Leverkusen Sauerländer Gisbert Baltes "besingt" das Rheinland

Leverkusen · Wie lässt sich eine Lesung beschreiben, die Zuhörer völlig fesselt? Wie ein Buch, von dem niemand genug bekommt? Weil es spannend und kurzweilig ist. Die 80 Zuhörer, die dem "Ehrenfunk" der KG Altstadtfunken Gisbert Baltes lauschten, als er am Mittwochabend beim 18. Kleinkunstabend - dem ersten im Funkenturm - aus seinem Buch "Rheinland" las, waren begeistert. "Da ist alles drin, was hinein gehört", fasste Zuhörer Günther Loef zusammen.

 Gisbert Baltes liest aus seiner "Liebeserklärung" an das Rheinland.

Gisbert Baltes liest aus seiner "Liebeserklärung" an das Rheinland.

Foto: uw

In Kombination mit kölschen Evergreens (Mitsingen war ausdrücklich erwünscht), resümierte Uwe Beenen, sei der Abend zu einem tollen Gesamterlebnis geworden. "Jede Jeck es anders", eröffnet Gisbert Baltes, der WDR-Journalist aus dem Sauerland, der seit über 25 Jahren im Rheinland lebt. Diese Präambel des Rheinischen Grundgesetzes, die letztlich bedeutet "Alle Menschen sind gleich" und die folgenden Paragraphen hat er als Leitlinie für sein Buch gewählt. Das Rheinische Grundgesetz "regelt seit Anbeginn der Zeiten das Leben auf diesem von Gott bevorzugten Fleckchen der Erde, macht es schwerelos leicht und wäre überhaupt eine Anregung für alle Völker der Erde", zitiert Baltes den Südtiroler Kabarettist Konrad Beikircher.

So berührt er seine Zuhörer mit Geschichten: Mal ernst, mal heiter, aber stets packend. Er beschreibt Begegnungen mit Menschen, die aus dem Rheinland kommen, wie die Kölner Kultband "Bläck Fööss", oder mit denen, die dort seit Jahren leben, wie Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm und Ex-Außenminister Hans Dietrich Genscher. Ebenso wenig fehlen Willy Millowitsch, Willibert Pauels, Jürgen Becker und andere Persönlichkeiten. Baltes verrät, warum beim Kölsch keiner lange alleine bleibt, wie Karneval funktioniert, warum ein Funkemariechen einst bei Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt auf dem Tisch tanzte oder "Dr. Müller" auf der Klingel des Hauses von Willi Brandt stand. Er beschreibt die Rivalität "zwischen den beiden Diven vom Rhein, Köln und Düsseldorf, die so herrlich verfeindet sind".

Er führt seine Zuhörer zu den schönsten Plätzen mit Blick auf den Rhein und gerät dabei, wie einst der deutsche Dichter Heinrich Heine, ins Schwärmen. Der niederländische Maler Peter Paul Rubens habe sogar vom "Bazillus von 'Coellen'" gesprochen. - Im Nu war eine Stunde vorbei. Zum Schluss dürfe dreimal "Opladen Alaaf" nicht fehlen, meinte Präsident Rainer Martins. Warum schreiben eigentlich immer "Imis" die eindrucksvollsten Liebeserklärungen an das Rheinland?

(gkf)
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