Aus Platzmangel Frauenhaus Leverkusen muss 160 Anfragen ablehnen

Leverkusen · Die Einrichtung bietet acht Plätze. Keine ist behindertengerecht. Eine Aufstockung um bis zu vier Plätze wäre nötig.

 Häusliche Gewalt wird oft als Tabu-Thema empfunden. Das Frauenhaus Leverkusen muss aus Platzmangel Anfragen ablehnen.

Häusliche Gewalt wird oft als Tabu-Thema empfunden. Das Frauenhaus Leverkusen muss aus Platzmangel Anfragen ablehnen.

Foto: dpa

„Ich wollte es nicht länger zulassen, dass eine einzige Person so viele Menschen tyrannisiert und Leben zerstört.“ – „Im Frauenhaus schöpft man wieder Kraft – weiterzukämpfen und sich ein eigenes Leben aufzubauen.“ – „Sie haben mir den Weg ein bisschen frei geschaufelt, so dass ich erst einmal durchatmen konnte. Alleine hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft.“ – „Vor allem den großen Garten fand ich toll.“

Auf der Seite des Frauenhauses Leverkusen finden sich diese Zitate von Frauen und Kindern, die aus dem eigenen Zuhause geflohen sind – vor körperlicher, sexueller, psychischer oder wirtschaftlicher Gewalt des Partners – und in der Sicherheit der Einrichtung ein Stück Geborgenheit suchen, um zur Ruhe zu kommen und sich wieder zu orientieren. Allein: Zwischen der Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze für Frauen (und ihre Kinder) und der Zahl der Anträge auf Aufnahme liegt eine deutliche Diskrepanz. Das geht aus der Antwort des städtischen Frauenbüros an die Linken hervor, die zum Thema nachgehakt hatten. „Im Jahr 2017 wurden in Deutschland fast 140.000 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft angezeigt. Die Dunkelziffer ist jedoch wesentlich höher. Es wird davon ausgegangen, dass jede vierte Frau in Deutschland von Gewalt in der Beziehung betroffen ist“, schreibt die Leverkusener Linke in ihrer Anfrage an die Stadt. „Zuflucht finden von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder in Frauenhäusern, allerdings nur dann, wenn auch genügend Kapazitäten vorhanden sind.“ Das Land NRW verfüge derzeit über 571 landesgeförderte Frauenplätze „statt der von der Istanbul-Konvention vorgesehenen 1790 Plätze in NRW“, die von der BRD ratifiziert worden sei.

Leverkusen macht da keine Ausnahme. Denn das Frauenhaus, dessen Adresse aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich gemacht wird, verfügt „über acht Plätze für von Gewalt betroffene Frauen mit bis zu zehn Kindern“. Barrierefrei sind diese Plätze nicht. Und: „Aufgrund der derzeit gegebenen räumlichen Bedingungen ließe sich (ohne grundlegende bauliche Veränderungen) ein solcher Platz nicht einrichten, obwohl ein Bedarf besteht“, heißt es aus dem Frauenbüro.

Dem schmalen Platzangebot gegenüber stehen die Daten zur Ablehnung von Anfragen betroffener Frauen: „2017 mussten aufgrund von fehlenden Plätzen 162 Anfragen abgelehnt werden. 2018 waren es 159 Anfragen.“ In diesen Zahlen nicht berücksichtigt seien Anfragen von Frauen, die aus anderen Gründen als aus Gewalterfahrung eine Unterkunft suchten. Den Platzmangel hat auch die Stadt erkannt, derzeit aber keine zügige Lösung parat: Wegen der „Fallzahlen werden auch in Leverkusen weitere Plätze benötigt, jedoch gibt es aktuell keine Planung hierzu. Optimal wäre eine Platzerhöhung um zwei bis vier Familienplätze.“

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