Yesil will mit dem KFC in die 2. Liga „Gerd“ gibt nicht auf

Krefeld · Samed Yesil war Deutschlands Torjäger-Hoffnung. Doch gleich zwei Mal erlitt er einen Kreuzbandriss. Jetzt nimmt er daheim in Krefeld einen neuen Anlauf – mit dem KFC Uerdingen in Richtung Zweite Liga.

 Der Uerdinger Torjäger Samed Yesil kommt zum Schuss, Fortune Adam Bodzek hat das Nachsehen.

Der Uerdinger Torjäger Samed Yesil kommt zum Schuss, Fortune Adam Bodzek hat das Nachsehen.

Foto: Stefan Brauer

Samed Yesil hat die ersten 45 Minuten im Trikot des KFC Uerdingen absolviert. Zur Pause kam er im Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf für Maximilian Beister auf das Feld. Und obwohl sie sich erst drei Tage kennen, verbindet sie einiges – zumindest vom Papier her. Denn beide zählten zu den hoffnungsvollsten Talenten und wurden durch schwere Verletzungen aus der Bahn geworfen. Beister, der im Januar gekommen ist, hat sich in Uerdingen bestens eingeführt, Yesil will das nun. Dabei wirkt er in den ersten Tagen noch etwas schüchtern, geradezu scheu. Aber das ist aufgrund seiner Erlebnisse durchaus verständlich.

Die Geschichte des erst 24 Jahre alten gebürtigen Düsseldorfers mit türkischen Wurzeln könnte abwechslungsreicher kaum sein. Im Nachwuchs ging sein Stern auf. Die Leverkusener Talentspäher hatten ihn entdeckt und dank einer guten Ausbildung und Förderung viel Freude an seiner Entwicklung. Mit seinen Toren war der Stürmer maßgeblich an den Erfolgen der Bayer-Junioren beteiligt.

Fortuna Düsseldorf - KFC Uerdingen: Bilder des Spiels
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Foto: Rheinische Post/Falk Janning

Doch nicht nur südlich von Düsseldorf sorgte Yesil für Furore, sondern auch in der deutschen Nationalmannschaft – von der U16 bis zur U19. Mit der U17 wurde er Vize-Europameister, wodurch sich das Team für die Weltmeisterschaft qualifizierte. In Mexiko belegte die deutsche Elf den dritten Platz. Yesil war mit sechs Treffern in sieben Spielen zweitbester Torschütze und wurde mit dem Silbernen Schuh ausgezeichnet. 20 Tore erzielte er in 21 Länderspielen für die U17, woraufhin ihm die Mannschaftskameraden den Spitznamen „Gerd“ verpassten – in Anlehnung an den legendären Torjäger Gerd Müller.

All das ließ internationale Top-Klubs nicht nur aufhorchen, sondern auch tief in die Tasche greifen. Der FC Liverpool überwies im August 2012 eine Million Pfund an Bayer Leverkusen und der damals 18-Jährige wechselte auf die Insel. Er konnte natürlich nicht ahnen, dass er dort nicht glücklich werden würde. Die unschöne Leidensgeschichte ist schnell erzählt: Im Februar 2013 erlitt er den ersten Kreuzbandriss, im Januar 2014 den zweiten. Im Sommer 2015 wurde er an an FC Luzern ausgeliehen. Nach Ablauf des Vertrags war er vereinslos und ging im Januar 2017 für eineinhalb Jahre zum griechischen Erstligisten Panionios Athen.

„Ich bin von der Mannschaft gut aufgenommen worden“, sagt Yesil brav und attestiert seinen neuen Mannschaftskameraden beim KFC „eine hohe Qualität. Die Positionen sind hart umkämpft, jede ist doppelt besetzt.“

Trainer Stefan Krämer weiß um die Problematik der Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. „Ja, er war der beste deutsche Stürmer seines Jahrgangs, aber seitdem ist viel passiert“, sagt der Fußballlehrer, der einmal mehr als Psychologe und Pädagoge, als Förderer und Mentor gefragt ist. „Wir dürfen nicht zu viel von dem Jungen erwarten, sondern müssen ihm Zeit geben, ihn langsam aufbauen und heranführen.“

Samed Yesil ist froh, dass er wieder in Deutschland ist, mehr noch: in Krefeld. „Meine Familie lebt seit vier, fünf Jahren in Krefeld“, sagt er. Und sie ist ihm ganz wichtig, in den vergangenen Jahren noch wichtiger geworden. „Ich war lange im Ausland, umso mehr genieße ich es jetzt, wieder bei der Familie zu sein.“ Vielleicht gibt auch sie ihm jetzt den notwendigen Halt, um wieder in Form zu kommen. „Ich habe nie aufgegeben und gebe nicht auf“, sagt er und formuliert denn auch keck: „Das erste Ziel ist der Aufstieg mit Uerdingen, dabei will ich helfen.“ Sein Vertrag beim KFC läuft bis zum Sommer.

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