Weg, am Ende einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen. Als entscheidenden Faktor hat er den mannschaftlichen Zusammenhalt ausgemacht: „Das Verhältnis untereinander auf den einzelnen Positionen ist super, da gönnt jeder dem anderen den Erfolg.“ Sein Konkurrent auf der Mittelposition ist Ian Hüter, auf den er sehr große Stücke hält. Dass Hüter als Spielmacher die Nummer eins ist, ist für ihn kein Problem: „Ian ist eben auch in der Abwehr richtig gut, wo ich große Defizite habe.“

Um die Saisonziele zu erreichen, hilft der 29-Jährige auch gerne weiter dort aus, wo er gebraucht wird. Seit dem Spiel vorige Woche gegen Ferndorf plagt ihn allerdings eine alte Knieverletzung, so dass er nicht weiß, ob er nächsten Freitag daheim gegen den TuS Fürstenfeldbruck spielen kann. Er will aber alles dafür tun, um bis zum Saisonende seinen guten Lauf fortzusetzen. Wenn er den TSV dann verlässt, hofft er auch auf mehr Zeit, um bald sein Lehramtsstudium in Wuppertal abzuschließen. „Ich werde aber sicher öfter ins Sportcenter zurückkehren und nach den Spielen mit den Jungs ein Bierchen trinken.“ 

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