Moers Zehn Szenen helfen bei der Selbstfindung

Moers · Fünf Monate lang arbeiteten 16 junge Leute im vom Jobcenter geförderten Theaterprojekt „Escape the cape“. Im Bollwerk 107 wurde es jetzt aufgeführt.

 Die Premiere von „Escape the cape“  im Bollwerk 107 zeigte die vielen Talente der 16 Mitwirkenden.

Die Premiere von „Escape the cape“  im Bollwerk 107 zeigte die vielen Talente der 16 Mitwirkenden.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Ein bodenlanger schwarzer Umhang mit Kapuze war das wiederkehrende Motiv eines besonderen Theaterstücks, das auf der Bühne des Bollwerk 107 aufgeführt wurde. Das „Cape“ – ein Symbol für Schutz und Geborgenheit oder für Realitätsflucht und Abschottung? In zehn Szenen zeigten die Teilnehmer des Projekts „Drehmoment“ einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt, ihre Werte und Wünsche. Sie präsentierten eine Collage aus Spielszenen, Filmsequenzen, Gesang und Musik zu Themen wie „Respekt“, „Zusammenhalt“ und „Sicherheit“. Dabei wurde deutlich: Wer sich angenommen fühlt und Vertrauen fasst, der kann seine Masken und Schutzschilder ablegen und seinen Platz im Leben finden: „Escape the Cape“ hatten die Darsteller deshalb ihr Stück betitelt.

Fünf Monate lang konnten 16 junge Leute in dem vom Jobcenter Kreis Wesel geförderten Projekt wertvolle Erfahrungen sammeln. Erfahrungen, die ihnen gezeigt haben: Gemeinsam können wir etwas Großartiges auf die Beine stellen. Von der Ideenentwicklung bis hin zum Catering, der Technik und der Gestaltung des Programmhefts hatte das Ensemble das gesamte Stück eigenständig erarbeitet.

Die Gruppe bestand aus jungen Leuten mit und ohne Migrationshintergrund. Auch einige Flüchtlinge waren darunter. Mithilfe des Theaterpädagogen und Regisseurs Peter Götz und der Pädagogin Emine Yilmaz sind die jungen Leute in dieser Zeit über sich hinausgewachsen, haben Selbstwertgefühl und Kraft für die Gestaltung der eigenen Zukunft gewonnen. Viele Talente kamen dabei ans Tageslicht. Texte wurden sicher und souverän gesprochen.

Zwei Schauspielerinnen trauten sich, auf der Bühne zu singen. Drei Teilnehmer meisterten die gesamte Bühnentechnik. Das Schlussbild, bei dem sich alle Spieler schützend und stärkend um eine Person stellten, die von Flucht und Heimatlosigkeit erzählte, war ein Gänsehautmoment.

Schon seit vielen Jahren arbeitet das Jobcenter Kreis Wesel mit der Projektagentur „Quest“ zusammen, um junge Leute mit unterschiedlichen Vermittlungshemmnissen für die Anforderungen der Arbeitswelt zu stärken. Geschäftsführer Michael Müller sprach von großen Erfolgen der theaterpädagogischen Projekte: „Hier werden entscheidende Anstöße in Richtung Integrationsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt gegeben. Deshalb werden wir diese Projekte auch zukünftig anbieten.“

Von konkreten Erfolgen der Teilnehmer wusste Quest-Chefin Liven Quell zu berichten: Anfangs seien die Teilnehmer sehr verschlossen und zurückhaltend gewesen.

Durch die gemeinsame Arbeit erfuhren einige zum ersten Mal, dass es sich lohnt, sich einzubringen und eine Arbeit bis zum Ende durchzuhalten. Besonders beeindruckend sei gewesen, wie sich durch die Begegnung jede Menge Vorurteile und Gefühle der Fremdheit abgebaut hätten.

„Wo anfangs handfeste Ängste waren, gerade gegenüber den Flüchtlingen, ist im Laufe der Zeit Freundschaft entstanden“, berichtete sie stolz. Einige Teilnehmer hätten bereits konkrete Anschlussperspektiven, andere stehen jetzt in den Startlöchern, um in eine Arbeit, Ausbildung oder Weiterbildung zu gehen.

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