Leverkusener Firma fördert den Nachwuchs Eine dritte Chance für den Azubi

Opladen · Die Firma „Lihs IT-Management“ wurde jetzt für herausragendes Engagement in der Nachwuchsförderung ausgezeichnet. Dort bekommen junge Leute eine neue Chance.

 Eva Babatz (l.) von der Industrie- und Handelskammer und Nicole Jordy von der Agentur für Arbeit überreichen Geschäftsführer Sascha Lihs das Zertifikat.

Eva Babatz (l.) von der Industrie- und Handelskammer und Nicole Jordy von der Agentur für Arbeit überreichen Geschäftsführer Sascha Lihs das Zertifikat.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Lucas Müller, der eigentlich anders heißt hat einen Realschulabschluss, den er als „relativ schlecht“ bezeichnet, und zwei abgebrochene Ausbildungen — aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen. Die erste Ausbildung beendete er frühzeitig, weil er Depressionen hatte, bei der zweiten merkte er spät, dass der Beruf, den er erlernte, doch nicht der richtige war. „Ich stand dann mit einem schlechten Abschluss und fünf verschenkten Jahren da“, berichtet Müller, der mittlerweile schon über 25 Jahre alt ist. „Natürlich haben Unternehmen gezweifelt, ob ich eine weitere Ausbildung auch wirklich schaffen will“, sagt er. Aber er wollte es.

Sascha Lihs, der Geschäftsführer von Lihs IT-Management, einem mittelständischen Unternehmen für informationstechnische, digitale Lösungen in der Bahnstadt, hat ihm deshalb eine Chance gegeben. Sie einigten sich auf eine Einstiegsqualifizierungsmaßnahme, die beiden Parteien zeigen sollte, ob es funktioniert. Es funktionierte. Dafür wurde das Unternehmen am Donnerstag von der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Arbeitsagentur für sein „herausragendes Engagement in der Ausbildung“ mit dem offiziellen Zertifikat für Nachwuchsförderung ausgezeichnet.

Müller war zunächst sechs Monate im Betrieb, ähnlich wie bei einem Praktikum zur Berufsorientierung. In dieser Zeit lernte er das Team kennen und konnte sich beweisen mit seinen Ideen und Fähigkeiten. Zeigen, dass er in diesem Unternehmen wirklich arbeiten und mitmachen wollte.

Diese Einstiegsqualifizierungsmaßnahme „hat immer das Ziel, dass ein Unternehmen dem Teilnehmer am Ende eine Ausbildung anbietet“, erklärt Müller. So ist es auch bei ihm gewesen. Weil es gut passte, begann er eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Vor drei Monaten schloss er die dann mit einem guten Ergebnis ab. Vor allem das Umfeld habe es ihm leicht gemacht, sagt der junge Mann. „Wenn man merkt, dass man ein wertvolles Teammitglied ist, motiviert mich das auf jeden Fall.“

Seit dem Abschluss arbeitet Müller bei „Lihs IT-Management“ festangestellt. Er entwickelt mit seinem Team, das er als Familie beschreibt, Software und Ideen — vor allem Anwendungen für klein- und mittelständische Unternehmen.

Lihs, der Müller während seiner Ausbildung förderte, hat das nicht zum ersten Mal gemacht. Auch anderen junge Menschen, die schlechtere Noten, individuelle Schicksale oder Lücken im Lebenslauf haben und hatten, bekommen bei ihm eine Stelle. Auch wenn es anderswo aussichtslos ist, das ist ihm ein besonderes Anliegen.

Bei der Verleihung der Auszeichnung berichtete Lihs von einem zukünftigen Azubi, für den er aufgrund fehlender Kinderbetreuung eine individuelle Lösung zum Ausbildungsstart finden musste. Nadine Gollé und Nicole Jordy von der Arbeitsagentur Bergisches Land sagten: „Dann ist das Zertifikat genau am richtigen Platz.“

Wege zu finden, die die Ausbildung auch bei herausfordernden Umständen möglich machen, „kosten mich manchmal zwei, drei Arbeitstage. Das sind Tage, die ich eigentlich gar nicht habe.“, erklärt Lihs. Aber: Selbst wenn es scheinbar keinen Weg gibt, „wir werden diesen Weg gehen“, betont der Geschäftsführer. Bei Müller hat es geklappt. Er selbst sagt, jeder habe diese Chance verdient.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort