Museumstag in der Villa Merländer Leid und Schuld der KZ-Inhaftierten Margarete Ries

Krefeld · Die Shakespeare Company ist zum Museumstag in der Villa Merländer zu Gast mit der szenischen Lesung „Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“.

 Szenische Zeitreise: Die Bremer Shakespeare Company tritt am Internationalen Museumstag in der Villa Merländer auf.

Szenische Zeitreise: Die Bremer Shakespeare Company tritt am Internationalen Museumstag in der Villa Merländer auf.

Foto: Marianne Menke

Es ist die Geschichte der ehemaligen KZ-Inhaftierten Margarete Ries. Sie soll als Kapo im KZ Auschwitz äußerst brutal vorgegangen sein und mehrere Häftlinge erschlagen haben. Nach ausführlichen Vernehmungen durch Vertreter der US-Militärregierung für Bremen und einem anschließenden Spruchkammerverfahren wurde ihr Verfahren eingestellt. Zu ihrer Verhaftung kam es, nachdem eine ehemalige Insassin des Lagers in Auschwitz Ries auf dem Bremer Hauptbahnhof wiedererkannt hatte.

Die Shakespeare Company rollt den Fall in ihrem Stück „Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“ auf. Das ist beim Internationalen Museumstag am Sonntag, 15. Mai, in der NS-Dokumentationsstelle in der Villa Merländer zu erleben. Die Vorstellung beginnt um 15 Uhr und ist das Herzstück eines Veranstaltungsprogramms, das kostenlose Angebote für Kinder und Erwachsene macht.

Die Projektreihe „Aus den Akten auf die Bühne“ der Bremer Shakespeare Company arbeitet an der Schnittstelle zwischen Geschichtswissenschaft und Dokumentartheater. Bei der szenischen Lesung „Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“ geht es um die Fragen: Wie erklärte Margarete Ries ihr Handeln? Wie bewerteten es die Be- und Entlastungszeuginnen und warum wurde das Verfahren gegen sie eingestellt? Der Krefelder Geschichtsverein fördert das Projekt.

Das Programm beginnt um 12 Uhr mit einem Rundgang durch die Dauerausstellung der NS-Dokumentationsstelle und Besichtigung des Campendonk-Raums. Ab 14 Uhr wird im Garten der Villa Merländer Kaffee und Kuchen angeboten. Dabei besteht auch die Möglichkeit, sich mit Mitgliedern des Fördervereins auszutauschen und sich über die Arbeit der NS-Dokumentationsstelle zu informieren.

Für Kinder ab acht Jahre beginnt um 14 Uhr eine altersgerechte Führung durch die Räume des Hauses inklusive einem Workshop mit dem Titel „Richard Merländer ein Gesicht geben“. Dem ehemaligen Besitzer der heutigen NS-Dokumentationsstelle Richard Merländer wird sich spielerisch, frei und offen genähert. Seine Geschichte wird greifbar gemacht durch eine klassische Führung, eine Rallye sowie kreative Aspekte. Um Anmeldungen wird gebeten per E-Mail an nina.hoehne@krefeld.de

Bereits am Samstag, 14. Mai, wird um 15 Uhr der Film „Der Ordner“ vorgeführt. Stephanie Borgert bekommt von ihrer Großmutter einen gelben Aktenordner mit den Prozessunterlagen ihres Großvaters an die Hand. Sie liest darin und erkennt die Geschichte ihres Großvaters als SS-Offizier im Zweiten Weltkrieg. Es ist ein Schock, verstörend und wirft letztendlich mehr Fragen auf, als beantwortet werden. Auf Grundlage des Originaldokuments ist zuerst ein Theaterstück, später ein Film entstanden. Borgert trifft darin auf den sehr lebendigen „Geist“ ihres Großvaters und stellt ihm die Fragen, die uns allen unter den Nägeln brennen. Stephanie Borgert wird an diesem Abend zu Gast sein und nach der Vorführung mit dem Publikum sprechen.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Haus an der Friedrich-Ebert-Straße 42 ist kostenfrei.

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