Grundschule in Radevormwald „Wer will fleißige Handwerker sehen...“
Radevormwald · Nach dem Premierenerfolg im vergangenen Jahr, hat die katholische Grundschule Lindenbaum am Samstag ihr zweites Handwerkerfest zelebriert, als Abschluss einer gelungenen Projektwoche.
Wer Kindern den Freiraum lässt, sich selbst und seine Fähigkeiten ohne Vorbehalte kennenzulernen und zu entwickeln, wird überrascht sein, wofür sich junge Köpfe und kleine Hände begeistern lassen. Denn während sich Erwachsene immer seltener gern selbst die Hände schmutzig machen, gibt es für die allermeisten Kinder fast nichts Schöneres. Die Arbeit mit den Händen ist für die Kinder selbst in einer so durch digitalisierten Welt wie unserer, immer noch das Größte. Zu sehen war das jüngst wieder am Samstag in der katholischen Grundschule Lindenbaum.
Das Schulgebäude verwandelte sich für einen Tag in eine große Probierwerkstatt mit zahlreichen Gewerken, die in den verschiedenen Räumen den Kindern altersgerecht und mit spannenden Angeboten ihre Spezialitäten näherbrachten. Bohren, Sägen, Schnitzen und Pfeilen wurde in der Holzwerkstatt im Keller geübt, wo sich auch die meisten Väter einfanden und begeistert Sohnemann und Tochter mit ihrem handwerklichen Wissen und Können überraschten. Beim Elektromeister im Erdgeschoss wurden Kabel zusammengeführt und Licht erzeugt. An anderer Stelle bastelten die Kinder nach Anleitung hübschen Schmuck, backten Pizza oder stellten Blumenbomben aus Samen und Erde her. Auch der Radevormwalder Installateur und Heizungsbauer Lars Zieß stellte sich in den Dienst der guten Sache und mischte eifrig mit beim Handwerkerfest.
Bei Tanja Sonnenschein wurde eifrig gepinselt, getupft und gestaunt. Die Malermeisterin hatte mit der Schablonen- und Wickeltechnik zwei Methoden zum Probieren mitgebracht, die zum einen den Kindern ordentlich viel Spaß bereitete, aber auch zum Arbeitsalltag eines Malers durchaus dazugehören. Vorsichtig tupften die beiden neunjährigen Mia und Jona, gehüllten in ausgemusterten Hemden, ihre zuvor gemischte Farbe sorgsam aufs Papier.
Langsam füllten sich die ausgeschnittenen Bereiche der Schablone mit Farbe. Mia und Jona konnten es kaum abwarten, das Hilfsmittel vom Papier zu lösen und das Ergebnis zu bestaunen. Sie mussten sich allerdings gedulden, wie ihnen Fachfrau Sonnenschein erklärte. Werde die Schablone zu früh angehoben, könnte die noch nasse Farbe verlaufen. Behutsam tippten die Mädchen daher immer wieder mit einem sauberen Finger auf die Farbe, um ihren Trocknungsgrad zu prüfen.
Als der Moment endlich gekommen war und sie vorsichtig die Schablone vom Papier lösten, dauerte es nicht lange, bis sie lächelnd ihr Kunstwerk bewunderten. Mias Delfine sahen prächtig aus und auch die Bordüre von Jona, die sie akkurat an allen Rändern des Blattes geprägt hatte, hätte selbst Profi Tanja Sonnenschein nicht besser machen können. „Das macht richtig viel Spaß“, sagte Mia dann. Dass auch sowas zum Malerberuf gehören würde, hätte Jona nicht erwartet. Eine Erkenntnis, die möglicherweise später, bei der Berufswahl durchaus eine Rolle spielen könnte, glaubt Sonnenschein.
Auf der Suche nach Nachwuchsfachkräften war sie an diesem Vormittag nicht. Sie verfolgte allerdings einen andere, ebenso wichtige Mission: Im Gespräch mit den Eltern, wollte sie diese vom Handwerk überzeugen. „Eltern sind wichtige Berater in der Berufswahl ihrer Kinder“, sagte Sonnenschein überzeugt. Viele Eltern würden sich für ihren Nachwuchs einen anderen Beruf wünschen, raten zum Studium. Dabei liege das Glück für sie ganz klar im Handwerk: „Ich kenne keinen angestellten Handwerker, der Burnout hat.“ Ihre Erklärung: „Es sind Jobs, die einfach erfüllen, wo man etwas mit seinen eigenen Händen erschafft. Das ist doch das schönste Gefühl überhaupt.“ Besonders im gestaltendem Gewerk, wie ihres, gebe es sicherlich Standards, Regel und Vorgaben, aber der Malerberuf sei dennoch vielfältig und kreativ. Möglicherweise auch etwas für Jona. Denn während Mia sich mit neun Jahren schon auf zwei Berufe festgelegt hat, Feuerwehrfrau oder Kindergärtnerin, wusste Jona noch nicht, was sie später mal werden wolle. „Auf jeden Fall was Kreatives“, äußerte sie dann. Da ist der Malerberuf nicht weit.
Für Anja Ahlemann, stellvertretende Schulleiterin der KGS Lindenbaum, war auch das zweite Handwerkerfest ein voller Erfolg. „Es ist einfach toll, wie groß die Bereitschaft der örtlichen Handwerker ist, hier mitzumachen, sich und ihren Beruf zu präsentieren.“ Viele Hände im KGS-Team, sowie viele engagierte Eltern verhalfen dem Tag zum Erfolg. Das Handwerkerfest, verriet Ahlemann, werde künftig ein fester Bestandteil des Schulcurriculums sein.