Angebot im Rhein-Kreis Neuss Die Römer im Rheinland - Museumspädagogin gibt Einblicke

Rhein-Kreis Neuss · Manuela Broisch-Höhner ist Archäologin und als Museumspädagogin im Kreiskulturzentrum Sinsteden tätig. Ihr Lieblingsthema: die Römer.

 Manuela Broisch-Höhner bringt als Museumspädagogin auch Schülern römische Geschichte und alte Hühnerrassen näher. Und sie erklärt, wie und womit in der Landwirtschaft früher gearbeitet wurde.

Manuela Broisch-Höhner bringt als Museumspädagogin auch Schülern römische Geschichte und alte Hühnerrassen näher. Und sie erklärt, wie und womit in der Landwirtschaft früher gearbeitet wurde.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

An erster Stelle ist natürlich von der Archäologie die Rede, spektakulär finden die Besucher des Kreiskulturzentrums Sinsteden aber auch die Bestände alten landwirtschaftlichen Arbeitsgeräts. Für letztere gilt ebenso der Eindruck, gar nicht mehr zu wissen, wie sie bedient und eingesetzt werden wie bei manchen archäologischen Bodenfunden. Was war deren Sinn und Zweck?

Das weiß Manuela Broisch-Höhner genau. Die studierte Wissenschaftlerin, die bis Ende 2019 am Archäologischen Institut der Universität Köln gearbeitet hat, ist nun in Sinsteden als Museumspädagogin tätig. Schulklassen und andere Gruppen werden mit Haus- und Hoftieren vertraut gemacht, erfahren zudem, wie mühsam auch heute noch die Kartoffelernte ist, und kommen einem uralten Lanz-Bulldog sehr nahe. Da staunen die Schüler in der Regel nicht schlecht, wenn solch ein Traktor mit seinem Tuckern gemächlich weiße Rauchringe ausstößt. Und Bekanntschaft schließen mit alten Hühnerrassen und anderen Nutztieren, das beinhaltet auch einen lehrreichen Reiz.

Natürlich schlägt Manuela Broisch-Höhners Herz am stärksten für die Archäologie. Schier endlos parliert sie über deren fesselnde Themen. Beispielsweise erfordere das Ordnen, Katalogisieren und Bestimmen der Bestände sehr viel Sorgfalt und fachliche Präzision, eröffnet sie. Und dann ist sie im gleichen Atemzug bei ihren Lieblingen, den Römern im Rheinland: „Fundstücke so eingliedern, um ein Bild zu schaffen, wie die Besatzer hier einst gelebt haben.“ Wie lief das Leben in einer villa rustica ab, von denen es rings um Rommerskirchen genügend Fundstellen gibt, das ist eine alles beherrschende Frage der versierten Archäologin.

Gezielte Grabungen mit Spaten und Bagger finden dort selten statt, doch wenn neue Baugebiete erschlossen werden, ist sie sofort dabei. Dann sind Rettungsgrabungen angezeigt, nicht zuletzt, um den mit bester Detektier-Technik ausgestatteten Raubgräbern das Handwerk zu legen. Ein wahrer Glücksfall erwies sich kürzlich das Ausgraben der Fundamente eines römischen Hauses in der Nähe. Dabei sprang vor allem die aufwändige Heizung ins Auge, die technisch jeden Vergleich mit heutigen Installationen bestehen könnte.

Zwei Sarkophage, einer davon sogar mit einem kompletten Skelett, wecken natürlich begierige Schaulust und sorgen für eine Menge Fragen der Besucher. Gut gelaunt, geduldig, freundlich und vor allem kenntnisreich antwortet Manuela Broisch-Höhner. So wird das verblüffend dichte römische Leben im Rheinland wieder lebendig, wobei nicht nur die Glanzpunkte Köln, Neuss und Xanten zu ihrem Recht kommen. „Oft sind es sogar die kleinen und unscheinbaren Stücke, die in Forscherkreisen für Furore sorgen.“ Exemplarisch dafür stehen auch bei der landwirtschaftlichen Technik ein betagter „Harvester Traktor International“ sowie eine simple Heugabel aus Holz. Hingucker bei aller Winzigkeit sind in der archäologischen Abteilung ein Soldat mit Pferd aus Blei sowie Beschlagteile in Buntmetall. Genügend Zeit sollte man also schon mitbringen, wenn man dieses kulturelle Prunkstück im Rhein-Kreis in Augenschein nehmen will. Und für erhellende Auskünfte steht jederzeit die Museumspädagogin bereit.

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