Brand im Kölner Zoo und Tod einer Elefantenkuh „Wir stehen alle noch unter Schock“

Köln · 132 Fische, Vögel und Flughunde sind am Dienstag bei dem Brand im Kölner Zoo gestorben. Nun gab Zoodirektor Theo Pagel Details bekannt. Und einen weiteren Verlust: Eine Elefantenkuh musste nach einer Auseinandersetzung mit einem Bullen eingeschläfert werden.

Kölner Zoo: Feuer im Tropenhaus - Fotos
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Feuer bricht im Tropenhaus des Kölner Zoos aus

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es sind emotional aufwühlende Tage für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kölner Zoos: 132 Tiere kamen am Dienstagabend bei einem Brand im Regenwaldhaus ums Leben. Und am Freitagmorgen mussten Tierärzte die Elefantenkuh „Maejaruad“ einschläfern, nachdem ein Bulle der Herde sie bei einer Auseinandersetzung schwer am Hinterbein verletzt hatte. Zoodirektor Theo Pagel sagte am Freitag im Zoo: „Wir trauern um diesen Elefanten, der uns über die Jahre sehr ans Herz gewachsen ist.“

Zunächst äußerte sich Pagel aber zum Brand, der am Dienstag in einer Mehrzweckhalle des Regenwaldhauses ausgebrochen war, 20 Minuten, nachdem die Tierpfleger das Gebäude verlassen hatten und der Tierpark zumachte. Anwohner hatten um 18.20 Uhr Rauch über dem Zoo bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. „Die Feuerwehr war sehr schnell hier“, sagt Pagel. Gleichzeitig seien Veterinäre, Tierpfleger und auch er selbst zum Gebäude geeilt.

Die Feuerwehr brachte den Brand nach etwa einer Stunde unter Kontrolle, doch da ein Fenster durch die Hitze zu Bruch gegangen war, konnte der Rauch in die Freiflug-Tropenhalle ziehen. „Wäre die Scheibe nicht geborsten, wäre gar nichts passiert“, sagt Pagel. Doch so konnte der giftige Qualm in die Bereiche ziehen, in denen die Tiere untergebracht sind. Die traurige Bilanz: 99 Vögel starben – darunter seltene Arten wie Weißkopfbülbüls, Balistare und Helmhornvögel. Auch 28 Großfische und fünf Säugetiere kamen ums Leben – vier Flughunde und ein Kurzkopf-Gleitbeutler. „Getroffen hat es die Tiere, die zum Schlafen hoch in die Bäume gehen“, sagt Pagel. „Wir stehen alle noch unter Schock.“

 Kölns Zoodirektor Theo Pagel am Freitag im Zoo.

Kölns Zoodirektor Theo Pagel am Freitag im Zoo.

Foto: dpa/Oliver Berg

485 Tiere konnten gerettet werden, viele von ihnen wurden noch abends in andere Häuser und Aquarien gebracht. „Alle 150 Amphibien leben, ebenso alle 150 Reptilien“, sagt Pagel. Auch hätten mehr als 160 hochseltene Vögel gerettet werden können. Baumkängurus, Krallenotter und Weißhandgibbon-Affen sind auch unversehrt. Nach einer Entrauchung der Halle durch die Feuerwehr sind viele Tiere inzwischen wieder in ihren Gehegen.

Das Feuer entstand nach Ermittlungen von Brandsachverständigen der Polizei in einer Zwischendecke, wo mehrere Kabelkanäle verlaufen. Noch ist eine Schadenshöhe unklar, wie Pagel sagte. „Wir gehen aber von einem Totalschaden der Mehrzweckhalle aus.“ Er betonte, dass noch im November eine Begehung des Hauses mit Dekra und Feuerwehr stattgefunden hatte, um den Brandschutz zu überprüfen. Da habe es keine Auffälligkeiten gegeben.

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten schnell und professionell bei der Evakuierung des Gebäudes und der Versorgung der Tiere geholfen. „Wir haben auch darüber hinaus viel Hilfe angeboten bekommen“, sagt Pagel. Unter anderem habe sich die Tierärztin aus dem Krefelder Zoo gemeldet. Dort sind bei einem Feuer im Affenhaus an Neujahr 2020 fünfzig Tiere gestorben, darunter acht Menschenaffen. „Wir sind sehr, sehr, sehr froh, dass die überwiegende Zahl der Tiere wohlauf ist – aber wir trauern um die Tiere, die wir verloren haben“, sagt Pagel.

Dazu gehört nun auch die Asiatische Elefantenkuh. Nach Angaben von Pagel kam es am Donnerstag zur Auseinandersetzung mit dem 51 Jahre alten Bullen Bindu. „Die Elefanten wurden daraufhin getrennt und aufgestallt.“ Zankerein wie diese kämen ab und zu vor, auch in der Wildnis, wie Pagel sagt. Doch der Bulle hatte die 33-jährige Kuh schwer verletzt, so dass am Freitag Elefantenexperten aus dem Wuppertaler Zoo hinzugezogen worden seien. Ein Tierarzt des Kölner Zoos hatte sich schon am Donnerstag um die Kuh gekümmert, deren Bein verletzt war. Beim Röntgen stellte sich heraus, dass die Kuh einen komplizierten Waden- und Schienbeinbruch hatte, der nicht reparabel war. „Wir mussten sie leider einschläfern“, sagt Pagel. In der Kölner Elefantenherde leben jetzt noch zwölf Tiere. Die nun eingeschläferte Kuh habe nie Junge gehabt, weil sie unfruchtbar war, wie Pagel sagt. „Sie war aber die gute Tante, die allen zur Seite stand – auch für die Herde ist ihr Tod ein Verlust.“

Das Regenwaldhaus bleibt für Besucher noch geschlossen. Der Zoo hat aber regulär täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

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