Geld vom Land NRW Mönchengladbach verschenkt Fördermittel für Radverkehr
Mönchengladbach · Beim Forum Stadtverkehr wurden viele Wünsche geäußert: eine Straßenbahnanbindung des Nordparks und ein sauberer Bahnhof Rheydt. Autonom fahrende Busse könnten bald Realität in der Stadt werden.

Stefan Dahlmanns (FDP, v.l.), Annette Bonin (CDU), Detlef Neuß (Pro Bahn), Thomas Diehl (Grüne), Wolfgang Opdenbusch (NEW), Felix Heinrichs (SPD), Peter London (NRW-Verkehrsministerium), Torben Schultz (Linke), Dirk Rheydt (ADFC) diskutierten beim von RP-Redakteur Andreas Gruhn moderierten Forum Stadtverkehr.
Foto: Ilgner Detlef (ilg)Unter den mehr als 100 Teilnehmern am Forum Stadtverkehr im Theater im Gründungshaus dominierten die Radfahrer – mit dem Ergebnis, dass auf dem Aretzplätzken und im weiteren Verlauf der Eickener Fußgängerzone kein Laternenpfahl als Fahrradstellplatz ungenutzt blieb. Ja, es fehlen Abstellmöglichkeiten für Räder in Gladbach. Auch das wurde im Laufe des Abends beim Forum Stadtverkehr, zu dem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Mönchengladbach eingeladen hatte, angemahnt. Denn die Frage „Braucht Mönchengladbach wieder eine Straßenbahn?“, mit der der Abend überschrieben war, weitete sich rasch zu einer Diskussion über Mobilität in Mönchengladbach.
Dass die Vitusstadt beim Thema Radfahren gerade wieder einmal auf den letzten Platz unter den NRW-Städten gewählt worden ist, enttäuscht Dirk Rheydt, den Gladbacher ADFC-Vorsitzenden. „Es passiert schon einiges. Eine etwas bessere Platzierung hätte Wertschätzung für die Veränderungen ausgedrückt.“ Aber es ist nun mal so, wie Torben Schultz (Linke) feststellt: „Im Alltag werden nicht die Veränderungen, sondern Behinderungen erlebt, an Baustellen, an Ampeln. Auf einem neugebauten Radweg steht ein Laternenpfahl mitten im Weg.“ Der Diskussion stellten sich neben Rheydt und Schultz auch die Kommunalpolitiker Annette Bonin (CDU), Stefan Dahlmanns (FDP), Thomas Diehl (Grüne) und Felix Heinrichs (SPD), außerdem Detlef Neuß (Fahrgastverband Pro Bahn), Peter London (Verkehrsministerium NRW) und Wolfgang Opdenbusch (NEW mobil).
Der Radverkehrsbeauftragte des Verkehrsministeriums, Peter London, outet sich als Fan von Fahrradstraßen. Die Stadt solle ein Netz von Fahrradstraßen konzipieren und bauen, das Land fördert mit 75 Prozent der Kosten. Das Geld sei da, es müsse nur abgerufen werden. Im vergangenen Jahr seien aus dem Förderprogramm Nahmobilität des Landes, das für 2018 23 Millionen Euro bereitstellte, ganze sieben Millionen Euro mangels Verwendung an den Finanzminister zurückgegeben worden. Mönchengladbach hatte gar kein Projekt zur Förderung des Radverkehrs untergebracht. Den Nicht-Abruf der Fördermittel nannte Annette Bonin bedauerlich. In Mönchengladbach sei das aber durch Personalmangel in der Verwaltung begründet gewesen.
Radwege Fahrradrouten, die beispielsweise Willich anbinden und von Pendlern genutzt werden können, sind in Planung. Dabei wird auch der Radverkehr auf der Hohenzollernstraße, dem nach einhelliger Meinung schlechtesten Radweg der Stadt, bedacht. Eine Umweltspur für Busse und Fahrräder ist möglich ebenso wie eine Führung über den Grünstreifen in der Mitte. Durch eine Weiterführung durch die Hermann-Piecq-Anlage würden großen Teile der Stadt radewegemäßig miteinander verknüpft.
Straßenbahn Eine Straßenbahnanbindung des Nordparks hatte etliche Befürworter. Problem bleibt die Finanzierbarkeit.
Busverkehr Eine Ausweitung der Fahrzeiten war vielfacher Wunsch, auch eine Berücksichtigung von Schichtwechselzeiten. Um allerdings auf einen Schichtwechsel etwa um 3.15 Uhr bei Amazon adäquat reagieren zu können, muss das gesamte ÖPNV-System in Bereitschaft gehalten werden. Schwierig und teuer. Aber vielleicht gibt es andere Lösungen wie Rufbusse oder autonome Systeme.
Autonom fahrende Busse Solche gibt es schon in Monheim. In absehbarer Zeit werden sie wohl auch in Mönchengladbach eingesetzt werden. Auf der Hindenburgstraße oder erst einmal auf einer anderen Teststrecke.
E-Busse Allerdings zeigen die E-Busse, dass die Umstellung nicht so schnell geht wie gewünscht. Die bestellten Busse lassen noch auf sich warten, es gibt technische Probleme.
Bahn Aus der Verlängerung der S-Bahn Richtung Rheydt wird so schnell nichts werden. Es gibt keine Kapazitäten auf der Strecke. Aber eine Nutzung vorhandener Schienen bis zu einem Haltepunkt Monfortsquartier könnte die Hochschule anbinden.
S28 Bei der Verlängerung der S28 über Gladbacher Gebiet scheiden sich die Geister. Gladbacher Politiker und Teilnehmer sind weitgehend dagegen und verweisen auf andere Lösungen. Der Fahrgastverband Pro Bahn ist dafür.
Carsharing Die Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsformen liegt im Trend: Carsharing, Leihfahrräder, Busse und Bahnen. Eine App oder eine gemeinsames Ticket für alle Verkehrsmittel könnte die Akzeptanz beschleunigen.
Wünsche Ein sauberer Bahnhof in Rheydt, Tempo 30 auf dem Nebenstreckennetz, Übernahme der Fahrradstraßenregeln auf alle Straßen, Freigabe von 100 Einbahnstraßen für den Radverkehr in beide Richtungen, mehr Radstellplätze in der Innenstadt, fahrradfreundliche Ampelschaltungen. Und mehr Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer untereinander.