Niederrhein-Musikfestival auf Schloss Dyck Brasilianische Musik am Niederrhein

Rhein-Kreis · Das zweite Konzert des Niederrhein-Musikfestivals zeigte die musikalische Vielfalt der Kontinente.

 Sängerin mit viel Charisma: Rosani Reis.

Sängerin mit viel Charisma: Rosani Reis.

Foto: Ira Weinrauch

Im Laufe der Geschichte Brasiliens vermischten sich die Nachkommen der indigenen Einwohner mit denen der portugiesischen Kolonialherren und den Nachfahren afrikanischer Sklaven. Aus dieser kulturellen Vielfalt wurde eine der reichsten Musiknationen der Erde. „Oi Brasil!“ lautete das Motto des zweiten Konzertes des Niederrhein-Musikfestivals im wiederum ausverkauften Innenhof des Schlosses Dyck. Auffallend waren viele jugendliche Zuhörer, denn drei Tage zuvor hatte das Niederrhein-Festival öffentlich im Gymnasium Jüchen für das Konzert geprobt.

Anette Maiburg, Flötistin und künstlerische Leiterin des Festivals, konnte mit dem Satz „Brazileira“ aus der „Scaramouch-Suite“ von Darius Milhaud kaum einen geeigneteren Opener für das Konzert finden. Geradezu programmatisch steht das Stück für ihre Intention, die musikalische Vielfalt verschiedener Länder mit der uralten Kulturlandschaft Niederrhein zu verbinden. Darius Milhaud war der erste Komponist, der europäische Kunstmusik mit brasilianischer Volksmusik mischte. „Brazileira“ (von 1937) ist eine Huldigung an Brasilien in Form einer Samba, die auch in der Fassung für Flöte und Klavier eine Fülle ursprünglicher Exotik ausstrahlte.

Aufregend auch das „Baiao“ für Flöte und Percussion (Amoy Ribas) der jungen brasilianischen Flötistin Morgana Moreno (28), das im Jahr der Komposition (2014) von Anette Maiburg auch auf der CD „Classica Brasiliana“ eingespielt wurde. Die Festivalleiterin tritt mit ausnahmslos leidenschaftlichen und perfekten Künstlern auf. Florian Gerhards (Trompete) vertiefte in exzellenten Improvisationen Bossa Nova oder wie in „Nadalin“ Modern Jazz des Amerikaners Bobby Shew.

Pedro „Trigo“ Santana ist einer der herausragendsten Bassisten in Brasilien und überzeugte auf Schloss Dyck besonders im farbigen Ensemblespiel. „Special guest“ war die charismatische Sängerin Rosani Reis, die seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebt. Die Sängerin mit afro-brasilianischen Wurzeln pflegt besonders die Musik ihrer Heimat Minas Gerais (Nordosten Brasiliens) in Liedern des Gitarristen und Samba-Sängers Sérgio Santos, der rund 160 Lieder des Dichters Paulo César Pinheiro vertont hat.

Der „Shooting-Star“ auf Schloss Dyck aber war ihr 18-jähriger Sohn Noah Reis-Ramma, der nicht nur faszinierend zwischen Klassik und Jazz am Flügel brillierte, sondern auch mit der eigenen, vor zwei Jahren komponierten „Festa des aldeias“ (etwa „Fest der Dörfer“) für Klavier, Flöte und Ensemble begeistern konnte.

(Nima)
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