Partnerstadt von Radevormwald Zehn spannende Fakten über Châteaubriant

Radevormwald · Gespenster, Genies und ein Steakgericht – wir haben einige wenig bekannte Tatsachen über Rades Partnerstadt zusammengestellt.

 Schloss Châteaubriant ist die bekannteste Sehenswürdigkeit in Radevormwalds Partnerstadt. Einmal im Jahr soll es in den Galerien und Korridoren des alten Gemäuers spuken – angeblich geht dies auf eine Mordtat aus dem 16. Jahrhundert zurück.

Schloss Châteaubriant ist die bekannteste Sehenswürdigkeit in Radevormwalds Partnerstadt. Einmal im Jahr soll es in den Galerien und Korridoren des alten Gemäuers spuken – angeblich geht dies auf eine Mordtat aus dem 16. Jahrhundert zurück.

Foto: wos/Scholl, Wolfgang (wos)

Seit nahezu vierzig Jahren sind Radevormwald und die Stadt Chateaubriant im Nordwesten Frankreichs befreundet. Bei den gegenseitigen Besuchen haben die Einwohner viel über die jeweils andere Stadt gelernt. So kennen viele Radevormwalder das Schloss in Châteaubriant und die Foire de Béré, die bekannte lokale Messe. Und doch gibt es einige Fakten über die Stadt im Département Loire-Atlantique, die nicht allen geläufig sein werden. Wir haben zehn davon zusammengestellt.

1 Hilfe, hier spukt es!

Im Jahr 1537 starb Francoise de Foix im Schloss Châteaubriant. Sie war die Geliebte des französischen König Franz I. Das Problem: Die Dame war verheiratet, und zwar mit dem Statthalter der Bretagne, Jean de Laval. Es heißt, dass der eifersüchtige Ehemann sie wegen ihrer Liebeleien mit dem Monarchen gemeuchelt hat. In der Stadt wird erzählt, dass an jedem 16. Oktober, ihrem Todestag, eine Geisterprozession durch das Schloss zieht. Allerdings gehen Historiker davon aus, dass Francoise de Foix eines natürlichen Todes starb.

2 Heimatlicher Fluss

Was die Wupper für Radevormwald ist, das ist die Chère für Châteaubriant. Allerdings ist dieser Fluss mit 65 Kilometern deutlich kürzer als die Wupper (116 Kilometer). Die Chère fließt schließlich in die Vilaine, die wiederum in den Atlantik mündet. Die Vilaine ist übrigens der Fluss, an dem die Stadt Rennes liegt, die Hauptstadt der Bretagne.

3 Eine stolze Mutter

Sophie Trébuchet wurde 1772 in Nantes geboren, wuchs jedoch in Châteaubriant auf. Sie war Malerin, doch erinnert man sich an sie hauptsächlich wegen ihres Sohnes: Victor Hugo gilt als einer der größten französischen Dichter und Romanschriftsteller. Berühmt ist er vor allem durch „Les misérables“ (inzwischen auch ein erfolgreiches Musical) und „Notre-Dame de Paris“, in Deutschland besser bekannt als „Der Glöckner von Notre-Dame“. Nicht umsonst gibt es einen Boulevard Victor Hugo in der Stadt.

4 Hinkelsteine gibt’s auch hier

Wer kennt nicht Obelix, den Hinkelsteinfabrikanten aus dem berühmten gallischen Dorf? Doch Hinkelsteine, besser gesagt Menhire, die rätselhaften Steine aus der Vorgeschichte, findet man auch in der Nähe von Châteaubriant. Außerdem wurden in der Nähe Äxte aus der Jungsteinzeit gefunden – ein Beweis dafür, dass dieser Landstrich schon seit frühesten Zeiten bewohnt war. Welches uralte Volk diese Steine aufgestellt hat, ist unklar, aber die Gallier waren es sicher nicht.

5 Ein neuer Name muss her

Als die Franzosen sich während ihrer berühmten Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts der Königs- und Adelsherrschaft entledigten, wurde alles, was an das „ancien regime“ erinnerte, verhasst und verpönt. Viele Städte, die im Namen an Adel, Schlösser und anderes erinnerten, benannten sich um. So auch Châteaubriant. Für einige Jahre war die Stadt als „Montagne-sur-Chere“ geläufig, was „Hügel am Fluss Chere“ bedeutet. 1801 erhielt die Stadt ihren alten Namen zurück.

6 Keltische Klänge

Wer glaubt, dass es Dudelsäcke nur in Schottland gibt, der irrt. Auch in jenen Gegenden Frankreichs, wo keltische Traditionen und Sprache noch gepflegt werden – also vor allem in der Bretagne – gibt es so genannten Bagads, also Musikvereine mit Dudelsäcken, Bombarden (Holzblasinstrumente mit Doppelblatt) und Trommel. Auch Châteaubriant verfügt über so eine Kapelle, wie jede Stadt in der Region, die etwas auf sich hält. Der bretonische Name der Stadt lautet übrigens Kastell-Briant.

7 Ein pelziger Unhold

Nicht nur die Einwohner des Ortsteils Béré fürchten das berüchtigte „Biest“, das als „Bete de Bere“ sein Unwesen treiben soll. Das Aussehen dieses Sagengeschöpfes klingt ein wenig nach einem missglückten genetischen Experiment: Es soll eine Mischung aus Wolf, Schwein und großer Katze sein. Dieser französische Verwandte des Wolpertingers soll angeblich eine junge Frau beschützen, die vor Jahrhunderten in einem Verlies eingemauert wurde.

8 Pflege deine Mundart

Die Radevormwalder haben ihr „Rüötsch Platt“, und auch die Einwohner von Châteaubriant haben einen traditionellen Dialekt, der als „Gallo“ bekannt ist. Wie das Platt im Bergischen Land ist allerdings auch das „Gallo“ seit Jahrzehnten auf dem Rückzug. Die Gründe sind ähnlich: Die Mundart galt früher als hinderlich beim sozialen Aufstieg. Wie in Deutschland gibt es aber auch in Frankreich inzwischen ein größeres Interesse am Erhalt der Mundarten. Das „Gallo“ kann inzwischen sogar an Schulen belegt werden.

9 Der gläserne Zuschauer

Ein Blickfang in der Stadt ist das „Theatre de verre“, das Glastheater. Der Eingangsbereich sieht tatsächlich aus wie ein großer Glaswürfel. Das Theater bietet, ähnlich wie das Radevormwalder Bühnenhaus, ein gemischtes Programm für jeden Geschmack: Schauspiel, Kabarett, Musik und Darbietungen aus weiteren kulturellen Sparten.

10  Ursprung eines Steakgerichtes?

 Frankreichs großer Schriftsteller Victor Hugo ist familiär mit Châteaubriant verbunden. Hier lernten sich seine Eltern kennen.

Frankreichs großer Schriftsteller Victor Hugo ist familiär mit Châteaubriant verbunden. Hier lernten sich seine Eltern kennen.

Foto: wiki
 Die Einwohner von Châteaubriant sind geschichtsbewusst, was auch bei lokalen Umzügen immer wieder gezeigt wird.

Die Einwohner von Châteaubriant sind geschichtsbewusst, was auch bei lokalen Umzügen immer wieder gezeigt wird.

Foto: scholl
 Der Begriff Châteaubriand wird für Filetsteaks verwendet.

Der Begriff Châteaubriand wird für Filetsteaks verwendet.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

     Der Begriff Chateaubriand wird in der klassischen Küche für ein Filetsteak verwendet. Doch wie schon der letzte Buchstabe des Wortes zeigt, hat dieses Gericht nicht unbedingt mit der Stadt Châteaubriant etwas zu tun. Angeblich soll der Koch des französischen Dichters François-René de Chateaubriand das Gericht erfunden und nach seinem Brötchengeber benannt haben. Doch auch diese Erklärung ist umstritten. Ein Bezug zur Stadt Châteaubriant könnte durch die hier stark vertretene Zucht von Rindern gegeben sein.

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