Neuss "Tafel" unter Druck – die Spenden bleiben weg

Neuss · Zusammenlegungen und ein Second-Hand-Markt sollen zu mehr Einnahmen führen. Für das benötigte Auto reicht das Geld aber nicht.

 Hans Kirstein und Jürgen Thomas sammeln für die Neusser Tafel Lebensmittelspenden ein. Doch einen Wagen müsste die Tafel dringend ersetzen.

Hans Kirstein und Jürgen Thomas sammeln für die Neusser Tafel Lebensmittelspenden ein. Doch einen Wagen müsste die Tafel dringend ersetzen.

Foto: woi

Landauf, landab brechen vielen Hilfsorganisationen die Einnahmen aus Spenden weg. Die Neusser Tafel ist da keine Ausnahme. "Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Spendeneingänge halbiert", schlägt Rebecca Schuh Alarm, seit 16 Jahren Vorsitzende des Trägervereins und treibende Kraft der Tafel. Das zwingt den Verein, der Bedürftige mit Lebensmitteln und Kleidungsstücken versorgt, nun zu einem Sparkurs. Aber auch der ist endlich. "Aus unserem knappen Etat kann kann ich kein Geld für ein neues Auto schneiden", nennt Schuh das drängendste Problem. Und wie sonst sollte die Tafel ihre Lebensmittelspenden einsammeln?

Geld von Stadt, Land oder gar Bund gab es für die Neusser Tafel von Anfang an nicht. Das verschafft der Tafel einerseits eine gewisse Unabhängigkeit bei der Festlegung ihrer Arbeitsschwerpunkte, bringt sie aber andererseits an den "Tropf" von Sponsoren und Spendern. Die entscheidenden Akquise-Wochen Ende des Jahres – für Schuh und die Helfer der Tafel sind sie ständig mit (Existenz)-Sorgen um die Einrichtung verbunden.

Um die Einnahmeseite zu verbessern, hat die Tafel schon einiges versucht. Der jüngste Versuch, das Projekt "Neusser Tafel braucht Paten" , fand keine Resonanz. Auch der Umzug an die Düsseldorfer Straße, wo die Tafel Büro, Tafelladen, Seniorenmittagstisch und Lager erstmals unter einem Dach zusammenführen konnte, hatte einen finanziellen Aspekt. "Damit sparen wir viel an Miete", sagt Schuh, will damit allein den Umzug aber nicht begründen. "Entscheidender war, dass die Tafel dorthin kam, wo der Bedarf unserer Meinung nach am größten ist. Ins Barbaraviertel."

Ab Januar wird es dort erstmals einen Second-Hand-Markt der Tafel für Kinderkleidung und gebrauchtes Spielzeug geben. "Oft werden uns solche Dinge angeboten beziehungsweise nach diesen gefragt", berichtet Schuh. Bislang konnte ein solcher Shop aus Platzgründen nicht eingerichtet werden, jetzt soll er mit – bescheidenen – Erträgen dazu beitragen, dass die Einrichtung insgesamt über die Runden kommt. Dabei ist sie nicht ohne Unterstützer. Das Swissôtel beschert heute Kinder aus Tafel-Familien mit Präsenten aus der Aktion Wunschbaum, Mitarbeiter der Firma Jansen-Cilag packen Weihnachtspäckchen für Bedürftige, während die Tafel selbst am 1. Weihnachtstag an der Suppenküche wieder gut 150 Kunden mit Paketen beschenken kann, die mit gespendeten Lebensmitteln der Neusser Bevölkerung gefüllt sind. Allerdings bröckelt auch die Zahl dieser Natural-Spenden. Im Vorjahr, erinnert Schuh, kamen bei der "Aktion Kilo" in einem Edeka-Markt in Korschenbroich 1,3 Tonnen gespendeter Lebensmittel zusammen. "In diesem Jahr waren es 580 Kilo."

Dass es weniger wird, merken inzwischen auch einige Tafel-Kunden. Bei der Weihnachtsfeier mit Straßenkindern war es bislang üblich, sie mit warmen Schuhen, Garderobe und Schlafsäcken auszustatten. In diesem Jahr konten sie nur Schuhe bekommen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort