Historische Architektur Wie der Bauhaus-Stil Mönchengladbach erreichte

Mönchengladbach · Architekt Burkhard Schrammen erklärte in einem Vortrag, wo in der Stadt Bauhaus-Architektur zu sehen ist.

„Was hat Mönchengladbach mit dem Bauhaus zu tun?“ Das war die Frage, die zu beantworten der Mönchengladbacher Architekt Burkhard Schrammen angetreten war. Auf Einladung des Rotary Club Mönchengladbach Gero referierte er im Vortragssaal des Museum Abteiberg auf kurzweilige, gut strukturierte Weise und begleitet von interessanten Fotografien der Protagonisten des Bauhauses sowie Beispiele ihrer Arbeiten zum Thema Bauhaus.

Das Bauhaus war lebendige Schule der Ideen und Experimente auf den Gebieten freier und angewandter Kunst mit berühmten Meistern wie Gropius, Klee, Feininger, Kandinsky. Sie wurde 1919 in Weimar gegründet worden und zog 1925 nach Dessau um. 1933 wurde sie auf Anweisung der Nationalsozialisten geschlossen.

Zum 100. Geburtstag der Bewegung sucht derzeit jede Stadt nach ihrem Stückchen vom Bauhaus-Kuchen – und viele werden fündig. „Am Niederrhein“ lautete das Motto des siebten von insgesamt acht Kapiteln, in die Schrammen seinen Vortrag gegliedert hatte. Es brauchte also eine Weile, um bauhaustechnisch nach Mönchengladbach zu gelangen.

Den Weg dorthin legten die Zuhörer mit einer Definition des Grundgedankens des Bauhauses, der Vorstellung der Lehre, der Werkstätten und der Historie der Bewegung sowie der Vorstellung der Frauen am Bauhaus zurück.

Die Textilindustrie, so betonte Schrammen, verhalf dem Bauhaus vielerorts, als Architektur in Erscheinung zu treten. Denn die Textilfabrikanten gehörten zu denen, die Geld besaßen, um private und geschäftliche Bauten bei herausragenden Architekten in Auftrag zu geben. Und sie hatten vielfach auch Einblick in die zeitgenössischen künstlerischen Entwicklungen.

So zeigte und erwähnte Schrammen natürlich die besonderen Krefelder Villen Haus Lange und Haus Esters der beiden Seidenfabrikanten, die Ludwig Mies van der Rohe schon 1927 bis 1930 baute sowie die Anlage für die Verseidag. Und dann schließlich der Blick auf Mönchengladbach: Kein Mies van der Rohe baute hier, aber Architekten, die sich an der Tradition und den Gedanken der Bauhaus-Bewegung orientierten. Zu den Bauten gehören das Schülerinnenwohnheim Maria Lenssen Berufskolleg, gebaut 1931 bis 1933 von Regierungsbaurat Bruno Kleinpoppen, die Kamillianerkirche von Dominikus Böhm aus den Jahren 1929 bis 1931, die Villa Magnolia von Hubert Radermacher, 1934, im Gründerzeitviertel. Sie fällt ein wenig aus dem Rahmen der Rechtwinkeligkeit, indem sie wie ein Kreuzfahrtschiff angelegt ist. Gebaut für den Textilfabrikanten Michael Irskens, folge das Haus den Ideen der Dessauer Schule. Weitere Beispiele in Mönchengladbach nannte Schrammen: die Webersiedlung in Engelbleck aus den Jahren 1927 bis 1929, Wohnhäuser an der Regentenstraße 139-141 und 143-145 sowie das Altenpflegeheim auf der Manderscheiderstraße 22.

Es lohnt sich also, einen kleinen Stadtspaziergang durch Mönchengladbach zu machen und die vorgestellten Bauten in Augenschein zu nehmen.

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