Brauchtum in Möchengladbach Bei den Schützen mischt sich Vorfreude mit Sorge

Mönchengladbach · Die Schützenfest-Saison beginnt, und die Feste werden wieder gefeiert. Doch viele Schützenvereine und Bruderschaften haben noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Es geht um Zelte, Karussells und Finanzen.

 Die Schützenfeste beginnen wieder.

Die Schützenfeste beginnen wieder.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Das Land hilft finanziell, doch ganz leicht wird der Neuanfang nicht. Gladbachs Schützenchef Horst Thoren weiß, dass trotz aller Vorfreude auf die kommenden Schützenfeste die Vorstände nicht ohne Sorge auf die Festzeit 2022 blicken.

Das finanzielle Risiko, durch die angekündigte Landeshilfe aus dem Programm „Neustart Miteinander“ abgefedert, ist nicht unerheblich. Hinzu kommt, dass manch ein Schausteller aufgeben musste. „Eine Reihe von Bruderschaften und Vereinen findet keinen Zeltverleiher“, sagt Thoren. Mancherorts wird es auch kein Kinderkarussell mehr geben. Betroffen seien vor allem die kleineren Kirmesplätze, die den großen und kleinen Besuchern wohl nur ein reduziertes Angebot bieten werden. Auch fehlt es an Musikkapellen für Festzüge und Paraden. Einige Gruppen haben sich aufgelöst, andere pausieren, wieder andere suchen dringend nach Nachwuchskräften.

Welche Corona-Regeln zum jeweiligen Festtermin gelten, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen. Davon hängt aber nicht zuletzt ab, wie viele Gäste ins Festzelt kommen dürfen. „Damit wird ein Schützenfest zum finanziellen Glückspiel“, sagt Thoren. Das Risiko: Die Vereine könnten auf ihren Kosten sitzen bleiben, weil die Einnahmen für Eintrittsgelder geringer ausfallen. Auch die Zuschüsse, die Schausteller und Zeltwirte gewähren, sind von der Besucherzahl und dem zu erzielenden Umsatz abhängig. Weil nicht klar war, wie sich das große Fest finanzieren lässt, wurde im benachbarten Grevenbroich bereits der für Mai geplante Bundesköniginnentag abgesagt.

Noch sind die Bruderschaften und Vereine in Mönchengladbach und Korschenbroich optimistisch, dass ihre Schützenfeste stattfinden können. Das hänge vor allem davon ab, ob sich die eigenen Mitglieder und Freunde zum Mitmachen aktivieren lassen, erklärt der Bezirksbundesmeister. Horst Thoren geht davon aus, dass „die Sehnsucht nach Festfreude und Gemeinschaft so groß ist, dass viele kommen und mitfeiern wollen“. Doch weiß Thoren auch, dass etliche ältere Schützen schon mitgeteilt haben, sich lieber die Parade anschauen zu wollen, denn selbst aufzuziehen. Die junge Garde aber freue sich unbändig aufs Schützenfest. Die Pandemie habe, so sagt Thoren, den Zusammenhalt gestärkt. Die Sozialaktionen, auch jetzt für Geflüchtete aus der Ukraine, wären ohne die gewachsene bruderschaftliche Solidarität kaum denkbar. Thoren: „Das hilft uns jetzt auch, den Neuanfang zu gestalten.“

Kompromisse im Festablauf würden aber, so der Bezirksbundesmeister von 37 Bruderschaften, vielerorts unvermeidlich sein. Trotzdem sieht der 63-Jährige das wichtige Signal der Vorfreude: „Wir lassen uns nicht unterkriegen.“

(RP)
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