Auswirkungen der Pandemie in Langenfeld Hier treffen sich die Pandemie-Kids

Langenfeld · Im Sommer 2021 gründete Melanie Troska eine Facebook-Gruppe. Die Mitglieder sind junge Mütter, deren Babys während der Pandemie geboren wurden. Alle hatten kaum Kontakte. Mittlerweile tauschen sie sich regelmäßig aus.

 Weil im Lockdown die üblichen Angebote für Mütter und ihre neugeborenen Kinder wegfielen, hat sich eine Gruppe online gegründet – und trifft sich regelmäßig auf dem Spielplatz.

Weil im Lockdown die üblichen Angebote für Mütter und ihre neugeborenen Kinder wegfielen, hat sich eine Gruppe online gegründet – und trifft sich regelmäßig auf dem Spielplatz.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Es ist Donnerstagnachmittag, 15.30 Uhr. Von der Spielwiese im Kleingartenverein „Im Bärenbusch“ ist bereits lautes Kinderlachen zu hören. 20 Mütter und ihre Kinder genießen hier die letzten Sonnenstrahlen. Dank Melanie Troska ist die Gartenanlage seit Kurzem der Treffpunkt ihrer Mutter-Kind-Gruppe.

Als Troskas Tochter Emilia im November 2020 geboren wird, steckt Deutschland mitten im Lockdown. Troska sieht sich gezwungen, ihre Kontakte drastisch einzuschränken, um ihr Neugeborenes zu schützen. Abgesehen von Familienmitgliedern lernt Emilia daher kaum Menschen kennen.

Vor vier Monaten gründet ihre Mutter daher die Facebook-Gruppe „Muttis aus Langenfeld, Hilden, Monheim, Solingen, Leverkusen, etc.“. Troska organisiert regelmäßige  Treffen und will sich selbst und anderen Müttern so die Möglichkeit geben, Familien in derselben Situation kennenzulernen.

Aus anfangs einer einzigen Mutter ist so eine Facebook-Gruppe mit mehr als 500 Mitgliedern entstanden. Auf WhatsApp tauschen sich knapp 170 Frauen aus. Jeden Montag und Donnerstag kommen bis zu  20 von ihnen im Kleingartenverein zusammen. Manche kommen wöchentlich, andere nur gelegentlich. Zwei Stunden lang können die Kinder miteinander spielen und sich kennenlernen, während ihre Mütter sich austauschen. „Ich freue mich immer auf die Termine“, sagt Melanie Troska. Vor den Gruppentreffen sei Emilia noch zurückhaltend gewesen, habe erst spät angefangen zu Krabbeln. Durch die Gruppe und den Kontakt mit anderen Kindern habe sie sich weiterentwickelt.

Die meisten Mutter-Kind-Kurse, die Troska ohne Pandemie gerne besucht hätte, hätten monatelang nur online stattgefunden. „Ich habe von Anfang an gesagt: Eine Online-Krabbelgruppe mache ich nicht. Das bringt meinem Kind nichts und mir auch nicht.“ Die von ihr gegründete Gruppe sei der ideale Ersatz gewesen, damit sowohl sie als auch Emilia wieder mehr Kontakte aufbauen konnten. Auch Freundschaften und eine feste Schwimmgruppe seien bereits aus den Elterntreffen entstanden.

Johanna Schulze aus Solingen und ihr einjähriger Sohn Oliver sind seit zwei Monaten Teil der Gruppe. Sie habe bemerkt, dass das Aufwachsen während der Pandemie und die wenigen Kontakte in den ersten Monaten seines Lebens ihren Sohn beeinflusst haben. „Es dauert halt alles etwas länger, das sehen wir auch bei der Tagesmutter. Dort ist er jetzt schon seit zwei Monaten und wir können ihn immer noch nicht ganz allein lassen.“ Was ihr an der Gruppe gefällt: „Man kann sich austauschen und die Entwicklungsstufen der Kinder sehen.“

Neben den wöchentlichen Treffen im Kleingartenverein stehen auch kleinere Events an. Für den November hat Troska ein Sankt-Martins-Fest und einen Online-Kinderbasar geplant, Anfang Dezember kommt der Nikolaus. Außerdem stehe noch ein Weihnachts-Shooting an. „An Sankt Martin oder zu Nikolaus sind die Väter natürlich auch eingeladen“, sagt Troska. Zu den üblichen Treffen seien es aber in der Regel die Mütter, die ihre Kinder begleiten. Väter seien selten dabei.

„Ich glaube, das hier ist eher ein Mutti-Treff“, bestätigt Johanna Schulze. Doch sie bemerke, dass sich in der Gesellschaft etwas verändere. „Es entwickelt sich langsam in die Richtung, dass auch die Väter mitwirken. Ich würde behaupten, wenn jemand anfangen würde, eine Vater-Gruppe zu eröffnen, würde das genauso gut laufen. Aber eher für ältere Kinder, die schon laufen können und nicht mehr gestillt werden.“

Für Melanie Troska ist die Elterngruppe mittlerweile ein fester Bestandteil ihres Alltags, auch wenn sich das Angebot für Präsenz-Kurse wieder bessere. Emilia besucht derzeit eine Turngruppe und einen Babyschwimmkurs. „Ich bin froh, dass alles wieder in Richtung Normalität geht“, sagt Troska. Die Elterngruppe möchte sie dennoch weiterführen. „Solange die Kids Spaß an der Sache haben, mache ich das weiter. Ich habe ja zwei Jahre Elternzeit, in der Zeit möchte ich das auf jeden Fall anbieten. Was danach passiert, schauen wir mal.“

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