Fußball-Talk Anekdoten eines Ex-Borussen

Fußball · Der ehemalige Gladbacher Spieler und Trainer Bernd Krauss war zu Gast beim Fußball-Talk des Bezirksligisten SV Lürrip. Er erzählte von seinen vielen Engagements im Ausland, kritisierte aber auch Entwicklungen im Profifußball.

 Sorgten für einen kurzweiligen Talk beim SV Lürrip: Ex-Borussia Bernd Krauss (l.) und Moderator Michael Palumbo.

Sorgten für einen kurzweiligen Talk beim SV Lürrip: Ex-Borussia Bernd Krauss (l.) und Moderator Michael Palumbo.

Foto: Theo Titz

Eine direkte Verbindung besteht nicht zwischen dem SV Lürrip und Bernd Krauss. Das hinderte den Ex-Borussen jedoch nicht, beim Fußball-Talk im Vereinsheim des Bezirksligisten zu Gast zu sein. Und die etwa 30 Zuschauer hörten gerne dem ehemaligen Trainer Bernd Krauss zu, der als Letzter mit Borussia einen Titel nach Gladbach holte, als er 1995 DFB-Pokalsieger wurde.

Es waren sehr kurzweilige 80 Minuten, in denen Krauss seinen Werdegang Revue passieren ließ. Warum er zum Beispiel als Deutscher österreichischer Nationalspieler wurde. Das an sich war schon kurios und sorgte für einige Lacher im Publikum. Auch erzählte er über seine Karriere als Spieler und später als Trainer. Einige Anekdoten handelten noch aus der Zeit, als er etwa mit Stefan Effenberg gemeinsam auf dem Feld stand. Auch dabei waren die Lacher programmiert. Aber die Zuhörer erlebten auch einen ernsteren Bernd Krauss, der nicht nur die Sonnenseite des Trainerlebens miterleben durfte, sondern auch die Kehrseite kennenlernte.

Da waren die Trainerstationen in Griechenland oder Österreich, die aus finanziellen Gründen vorzeitig beendet wurden. Oder die Zeit in Tunesien, als er auf dem Flughafen in Ruanda telefonisch die Kündigung erhielt. Dafür könnte er selbst heute nicht mehr unerkannt durch San Sebastian schlendern, so groß sei immer noch der Respekt und die Anerkennung vor dem „Deutschen“. Teneriffa dagegen sei ein schwieriger Ort gewesen – allein wegen der weiten Reisen zu den Spielen auf das spanische Festland. Von seinem Engagement in Iran schwärmt er dagegen immer noch. Dort schätzte er vor allem die Gastfreundschaft der Iraner, die, obwohl sie kaum etwas zum Leben hatten, ihm noch Essen anboten.

Seit einigen Jahren ist er nun als Scout unterwegs und liebt diese Tätigkeit. „Ich habe heute noch einen recht engen Kontakt zu drei Spielern, die ich seit der U17 des SC Freiburg betreue“, erzählt Krauss. Als Trainer würde er wahrscheinlich nicht mehr arbeiten. „In der Generation Nagelsmann wird immer mehr auf junge Trainer gesetzt. Selbst mit einem Laptop hätte ich in meinem Alter so meine Probleme“, sagte er. Auch mit Kritik hielt er sich nicht immer zurück.

Auf die Frage, was er von Gelben Karten gegen Trainer halte, antwortete er: „Ich bin damals schon als wahrscheinlich erster von einem Schiedsrichter mit Gelb verwarnt worden, da hatte noch niemand darüber nachgedacht.“ Auch dass Spieler mittlerweile beliebig austauschbar seien, stößt ihm sauer auf. „Ich bin permanent im Juniorenbereich unterwegs. Wenn dann ein Typ wie Messi vorspielt, wird er aussortiert – der dribbelt zuviel. Die richtigen Leadertypen wie Effe gibt es heute leider nicht mehr.“ Den Vorschlag eines anwesenden Trainers, dass ehemalige Profitrainer auch mal ihr Wissen an die Basis weitergeben sollten, griff Krauss auf, sagte spontan solch einer Veranstaltung zu und erhielt dafür Beifall.

Zudem kritisierte er die zunehmende Kommerzialisierung. „Da werden komplette Spieltage auseinander gezerrt, wann sollen dann die Amateure zu ihrem Recht auf Zuschauer kommen, wenn zeitgleich eine Bundesliga-Partie läuft. Da haben sich die Verantwortlichen selber ins Knie geschossen“, sagte er und stieß auf allgemeine Zustimmung zum Abschluss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort