Mönchengladbach Erwin Müller – Erinnerungen an einen großen Unternehmer

Mönchengladbach · Der Textilfabrikant und engagierte Katholik starb am vergangenen Sonntag im Alter von 88 Jahren. Ein Nachruf.

 Erwin Müller auf einem Foto im Jahr 2010.

Erwin Müller auf einem Foto im Jahr 2010.

Foto: Ilgner, Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

(RP) Er war eine der markantesten Unternehmerpersönlichkeiten der Stadt: Erwin Müller zog es in die weite Welt: zum Studieren nach Freiburg und St. Gallen, geschäftlich nach Lateinamerika und China. Doch Basis für sein Tun blieb stets der Niederrhein. Er übernahm in jungen Jahren von seinen Eltern das Textilunternehmen Priess und baute es beständig aus. Er hatte Erfolg mit seinem Geschäftsmodell, gut sitzende Hosen anzubieten. Die Bezeichnung „Hosen-Müller“ ist noch heute ein Begriff in dieser Stadt.

Doch die Modebranche war nur eine Facette seines Tuns. Müller, der 1999 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekam, war Vizepräsident der IHK Mittlerer Niederrhein sowie Wegbereiter und Aufsichtsratschef der Wirtschaftsförderung. 1990 wurde er Honorarkonsul für Guatemala. Er engagierte sich ehrenamtlich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung und als Vizepräsident des Bundes Katholischer Unternehmer.

Kaum ein zweiter war in seinem Tun so reflektiert und sozial so engagiert wie Müller. Sein Christ-Sein war für den Familienmenschen Triebfeder auch seines wirtschaftlichen Handelns. Dass Sozialethik und wirtschaftliche Interessen durchaus miteinander vereinbar sind, daran glaubte Müller fest. „Als ich zum ersten Mal Mitarbeiter entlassen musste, habe ich vorher nächtelang nicht schlafen können“, sagte Müller einmal bei einer Tagung der Katholischen Wissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach. „Wer ohne Ethik handelt, der geht eher kaputt als ein ethischer Unternehmer.“

1800 Menschen in Guatemala City bekamen Trinkwasser, weil Müller für sein Projekt unermüdlich sammelte. In Chile konnten sich 600 Frauen selbstständig machen, weil sie Kredite bekamen, für die er in seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Katholischer Unternehmer gesorgt hatte.

Am vergangenen Sonntag, 7. April, besuchte Müller mit seiner Familie die Messe in der Franziskanerkirche St. Barbara. Dies war ihm auch im Alter von 88 Jahren besonders wichtig. Während der Messe schlief er in der Kirchenbank sitzend ein, und stand nicht mehr auf. Am Freitag wird er beigesetzt.

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