Fußball-Oberliga „Wir dürfen jetzt nichts übers Knie brechen“

Kreis Mettmann · Nach der Verlängerung des Lockdowns in der Corona-Pandemie ruht der Amateursport weiterhin. So sehen die Trainer von VfB 03 Hilden, Sportfreunde Baumberg, Ratingen 04/19 und 1. FC Monheim die aktuelle Situation.

 VfB-Trainer Tim Schneider richtet seinen Blick optimistisch nach vorne.

VfB-Trainer Tim Schneider richtet seinen Blick optimistisch nach vorne.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Durch die Verlängerung des Lockdowns bis mindestens 31. Januar aufgrund der politischen Beschlüsse in der Coronavirus-Pandemie dauert die Unterbrechung in der Fußball-Oberliga mindestens drei Monate. Was bedeutet das für die Riesen-Spielklasse mit 23 Mannschaften? Was erwarten die Trainer der vier Klubs des Kreises? Eine Umfrage.

VfB 03 Hilden Tim Schneider hatte bereits vor der Verlängerung des Lockdowns seine Gedanken in einer E-Mail an den Vorstand des VfB 03 formuliert. „Wenn wir Glück haben und im Februar wieder auf dem Platz stehen, kann ich mir vorstellen, dass wir im März wieder mit dem Spielbetrieb beginnen“, sagt der Trainer und bestätigt damit den Fußballverband Niederrhein, der eine längere Vorlaufzeit vor dem Re-Start plant. „Es macht definitiv Sinn, mindestens vier Wochen Vorbereitung zu haben, denn wir sind seit Anfang November im Lockdown. Muskeln, Sehnen und Bänder müssen sich erst wieder an die Start-Stopp-Bewegungen gewöhnen. Gerade, wenn wir vollgepackte Wochen bekommen, müssen wir das Verletzungsrisiko senken“, betont Schneider, der im Hauptberuf Physiotherapeut ist.

Der Chefcoach des VfB 03 hat konkrete Vorstellungen für den weiteren Saisonverlauf. „Bis zum 30. Juni haben wir genug Zeit, um die Hinrunde zu Ende zu spielen und noch Nachhol- oder Pokalspiele in den Plan zu packen. Das sollte funktionieren, aber es darf nichts mehr dazwischenkommen, keine Corona-Quarantäne oder ein Corona-Fall, sonst wird es eng. Mehr als die Hinrunde zu absolvieren, kann ich mir definitiv nicht vorstellen“, führt er aus und betont: „Es ist wichtig, dass man jetzt nichts übers Knie bricht, sondern eine ordentliche Vorbereitung gewährleistet. Seit drei Monaten gibt es kein Training mit dem Fuß am Ball oder auf dem Kunstrasen – Kicken fällt komplett aus. Das sportartspezifische Fußball-Training kann man jedoch schlecht kompensieren. Die Jungs haben in den vergangenen Wochen sehr diszipliniert ihre Läufe gemacht, aber wir sind Fußballer und keine Leichtathleten.“

Sportfreunde Baumberg Salah El Halimi, macht sich keine Hoffnungen auf einen baldigen Neustart der Saison: „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende März kein Spiel machen werden.“ Der 44-Jährige wünscht sich freilich nichts lieber, als zurück auf den Fußballplatz zu können. Zunächst sei jedoch wichtig, die Pandemie in den Griff zu bekommen. „Der Fokus liegt derzeit auf anderen Dingen als auf dem Fußball. Wir alle sehnen uns nach Normalität“, sagt El Halimi. Wie die Saison gewertet wird, will der Baumberger Coach den Verantwortlichen beim Fußballverband Niederrhein überlassen. „Meines Wissens hat der Verband für alle Szenarien seine Hausaufgaben gemacht.“ Für El Halimi steht nur fest: „Wir brauchen eine Bewertungsgrundlage und können die Oberliga kommende Saison nicht erneut so aufblähen.“ Der Trainer des Tabellendritten hofft daher, bis Juni noch möglichst viele Spiele bestreiten zu können. Gleichwohl fordert er eine Vorlaufzeit von vier Wochen vom ersten Training bis zum ersten Pflichtspiel. Nach mehrmonatiger Pause reiche die von Verbandschef Peter Frymuth vorgeschlagene Zwei-Wochen-Frist nicht mehr. „Der Körper braucht einfach länger“, sagt El Halimi. „Auf uns Trainer kommt viel Arbeit zu, die Spieler wieder auf einen Stand zu bringen. Es wäre fatal, nach so langer Pause gleich wieder loszulegen.“

 Salah El Halimi sieht bis Ende März keine Spiele für die Sportfreunde Baumberg.

Salah El Halimi sieht bis Ende März keine Spiele für die Sportfreunde Baumberg.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Ratingen 04/19 Martin Hasenpflug äußert auf der einen Seite Verständnis für die Maßnahmen, sagt aber auf der anderen Seite: „Es ist auch ein Einschnitt in die Lebensqualität, seiner Aufgabe nicht nachgehen zu können. Fußball ist in unserer Liga ja mehr als ein Hobby, es geht auch um finanzielle Aspekte. Die Spieler werden zudem ihrem sozialem Umfeld entrissen. Das ist eine Herausforderung auf vielen Ebenen.“

 Martin Hasenpflug sieht Ratingen 04/19 gut gerüstet für einen möglichen Re-Start.

Martin Hasenpflug sieht Ratingen 04/19 gut gerüstet für einen möglichen Re-Start.

Foto: Achim Blazy (abz)

Der 44-jährige 04/19-Coach findet, dass die Regularien des Verbandes „klar geregelt“ seien: „Bis 30. Juni muss die Saison beendet sein, wenn bis dahin 50 Prozent der Spiele absolviert wurden, dann kann sie gewertet werden, Das bedeutet für uns noch 13 Spiele. Da bin ich optimistisch, dass wir die hinkriegen. Das wäre wichtig, damit sich die Anzahl der Vereine nicht noch mehr erhöht. Denn wenn die größte Liga annulliert würde, die anderen Spielklassen aber nicht, kämen Absteiger aus der Regional- und Aufsteiger aus der Landesliga noch dazu. Daher wünsche ich mir, dass wir die 50 Prozent vollkriegen.“ Hasenpflug sieht den aktuellen Tabellenvierten gut gerüstet für einen möglichen Re-Start. „Wir haben eine gute Ausgangsposition und wollen nach der Pause das Beste daraus machen“, erklärt er.

1. FC Monheim Dass bis Ende Juni der reguläre Spielplan durchgezogen wird, glaubt Trainer Dennis Ruess nicht. „Für uns wären das noch bis zu 38 Spiele, wenn wir im Pokal weit kämen. Das ist wohl kaum noch möglich.“ Er sieht die realistischste Option darin, dass die Hinrunde beendet wird, um eine Bewertungsgrundlage für Auf- und Abstiege zu haben. Ruess ist wichtig, dass die Oberliga in der kommenden Saison nicht mehr so „aufgebläht“ ist, wie er es umschreibt. „Man darf nicht vergessen, dass wir keine Profis, sondern ambitionierte Amateure sind. Mit 23 Mannschaften sind es einfach zu viele Spiele. Es muss im Sommer wieder Absteiger gehen.“

 Dennis Ruess und der 1. FC Monheim haben erst neun von 44 Partien absolviert.

Dennis Ruess und der 1. FC Monheim haben erst neun von 44 Partien absolviert.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Derzeit haben die Monheimer Fußballer die Vorgabe, sich eigenverantwortlich mit zwei Trainingseinheiten pro Woche fit zu halten. Sobald sich eine Fortsetzung der Liga andeutet, werden die Pläne freilich intensiviert, um eine Grundlage für den Trainingsstart zu schaffen. „Ich bin kein Hellseher, aber ich glaube, dass es frühestens im März wieder losgeht – mit dem Vorlauf, der nach so einer langen Pause notwendig ist“, sagt Ruess, der sich von dem Gedanken, Wochen im Voraus planen zu können, weitgehend verabschiedet hat: „Wir haben im November Pläne für den 3. Januar erstellt und im Dezember dann für den 11. Januar. Jetzt haben wir erstmal alles ad acta gelegt und warten ab, was passiert. Keiner weiß genau, woran er ist.“

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