Comedy in Moers Geschichten eines Ex-Hinterwädlers

MOERS · Der unter dem Namen „Quichotte“ bekannte Kölner Rapper, Poetry Slammer und Buchautor Jonas Klee war mit seinem neuen Programm am Wochenende im Bollwerk zu Gast.

 Jonas Klee alias „Quichotte“ steht zu seiner fortgeschrittenen Halbglatze.

Jonas Klee alias „Quichotte“ steht zu seiner fortgeschrittenen Halbglatze.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Die unerträgliche Leichtigkeit des Neins“, unter diesem Titel gastierte am Samstag im Moerser Jugendkulturzentrum „Bollwerk 107“ der unter dem Namen „Quichotte“ bekannte Kölner Rapper, Poetry Slammer und Buchautor Jonas Klee. Gemeinsam mit seinem Freund Florian an der Gitarre servierte er dabei seinem Publikum knapp zwei Stunden lang eine bunte Mischung aus lockerem Geplauder, besinnlichen Gedichten, spontanen Freestyle-Raps und hoch philosophischen Überlegungen zum Thema Leben und Liebe.

Geboren und aufgewachsen in einem 25-Einwohner-Dorf bei Köln, startete „Quichotte“ seine Bühnenkarriere zunächst als Mitglied einer Rap-Band, die sich aber wegen mangelnder Erfolge ziemlich bald wieder auflöste. Später wurde der heute 36-Jährige dann Poetry Slammer und Standup-Comedian. Mit Erfolg. Für sein erstes Soloprogramm „Optimum fürs Volk“ erhielt er bereits diverse Kleinkunstpreise.

In seinem zweiten Programm „Die unerträgliche Leichtigkeit des Neins“ verarbeitete vor allem seine Erfahrungen als jugendlicher „Hinterwädler“ und den damit verbundenen späteren Kulturschock als Lehramtsstudent in Köln. „Ich habe damals noch ganz lange geglaubt, eine Stretch-Limo sei eine besonders große Fanta“, bekannte er mit umwerfender Selbstironie. Und auch den Begriff „Wildpinkeln“ habe anfangs überhaupt nicht verstanden. Dafür war sein Freund Knolle allerdings schon als 14-Jähriger Auto gefahren, was ihm später zwar ein paar Schwierigkeiten beim Führerscheinerwerb einbrachte, seinerzeit aber sogar den örtlichen Tankstellenbesitzer beeindruckt hatte: „Der fährt wie ein Großer, der Kleine.“ „Quichotte“ war dagegen meistens mit dem Rad gefahren. Nicht immer neidlos, wie er bekannte. Inzwischen ganz zum Städter gewandelt, hatte er an diesem Abend aber nicht nur nostalgische Erinnerungen, sondern auch ziemlich aktuelle Themen mitgebracht. Zum Beispiel die Tatsache, dass er soeben zum zweiten Mal Vater geworden war. „Das meiste leisten dabei ja eigentlich die Frauen“, meinte er dazu: „Wir Männer halten die Babys nach der Geburt lediglich hoch und rühmen uns, dass wir sie gemacht haben.“ Das brachte ihm eine deutliche Portion an Sympathie aus dem weiblichen Publikum ein. Seine anschließend geschilderten Erlebnisse mit einem Internet-Anbieter von Penisverlängerungen amüsierte dagegen mehr die Männer. „Ich bin ein rappender Mann. Männlicher geht es ja eigentlich nicht“, erklärte er und entblößte dazu anschließend mit sympathischer Selbstironie seine bisher von einer schmucken, roten Kappe bedeckte, schon reichlich fortgeschrittene Halbglatze. „Schrecklich. Nichts hilft. Nur hier“, hob er anschließend sein T-Shirt über seine üppig behaarte Brust. „Da wächst es wie verrückt.“

Das war tragisch, zumal das trotz aller Bedenken gleich in einer Großpackung georderte Mittel zur Penisverlängerung nicht seine Dienste getan, sondern stattdessen den Haupthaar-Ausfall noch zusätzlich gefördert hatte. All diese Intimitäten erzählte er den Besuchern in einem lächelnden Plauderton. Auch die Geschichten, die er dazwischen aus seinen Büchern vorlas, wirkten eher witzig und skurril. Etwas ernster waren dagegen seine Songs, vor allem sein letzter an diesem Abend, in dem er unsere Gesellschaft mit einem multikulturellen Orchester verglich: „Die Geige ist aus Syrien, die Gitarre aus dem Tschad. Die Hoffnung ist dein Dirigent, und Mut die Partitur.“

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