Mönchengladbach Konstruierte Räume und ihre Bewohner

Mönchengladbach · „Amos´ World“ ist eine fiktive Fernsehserie über progressive Wohnkomplexe und ihre Bewohner. Die Künstlerin Cécile B. Evans inszeniert das Thema. Die Ausstellung wird am Sonntag im Museum Abteiberg eröffnet.

 Das Foto zeigt einen Ausschnitt der Ausstellung „Amos‘ World“ von Cécile B. Evan. Die Künstlerin wollte sich nicht fotografieren lassen.    Foto: Jana Bauch

Das Foto zeigt einen Ausschnitt der Ausstellung „Amos‘ World“ von Cécile B. Evan. Die Künstlerin wollte sich nicht fotografieren lassen.  Foto: Jana Bauch

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die belgisch-amerikanische Künstlerin Cécile B. Evans ist in einer Person Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin. Sie erschafft im wörtlichen und übertragenen Sinne umfassende Vielfalt. Für zwei von drei Episoden der von ihr entwickelten fiktiven Fernsehserie „Amos World“ muss sich der Betrachter in beengte Architekturhülsen begeben. Hier teilt er das Erleben der in Dauerschleife an die Wand projizierten Filme zwar mit anderen, die ebenfalls einen separaten Platz im Gehäuse finden. Doch die räumliche Situation isoliert, so dass jeder auf sich selbst zurückgeworfen in das Objekt eingebunden ist. Die Ausstellung „Amos´ World“ wird am Sonntag um 12 Uhr im Museum Abteiberg eröffnet.

„Sie wurde in einer zweijährigen Arbeit von der Künstlerin realisiert und tourt schon jetzt im Set“, berichtet Museumsleiterin Susanne Titz im Pressegespräch. Sie betont, dass das multidisziplinäre Projekt in einer Kooperation mit dem mumok Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien, Tramway in Glasgow und anderen Institutionen realisiert wurde. Die Beteiligung des Museums wurde durch eine großzügige Förderung der Kunststiftung NRW und der Hans Fries-Stiftung ermöglicht.

In ihrem Werk konzentriert sich Evans auf die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Technologien auf die Menschen und deren soziale Strukturen. Die Installation thematisiert große Wohnkomplexe, die einst als Ideal eines alles zur Verfügung stellenden Areals galten, und die Suche nach neuen Konzepten. Amos ist die Personifikation des Architekten mit dem Plan eines perfekt vernetzten Wohnentwurfs. Doch die Bewohner spüren, wie die Räume seiner Architektur ihr Handeln prägen. Sie rebellieren. Am Ende ist Amos´ Architektur zerstört, und es bleibt der Aufbruch in etwas Neues.

„Ich will nicht zeigen, wie schlecht alles ist, mir geht es um die Kluft zwischen der Vorstellung von Realität und gelebter Realität. Mir geht es um Entscheidung und Lösung“, sagt Evans. Ihr komplexes Werk berührt und fasziniert durch die Vielschichtigkeit der Wahrnehmungsebenen und die erzählerische Kraft. In beeindruckender Weise jongliert Evans innerhalb der Filme mit Schauspiel, Animation, Puppenspiel und Zeichnung. Insgesamt addieren sich die drei Teile zu einer Spieldauer von 80 Minuten.

In der ersten Folge sind die Protagonisten isoliert eingebunden in Räume. Sie erzählen von Nöten, Sehnsüchten, vom Wunsch des Aufgebehrens. Hier und da ist ein magischer Sound zu hören. Teil zwei ist im Wesentlichen in einer Waldlandschaft angesiedelt. Drei animierte Narzissen symbolisieren die Fragen zum Ich einer Figur. Für die dritte Episode wurde innerhalb des Foyers ein Kubus gebaut, dessen Inneres einem Filmvorführraum angeglichen ist. Protagonist Amos ist im Puppenspiel eingebunden. Hände und Gesichtsmaske der Figur sind dreifach als Abbild unterschiedlicher Emotionen außerhalb der Auditorien ausgestellt, wie auch andere Objekte des Films isoliert präsentiert sind. Ergänzt sind sie um Bildcollagen und Teile des Scripts. Die immanente Dichte von Film und Gesamtinstallation fügt sich zum großen Netzwerk gedanklicher Verknüpfungen.

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