American Football Amon-Ra St. Brown punktet im Kaderkampf

Leverkusen · Der Profi-Footballer mit Wurzeln in Hitdorf leistet sich eine Schlägerei im Training und erntet dafür viel Lob von Coach Dan Campbell. Im Vorbereitungsspiel gegen die Buffalo Bills überzeugt er auch sportlich.

 Profi-Footballer Amon-Ra St. Brown fängt das eiförmige Spielgerät.

Profi-Footballer Amon-Ra St. Brown fängt das eiförmige Spielgerät.

Foto: AP/Paul Sancya

Nach dem ersten Vorbereitungsspiel des NFL-Teams Detroit Lions kannten Medien und Fachleute fast nur ein Thema: Das starke Debüt von Amon-Ra St. Brown. Dabei las sich der Auftritt des frischgebackenen Football-Profis mit Wurzeln in Leverkusen in den Statistiken eher nüchtern. Beim 15:16 gegen die Buffalo Bills stand der 21-jährige Wide Receiver (Passempfänger) gerade einmal zehn Spielzüge – neun in der Offense, einen im Special Team – auf dem Feld und fing dabei zwei Pässe für zwölf Yards Raumgewinn. Lobeshymnen erntete er dennoch. Und das lag nicht nur daran, dass ein weiterer gesicherter Pass von ihm mit 13 Yards Raumgewinn nur durch ein Foul eines Mitspielers nicht zählte.

Anders als sein älterer Bruder Equanimeous, der bei den Green Bay Packers im dritten Vertragsjahr um seinen Kaderplatz bangen muss, scheint der jüngste der drei St. Brown-Brüder auf dem besten Wege, sogar einen Startplatz zu besetzen. „Das sah wirklich gut aus. Er könnte dieses Jahr auf Anhieb der wertvollste Receiver der Lions sein. Und das ist keine besonders kühne Aussage“, schwärmte beispielsweise TV-Fachmann Field Yates bei seiner Analyse des ersten von drei Preseason-Spielen des Teams aus der „Motor City“.

Der „Sports Illustrated“-Themenseite „All Lions“ zufolge beeindruckte St. Brown mit seinem Auftritt und deutete seine außergewöhnliche Klasse bei den Passrouten deutlich an. Er steuerte zudem starke Blocks bei und zeigte insgesamt eine mehr als ordentliche Leistung. „Für einen Rookie sah er schon Lichtjahre weiter aus als es zu erwarten war“, war in der rennomierten Sportzeitschrift zu lesen. „The Athletic“ lobte zudem, St. Brown habe bereits gewirkt, als sei er bereit für den Ligastart.

Deutsche Fans mag es vielleicht verwundern, dass sogar eine Schlägerei bei einer Übung im Training St. Browns Höhenflug nicht etwa bremste, sondern sogar noch beflügelte – und auch in den USA ist das keine Selbstverständlichkeit. Für seine kurze, aber handfeste Auseinandersetzung mit Cornerback Ifeati Melinfonwu gab es statt eines Tadels viel Lob von Lions-Coach Dan Campbell. Er selbst hatte vor dem ersten Training mit voller Ausrüstung von eigenen kleinen Scharmützeln in Übungseinheiten berichtet und war merklich begeistert, dass die beiden Streithähne seinem Beispiel so schnell folgten.

„Wenn es so läuft wie bei den beiden, liebe ich das. Denn so etwas stachelt einen Spieler an. Du siehst so viel Rot, dass du dein Bestes gibst, um besser zu werden und den anderen zu bezwingen“, betonte er. Auch die klare Grenze hätten die Kontrahenten freilich gekannt und sich rasch wieder beruhigt. „Du darfst dabei nicht außer Kontrolle geraten und musst immer wissen, was geht und was nicht. Und die beiden wissen genau, was wir wollen und was nicht“, war der Trainer überzeugt.

„Zwischen uns ist alles cool. Das ist ein Wettstreit. Eigentlich willst Du keine Schlägerei im Training haben. Aber ich würde sagen, dass es nicht zu verrückt war“, kommentierte St. Brown den Vorfall. Wie schnell die Hitzköpfe sich wieder abreagiert hatten, zeigte übrigens auch der Umstand, dass er und Melinfonwu kurz nach der Boxeinlage wieder in einer Übung gegeneinander antraten, ohne dass es zu einem weiteren Zwischenfall gekommen wäre.

Es scheint, als hätten Campbell und der Receiver sich gesucht und gefunden. „Es ist wirklich großartig, einen Cheftrainer zu haben, der mich unterstützt. Einen Trainer, der hart ist und diese Einstellung auch bei seinen Spielern mag“, versichert Amon-Ra.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag steht für ihn und die Lions das nächste Preseason-Spiel auf dem Programm. In der Partie bei den Pittsburgh Steelers will St. Brown, den die Medien in Michigan nicht ganz ohne Grund bereits mit dem allerdings deutlich exaltierteren Basketball-Rüpel Dennis Rodman vergleichen, lieber wieder mit Passrouten, Blocks und gefangenen Pässen überzeugen.

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