Serie Wir Helfen (4) Kleidung und Lebensmittel für Weißrussland

Neuss · Die NGZ stellt private Initiativen aus Kaarst vor, die seit Jahren Gutes tun – wie die Ökumenische Tschernobylhilfe.

 Das Lager der Tschernobylhilfe befindet sich im Keller der Realschule in Büttgen. Vorsitzende Anni Müller (vorne) behält dort den Überblick.

Das Lager der Tschernobylhilfe befindet sich im Keller der Realschule in Büttgen. Vorsitzende Anni Müller (vorne) behält dort den Überblick.

Foto: Lothar Berns

Die NGZ stellt private Initiativen aus Kaarst vor, die seit Jahren Gutes tun — wie die Ökumenische Tschernobylhilfe.

Das Lager der Ökumenischen Tschernobylhilfe ist gut gefüllt. Zwischen Kartons, die sich bis unter die Decke stapeln, und unzähligen Kleidersäcken bleibt den Helfern nur eine enge Gasse, um sich zu bewegen.

In der Vorweihnachtszeit packen besonders viele mit an. Bis zu 15 Frauen und Männer treffen sich jetzt jeden Donnerstagnachmittag im Keller der Elisabeth-Selbert-Realschule, wo dem Verein rund 400 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Mitte Dezember fährt der letzte Transport des Jahres nach Brest und Minsk in Weißrussland.

Im vorderen Bereich des Lagers stehen einige Sachen dafür schon bereit, im hinteren Teil wird sortiert und verpackt. Weil die Tschernobylhilfe zuletzt auch Transporte für andere Vereine übernahm, hat sich im eigenen Lager einiges angesammelt: Kleidung, Bettwäsche, Spielzeug und Stofftiere, aber auch Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle. Da Weihnachten vor der Tür steht — wobei das Fest in Weißrussland erst am 6. Januar gefeiert wird — hat die Tschernobylhilfe dieses Mal auch Lebensmittel und Spielzeug gekauft. Außerdem kümmert sich fast jedes Mitglied auch um eine Familie vor Ort, deren Kinder in den Ferien bei ihnen in Deutschland bereits zu Gast waren. Ihnen schicken sie ein persönliches Paket. Was drin steckt, bleibt kein Geheimnis: Für den Zoll muss der Inhalt auf einem Zettel vermerkt werden.

Es gibt aber auch eine andere Art der Hilfe. Anna-Maria Reuters kaufte ihrer Familie für 50 Dollar eine Kuh. "Sie dient der Selbstversorgung. Milch ist so wichtig, zum Trinken oder zum Buttermachen", sagt sie. Reuters engagiert sich seit 20 Jahren für die Ökumenische Tschernobylhilfe Kaarst-Büttgen. Als Erich Bieber in Rente ging, suchte er nach einem Kind, dem er helfen und das er auch besuchen konnte.

So kam er zum Verein, es schloss sich aber auch ein Kreis für ihn persönlich. "Ich bin fünfhundert Kilometer entfernt von Brest geboren. Mein Vater hat in der Ukraine gekämpft. Deshalb habe ich auch eine besondere Beziehung zu der Region", erzählt Bieber. Für den Verein ist er der Spezialist für Diätlebensmittel. Durch die Verstrahlung nach dem AKW-Unfall leiden auch heute noch viele Kinder unter Stoffwechselkrankheiten und benötigen eiweißarme Nahrung. Diese ist aber nicht billig. Bieber hat sich ein kleines Sponsorennetz von Produzenten solcher Lebensmittel aufgebaut. Jeden Monat wird er telefonisch bei ihnen vorstellig und bekommt einige Kartons gespendet.

Der vereinseigene Kleintransporter mit Anhänger wird also bald wieder rund 2,5 Tonnen an Spendengütern nach Weißrussland bringen. Seit inzwischen 21 Jahren sitzt dafür Sergej Uleslo am Steuer. Er lebt in der Region und fährt für die Transporte jedes Mal rund 4000 Kilometer.

(stef)
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