Literaturfestival Lit.Cologne Schriftsteller Orhan Pamuk fühlt sich schuldig an Corona

Köln · Der türkische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk hat sich während des Schreibens seines neuen Buchs „Die Nächte der Pest“ schuldig gefühlt, weil plötzlich die Corona-Pandemie auftrat. Das sagte Pamuk am Montagabend beim Literaturfestival Lit.Cologne in Köln.

Orhan Pamuk, Literaturnobelpreisträger aus der Türkei, spricht bei einer Lesung auf der Lit.Cologne.

Orhan Pamuk, Literaturnobelpreisträger aus der Türkei, spricht bei einer Lesung auf der Lit.Cologne.

Foto: dpa/Oliver Berg

„Mir kam es vor, als wäre die Pandemie gekommen, weil ich diesen Roman geschrieben habe.“

Freunde, die ihn zuvor gewarnt hätten, ein Buch über etwas so lang Zurückliegendes wie die Pest werde niemand lesen wollen, hätten ihm nun gesagt, er habe Glück gehabt, jetzt werde sich sein Buch viel besser verkaufen. Er habe sich dann eingeredet, wenn er das Buch jetzt zügig beende, werde Corona vielleicht verschwinden. „Aber das ist nicht eingetreten.“ Inzwischen sei er fünfmal geimpft, zweimal mit einem türkischen Impfstoff und dreimal mit Biontech.

Wenn sich eine Pandemie ausbreite, reagierten die Menschen immer gleich, sagte Pamuk. Zunächst leugneten sie den Ernst der Lage, dann verbreiteten sie Gerüchte. Unterdessen stiegen die Todeszahlen. Dann breche der Staat entweder zusammen oder er werde besonders streng. Anschließend hielten die Leute dem Staat vor, dass er sie nicht beschützt habe. Gleichzeitig wollten sie aber auch, dass der Staat ihren Laden nicht schließe, ihnen nicht das Reisen verbiete und so weiter. Der Staat solle sie beschützen - aber bitte so, dass es nicht wehtue.

Pamuk berichtete auch, dass in der Türkei derzeit gegen ihn ermittelt werde, weil er in seinem Roman angeblich den Staatsgründer Kemal Atatürk beleidigt habe. Er fühle sich aber nicht in Gefahr. Sein Anwalt, der noch älter sei als er, habe ihm versichert, dass das vorbeigehen werde.

Zum Ukraine-Krieg sagte Pamuk, er fühle sich schuldig, weil er nichts tue. Er habe jedoch großen Respekt davor, dass die Deutschen so viele ukrainische Flüchtlinge aufnähmen.

(bsch/dpa)
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