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Moers Meerbecker  vermissen Sauberkeit und Ordnung

Moers · Klagen über Müll, Lärm, Hundekot häufen sich. Das Forum Neu:Meerbeck, ein Kreis engagierter Bürger, hat ein Beratungsbüro mit der Suche nach Lösungen beauftragt.

Wo Menschen sich über Unordnung beschweren und darüber, dass sich niemand kümmert, heißt es wachsam sein. Dies seien erste Anzeichen von Entwicklungen, die dazu führen können, dass Stadtteile „richtig kaputtgehen“. Das hat Sabine Kaldun vom Beratungsbüro „Barrio Novo“ aus Gelsenkirchen festgestellt, die schon Projekte zu den Themen Sicherheit und Ordnung in einigen Städten begleitet hat. In Meerbeck sei die Lage zum Glück noch nicht so besorgniserregend wie andernorts. „Eigentlich lieben die Meerbecker ihren Stadtteil“, sagte die Fachfrau gestern. Aber es gebe Menschen, die sich seit ein paar Jahren in Meerbeck nicht mehr ganz so wohl fühlen wie früher.

Gestern hat Sabine Kaldun mit einigen Meerbeckern geredet und ist mit kritischem Blick durch den Stadtteil gegangen. Ein ganze Liste von Beschwerden und selbst festgestellten Mängeln hat sie sich notiert. Das Invalidenwäldchen sei eine „reine Müllkippe“, Bürgersteige würden nicht gepflegt, Hundehaufen blieben liegen (“Man riecht das auch“). Man beklagt „Autorennen“ am Marktplatz und eine allgemeine Respektlosigkeit im Umgang miteinander – übrigens auch dann, wenn Mängel an die Stadt weitergegeben würden.

Sabine Kaldun ist im Auftrag des Forums Neu:Meerbeck unterwegs. Der Kreis von zwölf bis 15 engagierten Bürgern trifft sich einmal monatlich und möchte die Umsetzung des Integrierten Handlungskonzepts Neu:Meerbeck kritisch begleiten. Beschwerden über fehlende Sauberkeit, Lärm und Unordnung seien in den vergangenen Monaten immer wieder an das Forum herangetragen worden, sagte gestern Forumsprecher Dieter Zisenis. „Wir möchten Lösungsideen entwickeln und langfristig das Wohnumfeld verbessern, einen Imagewandel herbeiführen, Nachbarschaften und die Identifikation mit dem Stadtteil stärken.“ Wo früher der Bergbau für Zusammenhalt sorgte, seien heute Anonymisierung und Individualisierung auf dem Vormarsch, ergänzte Karl-Heinz Theußen. „Das sieht man auch am Stadtbild.“

Nach einer Bestandsaufnahme will Sabine Kaldun im September mit Vertretern der Enni, des Ordnungsamts, der Polizei, der Wohnungsbaugesellschaften, des Sozialraumteams und anderen „relevanten Akteuren“ sprechen. Im Oktober wird sie einen Zwischenbericht im Forum geben, bevor bei einem Workshop mit allen Beteiligten am 22. November – hoffentlich – konkrete Verabredungen zur Verbesserung der Lage in Meerbeck getroffen werden. Zisenis und Kaldun nannten gestern das Stichwort „Ordnungspartnerschaft“. Die Beraterin gab jedoch bereits zu bedenken: „Ressourcenfragen spielen oft eine Rolle.“ Will sagen: Polizei, Ordnungsamt oder auch Entsorger haben einfach nicht genug Personal, um so präsent zu sein, wie sich das viele Menschen wünschen.

„Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Lösungen“, betonte gestern Karl-Heinz Theußen. „Die Leute wollen nicht nur Dampf ablassen, sondern sehen, dass sich etwas ändert.“ Das wird vermutlich aber nur klappen, wenn möglichst viele Meerbecker Bereitschaft zeigen, sich für die Gegend vor ihrer Haustür zu engagieren. Und zwar nicht nur die „älteren Semester“. „Irgendwie fehlt uns der Nachwuchs in den nachbarschaftlichen Organisationen“, bedauerte Theußen. Wie man dies ändern könnte, weiß derzeit niemand so recht.

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