Krimi „Marlow“ in Radevormwald Endlich wieder Theater im Bürgerhaus

Radevormwald · Die erste Theaterveranstaltung der laufenden Spielzeit des Radevormwalder Kulturkreises wurde gut angenommen. Gespielt wurde der Krimi „Marlow“ – ein gelungener Auftakt für das kulturelle Leben in der Stadt auf der Höhe.

 Weder Oberkommissar Gereon Rath (Maximilian von Ulardt) noch seine Frau Charly (Franziska Ferrari) sind Parteimitglieder. Sie werden von Nachbarn und Mitarbeitern misstrauisch beobachtet.

Weder Oberkommissar Gereon Rath (Maximilian von Ulardt) noch seine Frau Charly (Franziska Ferrari) sind Parteimitglieder. Sie werden von Nachbarn und Mitarbeitern misstrauisch beobachtet.

Foto: Volker Beushausen

Die Theater-Saison in Radevormwald wurde am Mittwochabend mit dem Krimi „Marlow“ nach Volker Kutscher eröffnet. Dieses Stück zog die Abonnenten des Kulturkreises Radevormwald in den großen Saal des Bürgerhauses und Fans der Fernsehserie „Babylon Berlin“, die auf den Fällen um Kommissar Gereon Rath aufbaut. Für den Kulturkreis hat die laufende Spielzeit mit diesem Theaterabend richtig begonnen, obwohl bereits die Comedy-Show im Spätsommer der offizielle Auftakt war. Dass Michael Teckentrup seinem Sitzplan im Schachbrettmuster auch in der Zeit der niedrigen Infektionszahlen treu geblieben ist, scheint schon jetzt die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Die Infektionszahlen steigen rasant, aber dank der guten und sicheren Vorbereitung sieht der Leiter des Kulturkreises den anstehenden Theaterveranstaltungen gelassen entgegen.

Auch die nächsten zwei Mittwoche stehen in Radevormwald ganz im Zeichen des Theaters – und auch für die Grundschulen stehen Vorstellungen an. „Wir haben die Spielzeit so vorbereitet, dass die einzelnen Haushalte nicht direkt nebeneinander sitzen, und das war richtig, wenn man sich die aktuelle Entwicklung der Pandemie ansieht. Für die Schulen haben wir separate Veranstaltungen organisiert“, sagt Michael Teckentrup. Obwohl Veranstaltungsräume unter Berücksichtigung der 3G-Regel wieder voll besetzt werden dürfen, hat sich der Kulturkreis für eine vorsichtigere Umsetzung entschieden und das auch zum Wohl der Abonnenten.

Am Eingang wurden am Mittwoch alle Besucher mit ihrem 3G-Nachweis kontrolliert, die Abonnenten haben einen festen Sitzplatz. „Unser Publikum ist noch zurückhaltender, als vor der Pandemie und darauf nehmen wir Rücksicht.“

Spürbar ist das ebenfalls an den Freiverkäufen, die zurückgegangen sind. Die Schauspieler des Westfälischen Landestheaters standen am Mittwochabend trotzdem vor einem gut gefüllten Saal und spielten vor einem Publikum, das sichtbar froh über Live-Kultur im Bürgerhaus ist. Besonders war der Abend auch für Dramaturg Christian Schulze, der vor der Aufführung einen einführenden Vortrag zu der Inszenierung hielt. „Das habe ich seit über einem Jahr nicht mehr gemacht, und es ist schön, dass wir uns heute im Bürgerhaus wiedersehen.“ Christian Schulze beschreibt es als „einen guten Schachzug“, dass Volker Kutscher einen Krimi in der Zeit des Dritten Reichs spielen lässt.

Die Inszenierung „Marlow“ von Janette Mohr greift den nostalgischen Charme, den man aus der Serie „Babylon Berlin“ kennt auf und wirft die Frage auf, die alle Menschen bei der Auseinandersetzung mit diesem Teil der Geschichte Deutschlands einholt: Wie konnte die Gesellschaft das zulassen? „Der siebte Band der Roman-Serie spielt im Jahr 1935. Der Rechtsstaat hat sich in eine Diktatur verwandelt. Die Handlung zeigt Menschen in ihrem Alltag, die versuchen, mit dem Wandel zurechtzukommen. Wir sehen zwei Perspektiven, die beide menschlich sind“, sagt der Dramaturg. Er meint damit zum einen die Rolle des Gereon Rath, der an seiner Karriere arbeitet und die seiner Frau Charly, die zunehmend verzweifelt. Sie leben in einer Zeit, in der keine Jazz-Musik mehr im Rundfunk gespielt werden darf und es keine Pressefreiheit mehr gibt. In „Marlow“ ist das Zeitgeschehen in einen tödlichen Verkehrsunfall eingebettet, der den Jagdinstinkt des Kommissars weckt. Kämpfen muss Gereon Rath dabei gegen den Unterweltkönig Johann Marlow.

Der Theaterabend war ein Gefühlskarussell aus Spannung, Verzweiflung, aber auch aus den Freuden des Berlins der 1930er Jahre. In dem einfachen Bühnenbild, voller gestapelter Akten, die das Überwachen und Bespitzeln sowie das große Misstrauen des Dritten Reichs veranschaulichten, wurde gestritten, ermittelt, getanzt, geliebt und geweint. Für das kulturelle Leben in Radevormwald ein gelungener Auftakt unter verantwortungsbewussten Bedingungen.

Am nächsten Mittwoch geht die Spielzeit im Bürgerhaus um 19.30 Uhr mit dem Stück „Shakespeare in Love“ weiter. Das komplette Programm der Spielzeit wird auf www.kulturkreis-radevormwald.com vorgestellt. Der Freiverkauf wird von den Mitarbeitern der Stadtbücherei geregelt.

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