Konzert Moers Unterhaltsame Zeitreise in die Zwanziger Jahre

Moers · Anlässlich der Ausstellung „Wählen & Wühlen“ wurde am Samstag im Alten Landratsamt musiziert.

 Sängerin Isabella Hajee trat mit ihre Band auf.

Sängerin Isabella Hajee trat mit ihre Band auf.

Foto: Isabella Hajee

Im Zuge des begleitenden Rahmenprogramms zur Ausstellung „Wählen & Wühlen. Frauen- und Demokratiebewegung am Niederrhein vor 100 Jahren“, die noch bis zum 13. Oktober im Grafschafter Museum im Moerser Schloss zu sehen ist, war am Samstagabend die Band „CHARL“ im Alten Landratsamt am Kastellplatz zu Gast. Dort präsentierte das Trio aus Sängerin und Saxophonistin Isabella Hajee, Pianistin Evelyn Helbig und Schlagzeuger Jochen Enthammer Musik der 20er Jahre.

Die niederländische Sängerin Isabella Hajee ist in den 1990er Jahren mit dieser Musik in Berührung gekommen, als sie in Deutschland lebte und sich der Band „The Schlomo Weintraub Syncopators“ anschloss, mit der sie etwa auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Deutschland“ auftrat. Nach ihrer Rückkehr in die Niederlande war Hajee lange Zeit Sängerin bei der Bigband der Niederländischen Bahn. Die Faszination für die Musik der Zwanziger Jahre hat sie dabei nie verloren, sondern ihr musikalisches Repertoire aus dieser Epoche vielmehr stetig erweitert.

Das Jahrzehnt zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wird auch als die „Goldenen 20er“ bezeichnet. Im Zuge der zunehmenden Demokratisierung innerhalb der Weimarer Republik entwickelte sich insbesondere in Berlin eine ungeheuer moderne und lebendige Kulturszene mit Tanz, Theater, Kino und Musik. Das wachsende Selbstbewusstsein der Frauen spiegelte sich dabei auch in der Mode wider. Die Kleider und die Haare wurden gleichermaßen kürzer und Federboa, Perlenkette oder ein Stirnreif mit Federschmuck hielten Einzug in das Berliner Nachtleben.

So wunderte es nicht, dass auch Sängerin Isabella Hajee die knapp 30 Konzertbesucher im Alten Landratsamt, die an kleinen runden Tischen sitzend ein Glas Wein oder Wasser trinken konnten, stilecht mit Federboa, Perlenkette und Stirnreif begrüßte. Auch in den einzelnen Liedern, die die Band „CHARL“ am Samstagabend vortrug, fand sich das selbstbewusste, positive und ausgelassene Lebensgefühl der „Goldenen 20er“ wieder.

Deutschsprachige Lieder wie „Ich bin die freche Lola“, „Schöner Gigolo, armer Gigolo“, „Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehn“, „Ich bin die Marie von der Haller-Revue“ oder „Heinrich, wo greifst du denn hin?“ mit ihren oftmals humorvollen, frivolen und anspielungsreichen Texten waren dabei ebenso zu hören wie die Songs „The Original Charleston“, „Black Bottom“, „Tea for two“, Cole Porters „Let‘s do it“ oder „I got rhythm“ von George Gershwin.

Auch der Klassiker „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ von Komponist Friedrich Holländer, den Marlene Dietrich im Film „Der blaue Engel“ singt, der orientalisch anmutende Foxtrott „Salomé“ von Robert Stolz oder die Hits „Was kann der Siegesmund dafür, dass er so schön ist“ und „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ durften natürlich nicht fehlen. Für die kurzweilige, abwechslungsreiche und unterhaltsame Zeitreise bedankte sich das Publikum schließlich mit großem Beifall.         

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