Neues Wohngebiet in Radevormwald Greifvögel als Namenspaten für Straßen in Karthausen

Karthausen · Die Straßen in dem neuen Baugebiet, dessen Erschließung zeitnah beginnen wird, sollen nach Habicht, Bussard, Rotmilan und anderen Greifvögeln benannt werden – das entschied eine Mehrheit der Politik nun im Bauausschuss.

 Die Schilder für die Vermarktung stehen schon länger. Jetzt steht auch fest, dass die Straßennamen nach Greifvögeln benannt werden.

Die Schilder für die Vermarktung stehen schon länger. Jetzt steht auch fest, dass die Straßennamen nach Greifvögeln benannt werden.

Foto: Joachim Rüttgen

Als vor einigen Jahren über die Pläne für das Baugebiet Karthausen diskutiert wurde, hatten Naturschützer darauf verwiesen, dass durch die neue Siedlung der Lebensraum von Tieren beeinträchtigt würde – beispielsweise von Rotmilanen, die regelmäßig dort jagen. Sollten die Tiere tatsächlich von dort vertrieben werden, dann bleiben sie zumindest als Straßenname erhalten – das hat eine Abstimmung im jüngsten Bauausschuss über die Benennung der Straßen in Karthausen ergeben.

Die Verwaltung hatte in der Beschlussvorlage der Politik mehrere Vorschläge unterbreitet, wie die Straßen in dem neuen Baugebiet im Westen Radevormwalds benannt werden könnten. Dabei hatte man im Rathaus darauf geachtet, dass alle Namen unter einen bestimmten Dachbegriff fallen. Und so wurden den Vertretern der Fraktionen folgende Kategorien vorgeschlagen:
Sonnensystem Die Straßen, Wege oder Plätze sollten nach der Sonne und ihren Planeten benannt werden: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn etc.
Bergische Pflanzen Hier waren als Namensgeber Gewächse wie Glockenblumen, Goldhafer, Hahnenfuß, Johanniskraut, Zittergras, Dotterblumen, Bärenklau und so fort vorgesehen.
Greifvögel wie Habicht, Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan, Seeadler etc.
Märchenfiguren wie Dornröschen, Schneewittchen, Rapunzel, Rotkäppchen, Elfen, Feen etc.
Verschiedene Tiere wie Rotkehlchen, Eichhörnchen, Amseln, Spatzen etc.

Wie die Stadt in ihrer Beschlussvorlage mitteilte, werden für den ersten Bauabschnitt vier bis acht Straßennamen benötigt. Aus diesem Grund sei es schwierig, auf örtliche Flurbezeichnungen wie „Auf dem Kämpchen“ zurückzugreifen, wie es häufiger geschieht, wenn Straßenbezeichnungen gesucht werden.

Ein Rotmilan. Auch nach ihm soll eine Straße in Karthausen benannt werden.

Ein Rotmilan. Auch nach ihm soll eine Straße in Karthausen benannt werden.

Foto: dpa

Bei der Diskussion über die zu wählende Namenskategorie sprachen sich die Vertreter der CDU-Fraktion für die Greifvögel aus, aber auch die Märchennamen habe man in die engere Wahl genommen. „Wichtig ist, dass die Namen der Straßen nicht zu lang werden“, erklärte Christdemokrat Dietmar Busch. Die SPD-Fraktion favorisierte ebenfalls die Greifvögelnamen.

Für die Fraktion von Bündnis 90/Grüne erklärte Bernd Bornewasser, was man nicht wolle, sei die Benennung der Straßen nach Blumennamen, das sei unpassend, denn durch das Baugebiet werde eine große Fläche an Grünland versiegelt. Seine Fraktion könnte sich dagegen mit den Kategorien Planeten und Märchenfiguren anfreunden, erklärte Bornewasser. Monika Zierden merkte für die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) an, ihre Fraktion hätte es eigentlich passend gefunden, verdiente Radevormwalder Bürger mit einem Straßennamen in der neuen Siedlung zu ehren. Die FDP sprach sich für die Namen aus dem Sonnensystem aus, auch die Radevormwalder Unabhängige Alternative (RUA) sympathisierte mit dem Dachthema Astronomie. Die AfD zeigte sich offen für die Kategorien der Vögel und der Planeten.

Bei der Abstimmung gab es am Ende eine Mehrheit für die Greifvögel – allerdings merkte Fraktionsmitglied Hans Peter Fischer für die CDU noch an, es wäre schön, wenn man den Seeadler durch einen Fischreiher ersetzen könnte, denn der sei in Radevormwald heimisch.

Dass die Benennung von Straßen für Diskussionsstoff sorgen kann, war in den vergangenen Monaten in der Radevormwalder Politik mehrmals zu erleben. Diskutiert wurde beispielsweise, dass bei jenen Straßen, die nach Personen benannt wurden, fast nur Männer als Namensgeber gewählt wurden – nur in zwei Fällen wurden Frauen geehrt, nämlich die polnisch-französische Wissenschaftlerin Marie Curie und die Luftschifferin Käthe Paulus.

Immerhin dürften mit der jüngsten Entscheidung im Bauausschuss, die Straßen nicht nach Personen zu benennen, auch spätere Debatten vermieden werden, wie sie aktuell über die Straßennamen im Sportlerviertel der Nordstadt geführt werden. Dabei haben Kritiker vor allem die Ritter-von-Halt- und die Carl-Diem-Straße im Visier – beide Sportler waren während des „Dritten Reiches“ als Sportfunktionäre im Dienst der Nazi-Regierung aktiv.

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