Messe „MG zieht an“ in Mönchengladbach Ein Preis und ein Erklärungsversuch für die Generation Y

Mönchengladbach · Unternehmensberater Philipp Riederle (24) sprach bei der Voreröffnung in der Sparkasse über digitalen Wandel und das Befinden seiner Altersgenossen.

 Bei der Voreröffnung von „MG zieht an“ gab es auch eine Modenschau auf der Bühne in der Stadtsparkasse.

Bei der Voreröffnung von „MG zieht an“ gab es auch eine Modenschau auf der Bühne in der Stadtsparkasse.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Inhalt und Form passten nicht nur bei der Modenschau zusammen, die den eingeladenen Gäste der Voreröffnung der Messe „MG zieht an“ am Mittwochabend in der Sparkasse am Bismarckplatz präsentiert wurde. Digitalisierung und Arbeitsleben der Zukunft waren das Thema eines Vortrags des 24-jährigen Unternehmensberaters und Digitalexperten Philipp Riederle. Wie das in der Praxis aussieht, demonstrierte die Verleihung des Preises des Verbands der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie an die Textildesignerin Theresa Scholl.

Die Absolventin der Hochschule Niederrhein (HN) hat sich in ihrer Masterarbeit mit Textilien und Lichtdesign beschäftigt und ein Textil-Gestrick für einen Neubau einer Hamburger Einrichtung für chronisch kranke junge Menschen entwickelt. Den mit 1500 Euro dotierten Preis konnte sie jedoch nicht persönlich in Empfang nehmen, weil sie sich aus beruflichen Gründen im Ausland aufhielt. Stattdessen ertönte ihre Stimme aus dem Off zu einer digitalen Präsentation, mit der sich Scholl für die Auszeichnung bedankte. Erhalten hat sie diese, weil ihre Masterarbeit besonders herausragte. Und, so ergänzte Verbandsgeschäftsführer Professor Wolfgang Kleinebrink, weil sie demonstriere, „was anwendungsbezogene Forschung ist“. Entgegengenommen wurde der Preis stellvertretend von HN-Professorin Marina-Elena Wachs, die Scholls Masterarbeit betreut hat.

Leibhaftig trat hingegen der Hauptredner des Abends auf die Bühne – obwohl Philipp Riederle bereits als 14-Jähriger mit Videopodcasts „Mein iPhone und Ich…“ im Internet ein mehr als 100.000-köpfiges Publikum gefunden hat. Seitdem hat er sich eine breite Kundschaft als Unternehmensberater in Sachen digitaler Wandel erarbeitet. In der Sparkasse versuchte er, Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, dem Rheinischen Textilverbands-Präsidenten Rolf Königs und zahlreichen Unternehmern zu erklären, wie seine Generation tickt.

 Philipp Riederle (24) erklärte seine Generation.

Philipp Riederle (24) erklärte seine Generation.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Diese Generation Y kenne eine Welt ohne Internet nicht mehr. Und auch in manch anderer Hinsicht hält Riederle sie für außergewöhnlich: Eine Generation, die sich alles, was sie wissen wollte, schon immer googeln konnte; eine Generation, die von Finanzkrise bis Trump mit einer dichten Folge von Krisen groß geworden sei; die sich durch die Vielfalt der verfügbaren Ausbildungsgänge bei der Berufswahl überfordert fühlt; die ihre Arbeitsplätze so häufig wechselt „wie Unterhosen“; die keine Sicherheit durch Status, Macht und Geld kennt.

Wie sich das genau von den Erfahrungen unterscheidet, die die Elterngeneration in den 1970er und 80er Jahren mit Ölkrise, Raketenkrise und Waldsterben gemacht hat, oder wieso es Babyboomer auf einem oft verstopften Arbeitsmarkt offenbar besser hatten als es die Generation Y in Zeiten allseits beklagten Fachkräftemangels jetzt hat, gehörte zum Unerklärten in Riederles Vortrag. Ebenso die Frage, ob sich die angeblichen Erwartungen der Generation Y an ihre Arbeitgeber wirklich nennenswert von den Wunschvorstellungen ihrer Eltern unterscheiden: „Wir wollen jeden Tag eine gute Zeit haben. Wir wollen jeden Tag etwas Neues lernen. Wir erwarten ein adäquates Arbeitsumfeld.“

Riederles Empfehlung an Arbeitgeber für den Umgang mit dem rasanten digitalen Wandel und der Mitarbeiter-Generation Y: Den Wandel als eine Herausforderung begreifen, die eine Gesellschaft, den Arbeitsmarkt, ein gesamtes Unternehmen und alle Abläufe darin grundlegend verändere („Einen Digitalbeauftragten einstellen reicht nicht.“). Chefs müssten ihre Rolle radikal überdenken, eher als „Abgeordneter“ der Mitarbeiter verstehen, „der alles aus dem Weg räumt, was uns am Arbeiten hindert“.

Und wenn’s ans Abräumen gehe, sollten laut Riederle auch gleich „Barrieren im Kopf“ niedergerissen werden. „Habt keine Angst“, lautete sein Schlussplädoyer, bevor er sich einer kurzen Talkrunde mit Sparkassen-Vorstand Antonius Bergmann, WFMG-Prokurist David Bongartz und HN-Absolventin Dora Maric stellte.

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