Erdbeben, Hochwasser, Zugunglück 65 Jahre technische Hilfe aus Leverkusen

Leverkusen · Erdbeben, Hochwasser, Zugunglück: Die Kräfte des THW haben viele Einsatzgebiete. Es wird Nachwuchs gesucht.

 Schulterblick: Das THW hat auch eine Hundestaffel.

Schulterblick: Das THW hat auch eine Hundestaffel.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Immer, wenn besondere technische Hilfe nötig ist, sind die „Blauen Engel“ zur Stelle. Fast täglich leistet das Technische Hilfswerk (THW) im In- und Ausland einen Beitrag zur Linderung von Not und Unglück.

Der 22. August gilt als wichtiger Tag in der Geschichte der Bundesanstalt, markierte er vor 69 Jahren doch die Gründung des Hilfswerks. Damals vereinbarten der Bundesinnenminister Gustav Heinemann und Otto Lummitzsch – ein deutscher Pionieroffizier, Architekt und Bauingenieur – die Installation einer Hilfsorganisation im deutschen Zivil- und Katastrophenschutz. Es dauerte noch vier Jahre, bis sich der Leverkusener THW-Ortsverband am 3. August 1954 zusammenschloss. Sein 65-jähriges Bestehen und das 45-jährige Bestehen des Fördervereins „Technische Hilfsorganisation“ feiert der Ortsbeauftragte Herbert Schumacher im Laufe der nächsten Monate mit mehr als 100 ehrenamtlichen Helfern.

 Die Leverkusener Helfer des THW rückten zum Einsatz aus, als Anfang 2000 ein Zug im Bahnhof Brühl verunglückte.

Die Leverkusener Helfer des THW rückten zum Einsatz aus, als Anfang 2000 ein Zug im Bahnhof Brühl verunglückte.

Foto: THW

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es Jahre des Aufbaus, der Entwicklung, harter Arbeit und mancher Rückschläge waren, bis sich der Verband in seiner heutigen Form präsentieren konnte. Lange vor der Fusion 1980 mit dem Ortsverband Opladen arbeiteten die Organisationen gemeinsam. Im November 1957 beseitigten sie etwa die Hochwasserschäden am Unterlauf des Murbaches in Leichlingen, im Mai 1960 übernahmen sie den Abbruch eines zweihundert Jahre alten Fachwerkhauses an der Brückenstraße, um kurz darauf die Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten nach einem schweren Explosionsunglück im Bayerwerk zu begleiten.

Im Sommer 1999 entsandte der Ortsverband drei Leute und einen Rettungshund zu einem Erdbeben in die Türkei, um bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Der Abriss des Wohnblocks an der Rheinallee im März 2000 kam den Helfern wie gerufen, da es sich zwischen in den Trümmern Schott und Steinen wunderbar üben ließ. Zuvor waren Fachkräfte unter anderem bei einem Zugunglück im Bahnhof Brühl gefragt, außerdem bei der Trinkwasseraufbereitung in Mosambik. Aber nicht nur bei ernsthaften Fällen waren die Helfer am Ort, sondern auch bei manchem kurios anmutenden Einsatz. Zum Beispiel, als THW, Naturschutzbehörde und Bayer AG im strengen Winter 1962/63 vereinbarten, ein Futter- und Schutzhaus für die Wasservögel am Rhein zu bauen.

Im Jahr 1979 feierte das THW Leverkusen 25-jähriges Bestehen mit rund 500 Mitarbeitern, die beispielsweise zuständig waren für Bergung, Instandsetzung, Versorgung und Betreuung. Als das THW zu seinen letzten Einsätzen ausrücken musste, etwa, als es gemeinsam mit Feuerwehr, Polizei und weiteren Hilfskräften am 31. Mai gegen hochkonzentrierte Schwefelsäure beim Chempark-Betreiber Currenta kämpfte, standen nicht mehr so viele Kräfte zur Verfügung. Nachwuchs wird dringend gesucht.

Jeder Freiwillige wird sechs Monate intensiv geschult und lernt den Umgang mit Holz, Metall, aber auch die Technik des Funkens. Ehrenamtlerin Michaela Röttger sagt: „Eigens wegen der vielen Möglichkeiten bin ich zum THW gegangen. Hier kann ich meine Fähigkeiten einbringen und der Gemeinschaft helfen.“ Interessierte sollten noch dies wissen: Wer zum Hilfseinsatz abkommandiert wird, erhält Verdienstausfall. Studenten, die sich engagieren, wird die Zeit als Praktikum anerkannt.

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