Schule in Remscheid „Die AES hat ein Imageproblem“

Remscheid · Volker Leitzbach, Lehrer an der Albert-Einstein-Schule und SPD-Ratsherr, fordert ein Umdenken. Es dürfe nicht sein, dass die AES als „Resteschule“ die Klassen nur mit den von der Sophie-Scholl-Gesamtschule Abgewiesenen füllen kann.

 An der Albert-Einstein-Schule gibt es deutlich weniger Direktanmeldungen als an der Sophie-Scholl.

An der Albert-Einstein-Schule gibt es deutlich weniger Direktanmeldungen als an der Sophie-Scholl.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Der Blick auf die Neuaufnahmen für weiterführende Schulen 2018/19 ließ Volker Leitzbach (SPD) im Integrationsrat das Wort ergreifen. Nachdem IT-NRW die Anmeldezahlen für statistische Zwecke nach Herkunft der Schüler aufgesplittet hatte, stimmen Volker Leitzbach besonders die Zahlen an den Gesamtschulen nachdenklich: Von den
150 Fünftklässlern, die die Albert-Einstein-Schule (AES) nach den Sommerferien aufnimmt, besitzen 70 Migrationshintergrund, weitere 32 firmieren als Ausländer. In der Sophie-Scholl-Schule haben von 162 Fünftklässlern nur 45 Migrationshintergrund, acht zählen als Ausländer.

Mit diesem Hintergrund fordert Volker Leitzbach, Lehrer an der AES, ein Umdenken. „Wir sollten diese Zahlen nicht als Statistik abhaken, sondern pädagogische Schlussfolgerungen ziehen.“ Man dürfe nicht mehr schweigen, findet der Sozialdemokrat und macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Mit einer Schulform, für die ich früher gestorben wäre, bin ich mittlerweile überfordert.“

Leitzbach, seit 1990 an der AES, hatte schon davor im Ruhrgebiet eine Laufbahn in der von ihm wertgeschätzten Schulform hinter sich. Die im Integrationsrat formulierten Sorgen präzisiert er: „Alle Parteien haben sich im letzten Kommunalwahlkampf für Verbesserungen im Bildungsbereich ausgesprochen. Bezogen auf die Vorlagen, die wir bekamen und auf die Erfahrung in meiner Schule, heißt das, wenn eine Schule Kinder mit dem Förderschwerpunkt ,körperliche und motorische Entwicklung’ aufnimmt, müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit diese Kinder ohne Benachteiligung unterrichtet werden können. Zum Beispiel mit Aufzügen oder rollstuhlgerechten Zugängen.“ Es müsse Überlegungen zur aktiven Einbindung von Inklusionshelfern geben, damit diese nicht „nur“ zusätzlich in viel zu kleinen Räumen sitzen und eher die räumlichen Lernbedingungen der Gesamtheit der Klasse negativ beeinträchtigen. „Schüler mit dem Förderbedarf Lernen benötigen neben gut ausgebildeten Förderlehrern geeignete räumliche Voraussetzungen. Unsere Schulen platzen diesbezüglich“, klagt Leitzbach.

Das SPD-Ratsmitglied findet, dass Problemen von Jugendlichen auch in der Schule begegnet werden muss. „Schluss mit dem Streit und die Differenzierung um Schulsozialarbeit nach BUT oder sonstiger Schulsozialarbeit. Teamtraining und weitere Tätigkeiten, die von Sozialarbeit initiiert und oder unterstützt werden, muss langfristig gewährleistet sein.“ Leitzbach ärgert, dass die AES zwar für ihre pädagogische Arbeit gelobt werde, aber eben auch die Gesamtschule mit dem hohen Ausländeranteil sei. „Im Ranking der Eltern ist die Sophie-Scholl vorne. Die AES hat ein Imageproblem“, bedauert Leitzbach. „Bei uns gibt es deutlich weniger Direktanmeldungen. Es darf nicht sein, dass wir als ‚Resteschule’ unsere Klassen nur mit den von der Sophie-Scholl Abgewiesenen füllen können.“ Er befürchtet: „Wenn wir die Augen verschließen, werden wir immer mehr gefrustete Lehrer haben, die auf dem Zahnfleisch gehen.“ Die Lösung der Probleme kennt er nicht. „Eine ausgewogenere Zusammensetzung der Schulklassen könnte es vielleicht über eine Einführung der Schulbezirke geben“, deutet er an.

Im Integrationsrat widersprach Thomas Neuhaus: „Wir können nichts von oben verschreiben.“ Der Schuldezernent richtete den Blick aber auf die Bildungslandschaft Lennep mit RöGy, Albert-Schweitzer-Realschule und Hauptschule Hackenberg, die für ein fruchtbares Miteinander stehe. Integrationsratsvorsitzende Erden Ankay-Nachtwein (SPD) teilte die Bedenken von Leitzbach in einem Punkt: „Viele Schulen machen sich Sorgen, weil Auffangklassen aufgelöst werden. Die Sprachförderung bleibt in den Regelklassen auf der Strecke, weil das Personal fehlt.“

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