Rosenmontagswagen im Einsatz „Fridays for Future“ in Düsseldorf mit tausenden Teilnehmern

Düsseldorf · Der anhaltende Nieselregen war alles andere als ideal, davon ließen sich die Teilnehmer der „Fridays for Future“-Demonstration in Düsseldorf jedoch nicht abhalten. Ganz im Gegenteil, laut Organisatoren kamen mehr als 8000 Schülerinnen und Schüler.

Fridays for Future: Klimademo in Düsseldorf mit Greta-Thunberg-Wagen von Jacques Tilly
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„Fridays for Future“ in Düsseldorf

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Ein buntes Bild bot sich am Freitag in Düsseldorf: Hier wurde eine Pappmaché-Figur der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg aus dem Rosenmontagszug reaktiviert. Der Motivwagen von Jacques Tilly zeigt die 16-jährige Streik-Ikone, die der Elterngeneration die Ohren lang zieht. Die Schüler sattelten die Figur auf einen Anhänger um. Statt von einem Diesel-Fahrzeug – wie im Rosenmontagszug – wurde er von einem Elektrowagen gezogen, den ein Carsharing-Anbieter zur Verfügung gestellt hatte.

Die Organisatoren sprachen von mehr als 8000 Teilnehmern, die Polizei vor Ort schätzte die Zahl auf 6000 bis 7000. Erwartet waren ursprünglich weniger als die Hälfte der Demonstranten. Sie zogen vom Rathaus über den Grabbeplatz, ein Stück die Kö entlang bis vor den Landtag. Dort hielten die Vorsitzende der Landtags-Fraktion der Grünen, Monika Düker, und Carsten Löcker, verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der SPD, eine Rede. „Ich bin mir sicher, alle in der Politik haben uns heute gehört“, sagte Lukas Mielczarek (19), der die „Fridays for Future“-Ortsgruppe Düsseldorf vertritt.

„Fridays for Future“ in Düsseldorf: Schüler-Demo für Klimaschutz
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„Fridays for Future“ - Schule schwänzen für den Klimaschutz

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Foto: Lea Hensen

Unterstützung bekommt die Bewegung auch aus anderen Generationen. So haben mehr als 23.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz als „Scientists for Future“ eine Stellungnahme unterzeichnet, um dem Anliegen der Klimabewegung Nachdruck zu verleihen. In Düsseldorf hielt Sophie Lokates, Ökologin an der Freien Universität zu Berlin, eine Ansprache.

Die Freitagsdemos sind umstritten, weil viele Schüler die Schule schwänzen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) erklärte, sie begrüße das politische Engagement der Schülerinnen und Schüler. „Ich finde es gut, wenn junge Menschen bereit sind, für ihre Ziele auf die Straße zu gehen.“ Das Demonstrationsrecht setze aber die Schulpflicht nicht außer Kraft. Die Schulen könnten das Thema Klimaschutz im Unterricht oder im Rahmen von Projekttagen aufgreifen. Um persönlich mit den Initiatoren der Klimastreiks ins Gespräch zu kommen, habe sie die Landesschülervertretung und Vertreter von „Fridays for Future“ zu einem Meinungsaustausch ins Ministerium eingeladen, sagte sie.

Einige Schüler besuchten die Demonstration am Freitag im Rahmen einer Exkursion, also unter Aufsicht durch eine Lehrkraft. Dazu hatte die „Fridays for Future“-Ortsgruppe die Schulen im Vorfeld eingeladen. Die 13-Jährige Esther Böhmer kam mit ihrer Jahrgangsstufe aus Hilden. „Ich habe schon im Februar demonstriert und unentschuldigte Fehlstunden dafür bekommen“, sagte sie. In einem Gespräch mit der Schulleitung habe man sich darauf geeignet, die Demonstration am Freitag mit einem Schulausflug zu besuchen. Lea Fabian (16) und Jo Gründler (14) können ihr Fehlen für den Streik an der Maria-Montessori-Gesamtschule in Düsseldorf entschuldigen: Mit einem Selfie-Bild, das beweist, dass sie vor Ort waren.

Am Donnerstag waren die Ortsgruppen in Düsseldorf und Wuppertal von „Fridays for Future“ noch beunruhigt: In den sozialen Medien kursierte die Nachricht über ein Schreiben der Bezirksregierung Düsseldorf, das Lehrer dazu auffordern soll zu dokumentieren, welche Schüler an den Protesten teilnehmen. Dass Lehrer die Namen der teilnehmenden Schüler an die Bezirksregierung weiterleiten, sei nicht gefragt, sagte Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksregierung. Sie sollten die Schüler nur zählen, um „mögliche Hilfestellungen besser planen zu können“. Hintergrund sei eine Bitte der Polizei Wuppertal, die die Größe der Demos besser einschätzen wollte. Das Schreiben richtete sich nur an Wuppertaler Schulen.

Aber auch an Düsseldorfer Schulen sorgten sich die Schüler um mögliche Sanktionen. So kursierte am Comenius-Gymnasium wohl das Gerücht, die Streikenden seien von Geldstrafen bedroht. Eine Mitarbeiterin der Schule bestritt das: „Es gab lediglich eine Unterrichtung der Schüler darüber, dass die Schulpflicht vorgehe, und ein unentschuldigtes Fehlen im Unterricht Folgen haben kann.“

Der Münsteraner Rechtswissenschaftlers Tristan Barczak empfiehlt, demonstrationsfreudige Schüler ernst zu nehmen und auf Zwangsmaßnahmen zu verzichten.

(lhen)

(csr)
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