Brauerei in Mönchengladbach Oettinger dreht einen Zapfhahn zu

Mönchengladbach · Die Brauerei schließt eine von zwei Mehrwegabfüllungen in Neuwerk, dafür soll mehr Dosenbier produziert werden. Dabei wird immer weniger Bier getrunken.

 Eine von zwei Mehrwegabfüllungen der Oettinger-Brauerei in Mönchengladbach wird geschlossen, hier die Produktion im Jahr 2013 in Neuwerk.

Eine von zwei Mehrwegabfüllungen der Oettinger-Brauerei in Mönchengladbach wird geschlossen, hier die Produktion im Jahr 2013 in Neuwerk.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Deutschen trinken immer weniger Bier, und diese Nachricht sorgte nun für Unruhe am Gladbacher Standort der Oettinger Brauerei in Neuwerk. Denn einen Tag, nachdem das schwäbische Unternehmen die Schließung des Standorts Gotha (Thüringen) zum Jahresende 2022 öffentlich machte, teilte die Brauerei der Deutschen Presse-Agentur (DPA) auf Anfrage mit, dass auch am Mönchengladbacher Standort eine von zwei Anlagen zur Abfüllung in Mehrwegflaschen stillgelegt werde.

Auf die Mitarbeiter am Standort an der Senefelder Straße in Neuwerk habe das aber keine einschneidenden Auswirkungen, sagte Brauerei-Chefin Pia Kollmar. Dort sollen zugleich die Kapazitäten für Dosenbier ausgeweitet werden. „Die Dosenkapazitäten in Mönchengladbach werden ausgebaut. Dafür beenden wir zum Ende des ersten Quartals 2023 die Produktion von Glas-Einweg und legen eine Mehrweganlage still“, teilte Geschäftsführer Peter Böck am Montag unserer Redaktion mit. Bei der Zahl der Mitarbeiter sei keine Veränderung geplant.

 Die Oettinger-Brauerei hat den Standort in Neuwerk im Jahr 2003 von Hannen übernommen und seither viel Geld investiert.

Die Oettinger-Brauerei hat den Standort in Neuwerk im Jahr 2003 von Hannen übernommen und seither viel Geld investiert.

Foto: Sascha Rixkens

Auch nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sei anders als in Gotha, wo 200 Stellen wegfallen, in Mönchengladbach kein Stellenabbau vorgesehen. Dennoch betrachte man die Entwicklung in dem Unternehmen mit Sorge: „Wir sind skeptisch, ob das Konzept schlüssig ist und erfolgreich sein wird“, sagte NRW-Landesbezirkschef Mohamed Boudih der DPA. Den Brauereiangaben zufolge sollen Teile der Kapazitäten und Anlagen vom Standort Gotha auf die verbleibenden drei Produktionsstätten in Oettingen, Mönchengladbach und Braunschweig übergehen. Details dazu nannte die Brauerei aber zunächst nicht.

Die Oettinger-Brauerei hatte 2003 die damalige Hannen-Brauerei in Neuwerk übernommen und produziert seitdem 16 ihrer insgesamt mehr als 40 Biere, Biermischgetränke und Erfrischungsgetränke an der Senefelder Straße. Pils, Export, Hefeweizen, Bock, Radler und das Malzbier werden etwa in Gladbach produziert, das Altbier sogar ausschließlich. 2020 wurden in Neuwerk rund 180 Millionen Liter (1,8 Millionen Hektoliter) abgefüllt, das entsprach fast einem Viertel des Gesamtvolumens von rund acht Millionen Hektolitern. Wie Geschäftsführer Peter Böck am Montag mitteilte, liege der Ausstoß in Mönchengladbach auf ähnlichem Niveau wie zuvor. Die Produktionsmenge werde sich durch den Schritt auch nicht ändern.

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Allerdings war die Produktion bereits rückläufig, 2018 lag der Ausstoß in Mönchengladbach noch bei 2,1 Millionen Hektolitern. Das entspricht einem Rückgang um 16,7 Prozent in zwei Jahren am Standort. Der DPA sagte Chefin Pia Kollmar: „Der Bierabsatz in Deutschland insgesamt und damit auch der Absatz unserer Marke Original Oettinger ist in den vergangenen Jahren leider kontinuierlich gesunken, wodurch unsere Mehrweganlagen nicht mehr ausgelastet sind.“

 Mehrweganlagen zu betreiben, die keine ausreichende Auslastung haben, sei wirtschaftlich nicht tragbar. „Indem wir die Mehrwegkapazität verringern, passen wir uns nun fast schon überfällig den Marktgegebenheiten an“, erläuterte Kollmar. Bier in der klassischen Mehrwegflasche bleibe aber Kern der Unternehmensaktivitäten, unterstrich Kollmar. Die Dosenkapazität insgesamt erhöhe sich durch die Umstrukturierungen nicht. Wie Oettinger im vergangenen Jahr betonte, sinke zwar die Nachfrage nach Bier, aber dafür steige das Interesse an alkoholfreien Produkten.

Beliefert wird von Mönchengladbach aus der gesamte westliche Raum Deutschlands bis nach Bremen. Oettinger beschäftigte im vergangenen Jahr in Mönchengladbach rund 200 Mitarbeiter (insgesamt rund 1000), sie sind in Bierherstellung, Abfüllung, Verpackung, Instandhaltung, Qualitätssicherung, Service, Logistik, Vertrieb und in der Verwaltung tätig.

Zuletzt machte Oettinger mit der Installation von 16 neuen Drucktanks auf den Standort aufmerksam, die 2019 inklusive Neubau eines Lagers für eine Investition in Höhe von 15 Millionen Euro in Betrieb genommen wurden. Insgesamt hat Oettinger damit nach Übernahme der Brauerei vor fast 20 Jahren mehr als 50 Millionen Euro in den Standort gesteckt. „Mönchengladbach ist nach dem Hauptsitz in Oettingen unser zweitwichtigster Braustandort und spielt innerhalb der Gruppe eine wichtige Rolle“, erklärte der technische Geschäftsführer Andreas Boettger bei der Inbetriebnahme der neuen Drucktanks.

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