Leichtathletik Marathon auf dem Mount Everest

Leichtathletik · Zum zehnten Mal wurde jetzt in Nepal der Tenzing Hillary Everest Marathon ausgetragen. Mit dabei war auch Jörg Giesen. Zurück in seiner Heimat Krefeld berichtet er nun von seiner Abenteuertour und dem wahrscheinlich schwierigsten Marathonlauf der Welt.

Leichtathletik Jörg Giesen ist in seinem Leben schon so manchen Kilometer gelaufen. Der gebürtige Linner liebt die Herausforderung, auch an ungewöhnlichen Orten Extremsport zu betreiben. Ultramarathon nennt man dieses Hobby, das eine besondere Herausforderung für jeden teilnehmenden Athleten darstellt. "Ich liebe eben das Abenteuer", sagt der 47-Jährige dazu.

Und so hat er zum Beispiel schon an einem Ultramarathon durch die Wüste Sahara teilgenommen. Doch der Marathon, von dem er nun zurück nach Krefeld gekommen, war auch für ihn wohl einer der anspruchsvollsten in seinem Läuferleben: auf dem Mount Everest nämlich. Zum bereits zehnten Mal wurde in Nepal der Tenzing Hillary Everest Marathon nun veranstaltet. Der nach den beiden Bezwingern des höchsten Bergs der Welt benannte Lauf (siehe Info) wird traditionell am Tag der Erstbesteigung ausgetragen.

Bevor das etwa 150 Läufer große Feld im Everest Base Camp auf knapp 5400 Metern Höhe starten konnte, mussten die Teilnehmer erst einmal dorthin gelangen. Für die meisten Teilnehmer aus aller Welt ging es daher bereits zwei Wochen früher los, mit der Anreise nach Katmandu. "Katmandu traf mich nach meiner Ankunft erst einmal mit voller Wucht. Der Krach, der Dreck, das Chaos und die Armut bewirkten einen mittleren Kulturschock", schildert Jörg Giesen.

Nach der Landung auf dem gefährlichsten Flughafen der Welt in Lukla zeigte sich Nepal jedoch in einem anderen Licht. Eine atemberaubende Bergwelt, sehr freundliche Menschen und eine charmante Einfachheit begrüßten die Teilnehmer. Die verbleibenden Tage bis zum Start des Marathons dienten nun dem sehr gemächlichen Aufstieg und der Anpassung an die Höhe. Für die Unterkunft in Zelten und das sonstige leibliche Wohl sorgte eine Vielzahl von Sherpas.

So musste Jörg Giesen lediglich sich selbst auf den Berg tragen. "Der Aufstieg folgte der Laufstrecke, was den Teilnehmern die eine oder andere Sorgenfalte bescherte. Wie sollte man auf diesen Pfaden laufen? Die Strecke führt selten über Wege, die mehr als einen Meter breit waren und wurde über weite Strecken auf einer Seite vom Berg und auf der anderen von mehreren hundert Metern Abgrund begrenzt", erzählt Giesen.

Außerdem teilte man die Wege auch am Wettkampftag nicht nur mit Trägern, die Ware und Baustoffe in höhere Regionen schleppten, sondern häufig auch mit Yaks. Diese Hochlandrinder sind das bevorzugte Lasttier der Region. "Auch mussten wir lange und sehr hohe Hängebrücken überwunden werden, die einen unweigerlich an Indianer Jones denken ließen", sagt Giesen.

Am 27. Mai erreichte der Tross das Everest Base Camp, welches normalerweise den Bergexpeditionen vorbehalten ist. "Nie musste ich mich in einer unwirklicheren Umgebung auf einen Marathon vorbereiten. Zwei Tage am Rande des Khumbu Icefalls, der den Einstieg in den Everest markiert, auf Eis und Geröll zu zelten, ist ein echtes Abenteuer", berichtet Giesen.

Der Marathontag begann mit strahlend blauem Himmel. Nach dem Start führte die Strecke bis zum ersten Kontrollpunkt nach fünf Kilometern über Eis und Geröll. Dort hatte sich das Feld bereits weit auseinander gezogen. Vorne liefen erwartungsgemäß Sherpas, die an Gelände und Höhe gewöhnt waren. Giesen startete etwas verhalten, da die dünne Luft das Laufen recht schwierig machte.

Es besserte sich jedoch zusehends, da es auf den nächsten zehn Kilometern gut 1000 Meter abwärts ging. Dies jedoch teilweise in extrem steilen Kletterabschnitten. Mit zunehmender Streckenlänge machte sich die Zurückhaltung am Anfang bezahlt. Giesen überholte eine Reihe von Teilnehmern und erreichte nach 6:19,55 Stunden das Ziel in Namche Bazar als drittbester Europäer. Dies reichte zum elften Platz der Ausländerwertung. "Bereits einen Tag später ging es an den Abstieg nach Lukla in zwei Tagesmärschen. Auch dies war kein leichtes Unterfangen, da die Teilnehmer alle von Muskelkater geplagt wurden", sagt Giesen.

Der Everest Marathon ist sicher eine etwas andere Laufveranstaltung. Wer jedoch seine läuferischen Grenzen in atemberaubender Umgebung austesten möchte, dem ist die Reise nach Nepal auf jeden Fall zu empfehlen.

Infos: unter www.everestmarathon.com oder bei Laufsport Bunert in Krefeld.

(RP)
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